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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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leute hinreichend gewesen; was mußte nun
nicht die Erklärung selbst thun? -- Jm
kurzen war der ganze Hof zebraisirt und
die kleine Opposition, welche aus dem Kö-
nige, der Oberhofmeisterin und dem Leib-
arzte bestand, wollte dagegen nicht viel be-
deuten.

Der Erste, war in der Lessingischen Pe-
riode gebildet, und daher zu dem zebraischen
Tone schlechterdings verdorben, die Zweite,
eine gebohrne Französinn, fühlte sich noch
weniger dazu organisirt, und der Leibarzt
zu sehr gewohnt, die meisten Dinge, wie
Krankheiten zu betrachten, konnte es mit
dem Zebraismus auch nicht anders halten.

Aber wie gesagt, das Alles wollte nicht
viel bedeuten. Die Prinzessin fand alle
Tage mehr Geschmack an den Zebraiaden,
der Hofmarschall nahm den Morgen eine
ziemliche Dosis Opium, um recht auffallend

leute hinreichend geweſen; was mußte nun
nicht die Erklaͤrung ſelbſt thun? — Jm
kurzen war der ganze Hof zebraïſirt und
die kleine Oppoſition, welche aus dem Koͤ-
nige, der Oberhofmeiſterin und dem Leib-
arzte beſtand, wollte dagegen nicht viel be-
deuten.

Der Erſte, war in der Leſſingiſchen Pe-
riode gebildet, und daher zu dem zebraiſchen
Tone ſchlechterdings verdorben, die Zweite,
eine gebohrne Franzoͤſinn, fuͤhlte ſich noch
weniger dazu organiſirt, und der Leibarzt
zu ſehr gewohnt, die meiſten Dinge, wie
Krankheiten zu betrachten, konnte es mit
dem Zebraïsmus auch nicht anders halten.

Aber wie geſagt, das Alles wollte nicht
viel bedeuten. Die Prinzeſſin fand alle
Tage mehr Geſchmack an den Zebraïaden,
der Hofmarſchall nahm den Morgen eine
ziemliche Doſis Opium, um recht auffallend

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[105/0109] leute hinreichend geweſen; was mußte nun nicht die Erklaͤrung ſelbſt thun? — Jm kurzen war der ganze Hof zebraïſirt und die kleine Oppoſition, welche aus dem Koͤ- nige, der Oberhofmeiſterin und dem Leib- arzte beſtand, wollte dagegen nicht viel be- deuten. Der Erſte, war in der Leſſingiſchen Pe- riode gebildet, und daher zu dem zebraiſchen Tone ſchlechterdings verdorben, die Zweite, eine gebohrne Franzoͤſinn, fuͤhlte ſich noch weniger dazu organiſirt, und der Leibarzt zu ſehr gewohnt, die meiſten Dinge, wie Krankheiten zu betrachten, konnte es mit dem Zebraïsmus auch nicht anders halten. Aber wie geſagt, das Alles wollte nicht viel bedeuten. Die Prinzeſſin fand alle Tage mehr Geſchmack an den Zebraïaden, der Hofmarſchall nahm den Morgen eine ziemliche Doſis Opium, um recht auffallend

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/109>, abgerufen am 29.03.2024.