Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
den Mond -- von dem zusammenge-
legten Weiszeuge des Himmels
,
und versicherte, die Mühle der Schöp-
fung
habe an diesem herrlichen Morgen
mit allen Rädern und Ströhmen ge-
rauscht.

Die Oberhofmeisterinn sah die Kammer-
frauen bedenklich an, und diese zuckten
eben so bedenklich die Achseln. Der König
kam dazu, und wurde nun freylich über-
zeugt: daß es Fälle giebt; wo man sogar
die Orakel nicht verschmähen muß. Alle
Anstalten wurden getroffen, und er machte
sich den folgenden Tag in der Staatsequi-
page auf den Weg.

Schon um sechs Uhr des Morgens wurde
er von dem Oberpriester auf der Zinne des
Tempels erwartet. Der heilige Mann
hatte so eben ein halb dutzend frische Eier
verschluckt, um dem Orakel die gehörige
Mährchen. H
den Mond — von dem zuſammenge-
legten Weiszeuge des Himmels
,
und verſicherte, die Muͤhle der Schoͤp-
fung
habe an dieſem herrlichen Morgen
mit allen Raͤdern und Stroͤhmen ge-
rauſcht.

Die Oberhofmeiſterinn ſah die Kammer-
frauen bedenklich an, und dieſe zuckten
eben ſo bedenklich die Achſeln. Der Koͤnig
kam dazu, und wurde nun freylich uͤber-
zeugt: daß es Faͤlle giebt; wo man ſogar
die Orakel nicht verſchmaͤhen muß. Alle
Anſtalten wurden getroffen, und er machte
ſich den folgenden Tag in der Staatsequi-
page auf den Weg.

Schon um ſechs Uhr des Morgens wurde
er von dem Oberprieſter auf der Zinne des
Tempels erwartet. Der heilige Mann
hatte ſo eben ein halb dutzend friſche Eier
verſchluckt, um dem Orakel die gehoͤrige
Maͤhrchen. H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#KOEN">
          <p><pb facs="#f0117" n="113"/>
den Mond &#x2014; von dem <hi rendition="#g">zu&#x017F;ammenge-<lb/>
legten Weiszeuge des Himmels</hi>,<lb/>
und ver&#x017F;icherte, die <hi rendition="#g">Mu&#x0364;hle der Scho&#x0364;p-<lb/>
fung</hi> habe an die&#x017F;em herrlichen Morgen<lb/>
mit allen <hi rendition="#g">Ra&#x0364;dern</hi> und <hi rendition="#g">Stro&#x0364;hmen</hi> ge-<lb/>
rau&#x017F;cht.</p><lb/>
          <p>Die Oberhofmei&#x017F;terinn &#x017F;ah die Kammer-<lb/>
frauen bedenklich an, und die&#x017F;e zuckten<lb/>
eben &#x017F;o bedenklich die Ach&#x017F;eln. Der Ko&#x0364;nig<lb/>
kam dazu, und wurde nun freylich u&#x0364;ber-<lb/>
zeugt: daß es Fa&#x0364;lle giebt; wo man &#x017F;ogar<lb/>
die Orakel nicht ver&#x017F;chma&#x0364;hen muß. Alle<lb/>
An&#x017F;talten wurden getroffen, und er machte<lb/>
&#x017F;ich den folgenden Tag in der Staatsequi-<lb/>
page auf den Weg.</p><lb/>
          <p>Schon um &#x017F;echs Uhr des Morgens wurde<lb/>
er von dem Oberprie&#x017F;ter auf der Zinne des<lb/>
Tempels erwartet. Der heilige Mann<lb/>
hatte &#x017F;o eben ein halb dutzend fri&#x017F;che Eier<lb/>
ver&#x017F;chluckt, um dem Orakel die geho&#x0364;rige<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Ma&#x0364;hrchen. H</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0117] den Mond — von dem zuſammenge- legten Weiszeuge des Himmels, und verſicherte, die Muͤhle der Schoͤp- fung habe an dieſem herrlichen Morgen mit allen Raͤdern und Stroͤhmen ge- rauſcht. Die Oberhofmeiſterinn ſah die Kammer- frauen bedenklich an, und dieſe zuckten eben ſo bedenklich die Achſeln. Der Koͤnig kam dazu, und wurde nun freylich uͤber- zeugt: daß es Faͤlle giebt; wo man ſogar die Orakel nicht verſchmaͤhen muß. Alle Anſtalten wurden getroffen, und er machte ſich den folgenden Tag in der Staatsequi- page auf den Weg. Schon um ſechs Uhr des Morgens wurde er von dem Oberprieſter auf der Zinne des Tempels erwartet. Der heilige Mann hatte ſo eben ein halb dutzend friſche Eier verſchluckt, um dem Orakel die gehoͤrige Maͤhrchen. H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/117
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/117>, abgerufen am 24.04.2024.