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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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Dein altes Lied! rief Takeddin, dein
altes Lied, das mir nicht viel Gutes für
den Ausgang des Kampfes weissagt, und
wenig Tröstliches für die Wünsche meines
Herzens, welches die Liebe mit seiner Glut
entzündet hat. Also bis auf den Abend
soll ich noch harren? So lange noch die
Rache aufschieben, wozu mich das ungestü-
me Verlangen meiner Brust treibt? . . .
Gieb bessern Trost, treffliches Schwert!
setzte er hinzu, indem er die Klinge aus-
streckte. Und das allzeit fertige Orakel ließ
sich also vernehmen:

Nur einmal noch kannst den Versuch
Du wagen,
Dem neun und achtzig kraftlos schon
erlagen.

Unmuthig warf Takeddin den Säbel
von sich. Willst Du meiner Unruhe, mei-

Mährchen M

Dein altes Lied! rief Takeddin, dein
altes Lied, das mir nicht viel Gutes fuͤr
den Ausgang des Kampfes weiſſagt, und
wenig Troͤſtliches fuͤr die Wuͤnſche meines
Herzens, welches die Liebe mit ſeiner Glut
entzuͤndet hat. Alſo bis auf den Abend
ſoll ich noch harren? So lange noch die
Rache aufſchieben, wozu mich das ungeſtuͤ-
me Verlangen meiner Bruſt treibt? . . .
Gieb beſſern Troſt, treffliches Schwert!
ſetzte er hinzu, indem er die Klinge aus-
ſtreckte. Und das allzeit fertige Orakel ließ
ſich alſo vernehmen:

Nur einmal noch kannſt den Verſuch
Du wagen,
Dem neun und achtzig kraftlos ſchon
erlagen.

Unmuthig warf Takeddin den Saͤbel
von ſich. Willſt Du meiner Unruhe, mei-

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[177/0181] Dein altes Lied! rief Takeddin, dein altes Lied, das mir nicht viel Gutes fuͤr den Ausgang des Kampfes weiſſagt, und wenig Troͤſtliches fuͤr die Wuͤnſche meines Herzens, welches die Liebe mit ſeiner Glut entzuͤndet hat. Alſo bis auf den Abend ſoll ich noch harren? So lange noch die Rache aufſchieben, wozu mich das ungeſtuͤ- me Verlangen meiner Bruſt treibt? . . . Gieb beſſern Troſt, treffliches Schwert! ſetzte er hinzu, indem er die Klinge aus- ſtreckte. Und das allzeit fertige Orakel ließ ſich alſo vernehmen: Nur einmal noch kannſt den Verſuch Du wagen, Dem neun und achtzig kraftlos ſchon erlagen. Unmuthig warf Takeddin den Saͤbel von ſich. Willſt Du meiner Unruhe, mei- Maͤhrchen M

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/181>, abgerufen am 25.04.2024.