frau, wenn ich auch so viel Worte brauchen wollte, als Biledulgerid Datteln er- zeugt: so würde ich doch ihre Schönheit nicht würdig beschreiben können; und wenn ich so viel Thränen weine, als in der Re- genzeit Tropfen vom Himmel fallen: so werde ich doch ihr hartes Schicksal nicht genug beklagt haben.
Mit diesen Worten entfernte sich die holde Jungfrau, nachdem sie ihren Beglei- terinnen einen Wink gegeben hatte. Diese naheten sich darauf ehrfurchtsvoll dem Wanderer, dem sie durch Zeichen andeute- ten, sich des Bodes zu bedienen. Als nun Takeddin in der lauen Fluth sich erfrischt hatte, rieben die weichen Hände der Jung- frauen duftende Salben in seine Glieder, und bedeckten ihn mit kostbaren, wohlrie- chenden Gewändern. Bei diesen Geschäf- ten entfloh kein Laut von den Korallen-
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frau, wenn ich auch ſo viel Worte brauchen wollte, als Biledulgerid Datteln er- zeugt: ſo wuͤrde ich doch ihre Schoͤnheit nicht wuͤrdig beſchreiben koͤnnen; und wenn ich ſo viel Thraͤnen weine, als in der Re- genzeit Tropfen vom Himmel fallen: ſo werde ich doch ihr hartes Schickſal nicht genug beklagt haben.
Mit dieſen Worten entfernte ſich die holde Jungfrau, nachdem ſie ihren Beglei- terinnen einen Wink gegeben hatte. Dieſe naheten ſich darauf ehrfurchtsvoll dem Wanderer, dem ſie durch Zeichen andeute- ten, ſich des Bodes zu bedienen. Als nun Takeddin in der lauen Fluth ſich erfriſcht hatte, rieben die weichen Haͤnde der Jung- frauen duftende Salben in ſeine Glieder, und bedeckten ihn mit koſtbaren, wohlrie- chenden Gewaͤndern. Bei dieſen Geſchaͤf- ten entfloh kein Laut von den Korallen-
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frau, wenn ich auch ſo viel Worte brauchen
wollte, als Biledulgerid Datteln er-
zeugt: ſo wuͤrde ich doch ihre Schoͤnheit
nicht wuͤrdig beſchreiben koͤnnen; und wenn
ich ſo viel Thraͤnen weine, als in der Re-
genzeit Tropfen vom Himmel fallen: ſo
werde ich doch ihr hartes Schickſal nicht
genug beklagt haben.
Mit dieſen Worten entfernte ſich die
holde Jungfrau, nachdem ſie ihren Beglei-
terinnen einen Wink gegeben hatte. Dieſe
naheten ſich darauf ehrfurchtsvoll dem
Wanderer, dem ſie durch Zeichen andeute-
ten, ſich des Bodes zu bedienen. Als nun
Takeddin in der lauen Fluth ſich erfriſcht
hatte, rieben die weichen Haͤnde der Jung-
frauen duftende Salben in ſeine Glieder,
und bedeckten ihn mit koſtbaren, wohlrie-
chenden Gewaͤndern. Bei dieſen Geſchaͤf-
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/167>, abgerufen am 29.03.2024.
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