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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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darauf merke mit Fleiß -- in allen Buchläden
Bücher von Maurern und Nicht-Maurern, die
der Maurerei mit keinem Worte erwähnen, deren
Verfasser vielleicht von Maurerei kein Wort wis-
sen, und die dennoch durchaus ächt mau-
rerisch sind
.

Daher, wiederhole ich, hindert nichts, daß man
in dieser Form die Mysterien gemein mache,
denn nur die Rede oder Schrift wird ge-
mein
, nicht aber die Mysterien. Wer es nicht
schon in sich hat, wird es nimmer fassen
.
Ihm verwandelt sich die Rede in eine Reihe un-
verständlicher Töne, die Schrift in weißes Papier;
oder, wenn er ja einen Sinn herausbekommt, ist
es ein sehr untergeordneter und halber, nimmer-
mehr der ganze und volle, den der Vortrag
beabsichtigte. Es wird dann disputirt, und gleich-
sam ein Theilungstractat geschlossen, in wie weit
man das Behauptete allenfalls wolle gelten lassen,
in wie weit nicht; und es wird dadurch immer
etwas gewonnen, es wird der Wahrheit wenig-
stens der Weg vorbereitet. Das Nichtverstehen
oder Mißverstehen bringt aber einen sehr geringen
Schaden, der so gut ist, als gar keiner. Was
ist es denn nun zuletzt, das da gemißdeutet wird,
als ein Philosophem? Was ist es denn, dem
dadurch Abbruch geschieht, als höchstens der Glo-
riole des Urhebers dieses Philosophems, der, wenn
er nur einen Funken wahren Geistes hat, in seine
Gloriole keinen Werth setzt.


D 2

darauf merke mit Fleiß — in allen Buchlaͤden
Buͤcher von Maurern und Nicht-Maurern, die
der Maurerei mit keinem Worte erwaͤhnen, deren
Verfaſſer vielleicht von Maurerei kein Wort wiſ-
ſen, und die dennoch durchaus aͤcht mau-
reriſch ſind
.

Daher, wiederhole ich, hindert nichts, daß man
in dieſer Form die Myſterien gemein mache,
denn nur die Rede oder Schrift wird ge-
mein
, nicht aber die Myſterien. Wer es nicht
ſchon in ſich hat, wird es nimmer faſſen
.
Ihm verwandelt ſich die Rede in eine Reihe un-
verſtaͤndlicher Toͤne, die Schrift in weißes Papier;
oder, wenn er ja einen Sinn herausbekommt, iſt
es ein ſehr untergeordneter und halber, nimmer-
mehr der ganze und volle, den der Vortrag
beabſichtigte. Es wird dann disputirt, und gleich-
ſam ein Theilungstractat geſchloſſen, in wie weit
man das Behauptete allenfalls wolle gelten laſſen,
in wie weit nicht; und es wird dadurch immer
etwas gewonnen, es wird der Wahrheit wenig-
ſtens der Weg vorbereitet. Das Nichtverſtehen
oder Mißverſtehen bringt aber einen ſehr geringen
Schaden, der ſo gut iſt, als gar keiner. Was
iſt es denn nun zuletzt, das da gemißdeutet wird,
als ein Philoſophem? Was iſt es denn, dem
dadurch Abbruch geſchieht, als hoͤchſtens der Glo-
riole des Urhebers dieſes Philoſophems, der, wenn
er nur einen Funken wahren Geiſtes hat, in ſeine
Gloriole keinen Werth ſetzt.


D 2
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[51/0073] darauf merke mit Fleiß — in allen Buchlaͤden Buͤcher von Maurern und Nicht-Maurern, die der Maurerei mit keinem Worte erwaͤhnen, deren Verfaſſer vielleicht von Maurerei kein Wort wiſ- ſen, und die dennoch durchaus aͤcht mau- reriſch ſind. Daher, wiederhole ich, hindert nichts, daß man in dieſer Form die Myſterien gemein mache, denn nur die Rede oder Schrift wird ge- mein, nicht aber die Myſterien. Wer es nicht ſchon in ſich hat, wird es nimmer faſſen. Ihm verwandelt ſich die Rede in eine Reihe un- verſtaͤndlicher Toͤne, die Schrift in weißes Papier; oder, wenn er ja einen Sinn herausbekommt, iſt es ein ſehr untergeordneter und halber, nimmer- mehr der ganze und volle, den der Vortrag beabſichtigte. Es wird dann disputirt, und gleich- ſam ein Theilungstractat geſchloſſen, in wie weit man das Behauptete allenfalls wolle gelten laſſen, in wie weit nicht; und es wird dadurch immer etwas gewonnen, es wird der Wahrheit wenig- ſtens der Weg vorbereitet. Das Nichtverſtehen oder Mißverſtehen bringt aber einen ſehr geringen Schaden, der ſo gut iſt, als gar keiner. Was iſt es denn nun zuletzt, das da gemißdeutet wird, als ein Philoſophem? Was iſt es denn, dem dadurch Abbruch geſchieht, als hoͤchſtens der Glo- riole des Urhebers dieſes Philoſophems, der, wenn er nur einen Funken wahren Geiſtes hat, in ſeine Gloriole keinen Werth ſetzt. D 2

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/73>, abgerufen am 25.04.2024.