Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

goldbesäumten Flügeln, um sich von den
sanften Händen berühren zu lassen, und
wurde seit diesem Tage von heftiger Liebe
gegen Zoraiden entzündet. Aber seine edle
Mutter gab alsbald ihren Plan auf, da
ihr einst der Sultan entdeckte, daß er sei-
ner Bundesgenossin, der Königin der sie-
ben Seen
, schon lange versprochen habe,
ihren Sohn Almenor mit Zoraiden zu
verbinden. Ja, sie ging so weit, daß sie
ihren Sohn von seiner Leidenschaft heilte,
und seine Gefühle für Zoraiden zu der
uneigennützigsten Freundschaft herabstimmte.
Dem Sultane versprach sie, die Ver-
bindung, welche er wünschte, nach allen
Kräften zu befördern; aber sie verhehlte
auch ihre Besorgnisse nicht, daß der mäch-
tige Zauberer Mussabelin diese Gelegenheit
benutzen werde, sich an der Königin der
sieben Seen zu rächen, weil sie einst seine

goldbeſaͤumten Fluͤgeln, um ſich von den
ſanften Haͤnden beruͤhren zu laſſen, und
wurde ſeit dieſem Tage von heftiger Liebe
gegen Zoraiden entzuͤndet. Aber ſeine edle
Mutter gab alsbald ihren Plan auf, da
ihr einſt der Sultan entdeckte, daß er ſei-
ner Bundesgenoſſin, der Koͤnigin der ſie-
ben Seen
, ſchon lange verſprochen habe,
ihren Sohn Almenor mit Zoraiden zu
verbinden. Ja, ſie ging ſo weit, daß ſie
ihren Sohn von ſeiner Leidenſchaft heilte,
und ſeine Gefuͤhle fuͤr Zoraiden zu der
uneigennuͤtzigſten Freundſchaft herabſtimmte.
Dem Sultane verſprach ſie, die Ver-
bindung, welche er wuͤnſchte, nach allen
Kraͤften zu befoͤrdern; aber ſie verhehlte
auch ihre Beſorgniſſe nicht, daß der maͤch-
tige Zauberer Muſſabelin dieſe Gelegenheit
benutzen werde, ſich an der Koͤnigin der
ſieben Seen zu raͤchen, weil ſie einſt ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="198"/>
goldbe&#x017F;a&#x0364;umten Flu&#x0364;geln, um &#x017F;ich von den<lb/>
&#x017F;anften Ha&#x0364;nden beru&#x0364;hren zu la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
wurde &#x017F;eit die&#x017F;em Tage von heftiger Liebe<lb/>
gegen Zoraiden entzu&#x0364;ndet. Aber &#x017F;eine edle<lb/>
Mutter gab alsbald ihren Plan auf, da<lb/>
ihr ein&#x017F;t der Sultan entdeckte, daß er &#x017F;ei-<lb/>
ner Bundesgeno&#x017F;&#x017F;in, der Ko&#x0364;nigin der <hi rendition="#g">&#x017F;ie-<lb/>
ben Seen</hi>, &#x017F;chon lange ver&#x017F;prochen habe,<lb/>
ihren Sohn <hi rendition="#g">Almenor</hi> mit Zoraiden zu<lb/>
verbinden. Ja, &#x017F;ie ging &#x017F;o weit, daß &#x017F;ie<lb/>
ihren Sohn von &#x017F;einer Leiden&#x017F;chaft heilte,<lb/>
und &#x017F;eine Gefu&#x0364;hle fu&#x0364;r Zoraiden zu der<lb/>
uneigennu&#x0364;tzig&#x017F;ten Freund&#x017F;chaft herab&#x017F;timmte.<lb/>
Dem Sultane ver&#x017F;prach &#x017F;ie, die Ver-<lb/>
bindung, welche er wu&#x0364;n&#x017F;chte, nach allen<lb/>
Kra&#x0364;ften zu befo&#x0364;rdern; aber &#x017F;ie verhehlte<lb/>
auch ihre Be&#x017F;orgni&#x017F;&#x017F;e nicht, daß der ma&#x0364;ch-<lb/>
tige Zauberer Mu&#x017F;&#x017F;abelin die&#x017F;e Gelegenheit<lb/>
benutzen werde, &#x017F;ich an der Ko&#x0364;nigin der<lb/>
&#x017F;ieben Seen zu ra&#x0364;chen, weil &#x017F;ie ein&#x017F;t &#x017F;eine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0202] goldbeſaͤumten Fluͤgeln, um ſich von den ſanften Haͤnden beruͤhren zu laſſen, und wurde ſeit dieſem Tage von heftiger Liebe gegen Zoraiden entzuͤndet. Aber ſeine edle Mutter gab alsbald ihren Plan auf, da ihr einſt der Sultan entdeckte, daß er ſei- ner Bundesgenoſſin, der Koͤnigin der ſie- ben Seen, ſchon lange verſprochen habe, ihren Sohn Almenor mit Zoraiden zu verbinden. Ja, ſie ging ſo weit, daß ſie ihren Sohn von ſeiner Leidenſchaft heilte, und ſeine Gefuͤhle fuͤr Zoraiden zu der uneigennuͤtzigſten Freundſchaft herabſtimmte. Dem Sultane verſprach ſie, die Ver- bindung, welche er wuͤnſchte, nach allen Kraͤften zu befoͤrdern; aber ſie verhehlte auch ihre Beſorgniſſe nicht, daß der maͤch- tige Zauberer Muſſabelin dieſe Gelegenheit benutzen werde, ſich an der Koͤnigin der ſieben Seen zu raͤchen, weil ſie einſt ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/202
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/202>, abgerufen am 19.04.2024.