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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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Schriften des sonderbaren Mannes so ein-
genommen: daß sie von Stund an, nur
in seiner Sprache sich vernehmen ließ.

Dies hatte der funfzigjährige Hofmar-
schall, ein heimlicher, und freylich auch
hoffnungsloser Anbeter der Prinzessin, zu-
erst bemerkt, und war sogleich darauf be-
dacht, die Redensarten des berühmten Ze-
bra zu memoriren.

Dies gelang ihm auch in kurzen so sehr:
daß er die Prinzessin dadurch in das ange-
nehmste Erstaunen versetzte. So sehr ihr
seine eckige Figur, sein Faunengesicht und
seine Glasaugen mißfielen, so war eine
zebraische Antihyperbel hinreichend, das al-
les vergessend zu machen, und sie zu dem
Geständnisse zu zwingen: er sey das ein-
zige Geschöpf, mit welchem sie sich erträg-
lich unterhalten könne.

Eine Ahnung davon wäre für die Hof-

Schriften des ſonderbaren Mannes ſo ein-
genommen: daß ſie von Stund an, nur
in ſeiner Sprache ſich vernehmen ließ.

Dies hatte der funfzigjaͤhrige Hofmar-
ſchall, ein heimlicher, und freylich auch
hoffnungsloſer Anbeter der Prinzeſſin, zu-
erſt bemerkt, und war ſogleich darauf be-
dacht, die Redensarten des beruͤhmten Ze-
bra zu memoriren.

Dies gelang ihm auch in kurzen ſo ſehr:
daß er die Prinzeſſin dadurch in das ange-
nehmſte Erſtaunen verſetzte. So ſehr ihr
ſeine eckige Figur, ſein Faunengeſicht und
ſeine Glasaugen mißfielen, ſo war eine
zebraiſche Antihyperbel hinreichend, das al-
les vergeſſend zu machen, und ſie zu dem
Geſtaͤndniſſe zu zwingen: er ſey das ein-
zige Geſchoͤpf, mit welchem ſie ſich ertraͤg-
lich unterhalten koͤnne.

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[104/0108] Schriften des ſonderbaren Mannes ſo ein- genommen: daß ſie von Stund an, nur in ſeiner Sprache ſich vernehmen ließ. Dies hatte der funfzigjaͤhrige Hofmar- ſchall, ein heimlicher, und freylich auch hoffnungsloſer Anbeter der Prinzeſſin, zu- erſt bemerkt, und war ſogleich darauf be- dacht, die Redensarten des beruͤhmten Ze- bra zu memoriren. Dies gelang ihm auch in kurzen ſo ſehr: daß er die Prinzeſſin dadurch in das ange- nehmſte Erſtaunen verſetzte. So ſehr ihr ſeine eckige Figur, ſein Faunengeſicht und ſeine Glasaugen mißfielen, ſo war eine zebraiſche Antihyperbel hinreichend, das al- les vergeſſend zu machen, und ſie zu dem Geſtaͤndniſſe zu zwingen: er ſey das ein- zige Geſchoͤpf, mit welchem ſie ſich ertraͤg- lich unterhalten koͤnne. Eine Ahnung davon waͤre fuͤr die Hof-

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/108>, abgerufen am 19.04.2024.