Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

tet, und Takeddin sah, wie der gewaltige
Wasserstrahl in schimmernden Bogen über
die nahen, zackigen Felsen stürzte, und die
schäumenden Wellen auf die Stelle zu eil-
ten, die er sich zum Lager ausersehen
hatte.

Jch finde das Betragen der Zauber-
mächte sehr ungleich und sonderbar. Von
der einen Seite lassen sie mir unerwartet
die köstlichsten Erquickungen zukommen,
und auf der andern scheinen sie den Lauf
der Waldströme zu verändern, um mir
eine Ruhestätte zu zerstören, die mir gewiß
Niemand beneiden wird.

Mit diesen Worten hob Takeddin sein
ausgebreitetes Oberkleid auf, legte es wie-
der um seine Schultern, und suchte sich ei-
nen andern Ruheplatz; aber der tobende
Strom schien ihm auf der Ferse zu folgen,
bis Takeddin eine Terrassenähnliche Felsen-

tet, und Takeddin ſah, wie der gewaltige
Waſſerſtrahl in ſchimmernden Bogen uͤber
die nahen, zackigen Felſen ſtuͤrzte, und die
ſchaͤumenden Wellen auf die Stelle zu eil-
ten, die er ſich zum Lager auserſehen
hatte.

Jch finde das Betragen der Zauber-
maͤchte ſehr ungleich und ſonderbar. Von
der einen Seite laſſen ſie mir unerwartet
die koͤſtlichſten Erquickungen zukommen,
und auf der andern ſcheinen ſie den Lauf
der Waldſtroͤme zu veraͤndern, um mir
eine Ruheſtaͤtte zu zerſtoͤren, die mir gewiß
Niemand beneiden wird.

Mit dieſen Worten hob Takeddin ſein
ausgebreitetes Oberkleid auf, legte es wie-
der um ſeine Schultern, und ſuchte ſich ei-
nen andern Ruheplatz; aber der tobende
Strom ſchien ihm auf der Ferſe zu folgen,
bis Takeddin eine Terraſſenaͤhnliche Felſen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="153"/>
tet, und Takeddin &#x017F;ah, wie der gewaltige<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;trahl in &#x017F;chimmernden Bogen u&#x0364;ber<lb/>
die nahen, zackigen Fel&#x017F;en &#x017F;tu&#x0364;rzte, und die<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;umenden Wellen auf die Stelle zu eil-<lb/>
ten, die er &#x017F;ich zum Lager auser&#x017F;ehen<lb/>
hatte.</p><lb/>
        <p>Jch finde das Betragen der Zauber-<lb/>
ma&#x0364;chte &#x017F;ehr ungleich und &#x017F;onderbar. Von<lb/>
der einen Seite la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mir unerwartet<lb/>
die ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;ten Erquickungen zukommen,<lb/>
und auf der andern &#x017F;cheinen &#x017F;ie den Lauf<lb/>
der Wald&#x017F;tro&#x0364;me zu vera&#x0364;ndern, um mir<lb/>
eine Ruhe&#x017F;ta&#x0364;tte zu zer&#x017F;to&#x0364;ren, die mir gewiß<lb/>
Niemand beneiden wird.</p><lb/>
        <p>Mit die&#x017F;en Worten hob Takeddin &#x017F;ein<lb/>
ausgebreitetes Oberkleid auf, legte es wie-<lb/>
der um &#x017F;eine Schultern, und &#x017F;uchte &#x017F;ich ei-<lb/>
nen andern Ruheplatz; aber der tobende<lb/>
Strom &#x017F;chien ihm auf der Fer&#x017F;e zu folgen,<lb/>
bis Takeddin eine Terra&#x017F;&#x017F;ena&#x0364;hnliche Fel&#x017F;en-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0157] tet, und Takeddin ſah, wie der gewaltige Waſſerſtrahl in ſchimmernden Bogen uͤber die nahen, zackigen Felſen ſtuͤrzte, und die ſchaͤumenden Wellen auf die Stelle zu eil- ten, die er ſich zum Lager auserſehen hatte. Jch finde das Betragen der Zauber- maͤchte ſehr ungleich und ſonderbar. Von der einen Seite laſſen ſie mir unerwartet die koͤſtlichſten Erquickungen zukommen, und auf der andern ſcheinen ſie den Lauf der Waldſtroͤme zu veraͤndern, um mir eine Ruheſtaͤtte zu zerſtoͤren, die mir gewiß Niemand beneiden wird. Mit dieſen Worten hob Takeddin ſein ausgebreitetes Oberkleid auf, legte es wie- der um ſeine Schultern, und ſuchte ſich ei- nen andern Ruheplatz; aber der tobende Strom ſchien ihm auf der Ferſe zu folgen, bis Takeddin eine Terraſſenaͤhnliche Felſen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/157
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/157>, abgerufen am 29.03.2024.