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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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aber Jhro Majestät Vollmacht geben; den
Prinzen zu kapern, wo ich ihn finde? --
Es möchte vielleicht nur an einem sehr
kleinen Hofe gelingen." --

"Jmmerhin! wir bedürfen eines gesun-
den, vernünftigen Mannes. Gleichviel ob
er der Sohn eines Kaisers oder eines Kö-
nigs ist."

"Ach wir müssen vielleicht noch tiefer
hinunter steigen!" --

"Auch das; wenn es nicht anders seyn
kann! -- Kommen Sie nur bald wieder,
damit wir sehen: was wir zu hoffen haben."

Aber der arme Äskulap konnte, nach-
dem er schon drey Monathe herumgeirrt
war, noch immer das Gesuchte nicht finden.
Oft wollte er sich schmeicheln; aber schon
nach einem kurzen Aufenthalte rief er wie-
der "französirt! -- zebraisirt! -- und mußte
dann trostlos seinen Wanderstab weiter setzen.

Mährchen. J
aber Jhro Majeſtaͤt Vollmacht geben; den
Prinzen zu kapern, wo ich ihn finde? —
Es moͤchte vielleicht nur an einem ſehr
kleinen Hofe gelingen.« —

»Jmmerhin! wir beduͤrfen eines geſun-
den, vernuͤnftigen Mannes. Gleichviel ob
er der Sohn eines Kaiſers oder eines Koͤ-
nigs iſt.«

»Ach wir muͤſſen vielleicht noch tiefer
hinunter ſteigen!« —

»Auch das; wenn es nicht anders ſeyn
kann! — Kommen Sie nur bald wieder,
damit wir ſehen: was wir zu hoffen haben.«

Aber der arme Äskulap konnte, nach-
dem er ſchon drey Monathe herumgeirrt
war, noch immer das Geſuchte nicht finden.
Oft wollte er ſich ſchmeicheln; aber ſchon
nach einem kurzen Aufenthalte rief er wie-
der »franzoͤſirt! — zebraïſirt! — und mußte
dann troſtlos ſeinen Wanderſtab weiter ſetzen.

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[129/0133] aber Jhro Majeſtaͤt Vollmacht geben; den Prinzen zu kapern, wo ich ihn finde? — Es moͤchte vielleicht nur an einem ſehr kleinen Hofe gelingen.« — »Jmmerhin! wir beduͤrfen eines geſun- den, vernuͤnftigen Mannes. Gleichviel ob er der Sohn eines Kaiſers oder eines Koͤ- nigs iſt.« »Ach wir muͤſſen vielleicht noch tiefer hinunter ſteigen!« — »Auch das; wenn es nicht anders ſeyn kann! — Kommen Sie nur bald wieder, damit wir ſehen: was wir zu hoffen haben.« Aber der arme Äskulap konnte, nach- dem er ſchon drey Monathe herumgeirrt war, noch immer das Geſuchte nicht finden. Oft wollte er ſich ſchmeicheln; aber ſchon nach einem kurzen Aufenthalte rief er wie- der »franzoͤſirt! — zebraïſirt! — und mußte dann troſtlos ſeinen Wanderſtab weiter ſetzen. Maͤhrchen. J

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/133>, abgerufen am 28.03.2024.