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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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Begriff Felsenblöcke zu schleudern, und die
Weßire rennen auch noch in ihrer Ver-
wandlung mit den Köpfen gegen einander.
Die Kammerfrauen der Sultanin und Zo-
raidens hast Du in den webenden Jung-
frauen, und in den unermüdeten Tänze-
rinnen wiedergefunden. Vom Aufgange
bis zum Untergange der Sonne müssen
sie hier unaufhörlich tanzen, und man
sagt, Mussabelin käme oft mit seinem
Sohne auf einen der nahen Felsen, um sich
an dem lieblichen Anblicke der unverhüllten
Reize zu ergötzen; von Sonnenuntergang
bis Mitternacht dürfen sie ruhen, um ihr
Unglück und Zoraidens Schicksal zu bewei-
nen, und sich zu den neuen Leiden zu stär-
ken, welche jedesmal sieben von ihnen an
den Weberstühlen finden.

Der Genius griff begierig nach seiner
Betelbüchse, die er so lange ruhen lassen

Begriff Felſenbloͤcke zu ſchleudern, und die
Weßire rennen auch noch in ihrer Ver-
wandlung mit den Koͤpfen gegen einander.
Die Kammerfrauen der Sultanin und Zo-
raidens haſt Du in den webenden Jung-
frauen, und in den unermuͤdeten Taͤnze-
rinnen wiedergefunden. Vom Aufgange
bis zum Untergange der Sonne muͤſſen
ſie hier unaufhoͤrlich tanzen, und man
ſagt, Muſſabelin kaͤme oft mit ſeinem
Sohne auf einen der nahen Felſen, um ſich
an dem lieblichen Anblicke der unverhuͤllten
Reize zu ergoͤtzen; von Sonnenuntergang
bis Mitternacht duͤrfen ſie ruhen, um ihr
Ungluͤck und Zoraidens Schickſal zu bewei-
nen, und ſich zu den neuen Leiden zu ſtaͤr-
ken, welche jedesmal ſieben von ihnen an
den Weberſtuͤhlen finden.

Der Genius griff begierig nach ſeiner
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[202/0206] Begriff Felſenbloͤcke zu ſchleudern, und die Weßire rennen auch noch in ihrer Ver- wandlung mit den Koͤpfen gegen einander. Die Kammerfrauen der Sultanin und Zo- raidens haſt Du in den webenden Jung- frauen, und in den unermuͤdeten Taͤnze- rinnen wiedergefunden. Vom Aufgange bis zum Untergange der Sonne muͤſſen ſie hier unaufhoͤrlich tanzen, und man ſagt, Muſſabelin kaͤme oft mit ſeinem Sohne auf einen der nahen Felſen, um ſich an dem lieblichen Anblicke der unverhuͤllten Reize zu ergoͤtzen; von Sonnenuntergang bis Mitternacht duͤrfen ſie ruhen, um ihr Ungluͤck und Zoraidens Schickſal zu bewei- nen, und ſich zu den neuen Leiden zu ſtaͤr- ken, welche jedesmal ſieben von ihnen an den Weberſtuͤhlen finden. Der Genius griff begierig nach ſeiner Betelbuͤchſe, die er ſo lange ruhen laſſen

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/206>, abgerufen am 28.03.2024.