Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
für den ersten Kourtag nichts pikanteres
wählen, und beschloß nun -- wie es sich
von selbst versteht -- den kleinen Verstoß
gegen die nordische Etiquette nicht zu achten.

Wer, überdem, konnte etwas dagegen
einwenden; wenn er versicherte: ein Ritter-
anzug sey, nach dem lezten französischen
Geschmacke, zur Kour unentbehrlich? --
Gesagt! gethan! in zwey Stunden war
der Ritter fertig, und trat nun, zum Er-
staunen des ganzen Hofes völlig gewapnet
in das Prunkgemach.

Der Hofmarschall erblaßte, die Prinzes-
sin erröthete, und der König drückte etwas
verlegen die Krone ein wenig tiefer ins
Gesicht. Allerdings war der Prinz, ob-
gleich nicht überflüssig blühend, doch noch
immer ein Mann der ein Mädchen zum
Erröthen, und einen funfzigjährigen Hof-
marschall zum Erblassen bringen konnte.

fuͤr den erſten Kourtag nichts pikanteres
waͤhlen, und beſchloß nun — wie es ſich
von ſelbſt verſteht — den kleinen Verſtoß
gegen die nordiſche Etiquette nicht zu achten.

Wer, uͤberdem, konnte etwas dagegen
einwenden; wenn er verſicherte: ein Ritter-
anzug ſey, nach dem lezten franzoͤſiſchen
Geſchmacke, zur Kour unentbehrlich? —
Geſagt! gethan! in zwey Stunden war
der Ritter fertig, und trat nun, zum Er-
ſtaunen des ganzen Hofes voͤllig gewapnet
in das Prunkgemach.

Der Hofmarſchall erblaßte, die Prinzeſ-
ſin erroͤthete, und der Koͤnig druͤckte etwas
verlegen die Krone ein wenig tiefer ins
Geſicht. Allerdings war der Prinz, ob-
gleich nicht uͤberfluͤſſig bluͤhend, doch noch
immer ein Mann der ein Maͤdchen zum
Erroͤthen, und einen funfzigjaͤhrigen Hof-
marſchall zum Erblaſſen bringen konnte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#KOEN">
          <p><pb facs="#f0127" n="123"/>
fu&#x0364;r den er&#x017F;ten Kourtag nichts pikanteres<lb/>
wa&#x0364;hlen, und be&#x017F;chloß nun &#x2014; wie es &#x017F;ich<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;teht &#x2014; den kleinen Ver&#x017F;toß<lb/>
gegen die nordi&#x017F;che Etiquette nicht zu achten.</p><lb/>
          <p>Wer, u&#x0364;berdem, konnte etwas dagegen<lb/>
einwenden; wenn er ver&#x017F;icherte: ein Ritter-<lb/>
anzug &#x017F;ey, nach dem lezten franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;chmacke, zur Kour unentbehrlich? &#x2014;<lb/>
Ge&#x017F;agt! gethan! in zwey Stunden war<lb/>
der Ritter fertig, und trat nun, zum Er-<lb/>
&#x017F;taunen des ganzen Hofes vo&#x0364;llig gewapnet<lb/>
in das Prunkgemach.</p><lb/>
          <p>Der Hofmar&#x017F;chall erblaßte, die Prinze&#x017F;-<lb/>
&#x017F;in erro&#x0364;thete, und der Ko&#x0364;nig dru&#x0364;ckte etwas<lb/>
verlegen die Krone ein wenig tiefer ins<lb/>
Ge&#x017F;icht. Allerdings war der Prinz, ob-<lb/>
gleich nicht u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig blu&#x0364;hend, doch noch<lb/>
immer ein Mann der ein Ma&#x0364;dchen zum<lb/>
Erro&#x0364;then, und einen funfzigja&#x0364;hrigen Hof-<lb/>
mar&#x017F;chall zum Erbla&#x017F;&#x017F;en bringen konnte.</p><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0127] fuͤr den erſten Kourtag nichts pikanteres waͤhlen, und beſchloß nun — wie es ſich von ſelbſt verſteht — den kleinen Verſtoß gegen die nordiſche Etiquette nicht zu achten. Wer, uͤberdem, konnte etwas dagegen einwenden; wenn er verſicherte: ein Ritter- anzug ſey, nach dem lezten franzoͤſiſchen Geſchmacke, zur Kour unentbehrlich? — Geſagt! gethan! in zwey Stunden war der Ritter fertig, und trat nun, zum Er- ſtaunen des ganzen Hofes voͤllig gewapnet in das Prunkgemach. Der Hofmarſchall erblaßte, die Prinzeſ- ſin erroͤthete, und der Koͤnig druͤckte etwas verlegen die Krone ein wenig tiefer ins Geſicht. Allerdings war der Prinz, ob- gleich nicht uͤberfluͤſſig bluͤhend, doch noch immer ein Mann der ein Maͤdchen zum Erroͤthen, und einen funfzigjaͤhrigen Hof- marſchall zum Erblaſſen bringen konnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/127
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/127>, abgerufen am 18.04.2024.