starker Baumzweig verbarg, und bald er- hob er sich wieder, um dieses schöne Ge- mählde, das von einem blendenden magi- schen Glanze beleuchtet wurde, aus einem andern Standpunkte zu betrachten.
Aber welcher plötzliche Wechsel! Mitten in seiner süßen Selbstvergessenheit störte ihn eine der dienenden Jungfrauen, welche rief: Jch sehe das Licht in Osten! und alle Drei sprachen darauf mit klagendem Tone: Ach, das Licht in Osten erwacht! Die Jung- frau im Bade erhob ihren Blick mit schmerz- haftem Ausdrucke: Unglückseeliges Licht! rief sie aus, bist auch du so grausam ge- gen mich? Kannst du nicht einmal die Welt im Schooße der Nacht ruhen, und verge- bens auf deine Ankunft warten lassen? Je- dem bist du erwünscht, o Sonne, wenn du aus den kühlen Thälern jenseits der Berge hervorkommst; jedem bringst du Freude
ſtarker Baumzweig verbarg, und bald er- hob er ſich wieder, um dieſes ſchoͤne Ge- maͤhlde, das von einem blendenden magi- ſchen Glanze beleuchtet wurde, aus einem andern Standpunkte zu betrachten.
Aber welcher ploͤtzliche Wechſel! Mitten in ſeiner ſuͤßen Selbſtvergeſſenheit ſtoͤrte ihn eine der dienenden Jungfrauen, welche rief: Jch ſehe das Licht in Oſten! und alle Drei ſprachen darauf mit klagendem Tone: Ach, das Licht in Oſten erwacht! Die Jung- frau im Bade erhob ihren Blick mit ſchmerz- haftem Ausdrucke: Ungluͤckſeeliges Licht! rief ſie aus, biſt auch du ſo grauſam ge- gen mich? Kannſt du nicht einmal die Welt im Schooße der Nacht ruhen, und verge- bens auf deine Ankunft warten laſſen? Je- dem biſt du erwuͤnſcht, o Sonne, wenn du aus den kuͤhlen Thaͤlern jenſeits der Berge hervorkommſt; jedem bringſt du Freude
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ſtarker Baumzweig verbarg, und bald er-
hob er ſich wieder, um dieſes ſchoͤne Ge-
maͤhlde, das von einem blendenden magi-
ſchen Glanze beleuchtet wurde, aus einem
andern Standpunkte zu betrachten.
Aber welcher ploͤtzliche Wechſel! Mitten
in ſeiner ſuͤßen Selbſtvergeſſenheit ſtoͤrte
ihn eine der dienenden Jungfrauen, welche
rief: Jch ſehe das Licht in Oſten! und alle
Drei ſprachen darauf mit klagendem Tone:
Ach, das Licht in Oſten erwacht! Die Jung-
frau im Bade erhob ihren Blick mit ſchmerz-
haftem Ausdrucke: Ungluͤckſeeliges Licht!
rief ſie aus, biſt auch du ſo grauſam ge-
gen mich? Kannſt du nicht einmal die Welt
im Schooße der Nacht ruhen, und verge-
bens auf deine Ankunft warten laſſen? Je-
dem biſt du erwuͤnſcht, o Sonne, wenn du
aus den kuͤhlen Thaͤlern jenſeits der Berge
hervorkommſt; jedem bringſt du Freude
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/177>, abgerufen am 24.04.2024.
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