Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

menschlichen Geistes bei jedem Volke gewinnt und
vervollkommt wird.

Es ist also höchst wahrscheinlich -- und
dies ist die zweite natürliche Folgerung, die wir
auf dem Standpunkte des Ungeweihten machen --
daß eine ähnliche zusammenhängende
Kette der geheimen Kultur neben je-
nem Faden der öffentlichen durch diesel-
ben Zeiten und Völker sich herabgeschlun-
gen habe, und grade, wie die öffentliche,
bis auf unsre Zeiten gekommen sey
; es ist
möglich, daß, gleichwie mit der öffentlichen Kultur
sich das aus einer andern Quelle kommende Chri-
stenthum vereinigte, zu derselben Zeit auch die vor-
handne geheime Kultur, sich an die geheime Kul-
tur derselben orientalischen Völker, aus deren
öffentlichen das Christenthum entstand, angeschlossen
habe.

Du hast in diesen Gedanken einen reichhalti-
gen Stoff zum Nachdenken, und es wird sehr
darauf ankommen, wie Du meine ganze Deduk-
tion gefaßt hast, um die Konsequenz und Frucht-
barkeit dieser Folgerung zu durchschauen. Bei der
weiteren bin ich genöthigt, etwas tiefer in das We-
sen des Unterrichts, den wir den maurerischen zu
nennen gewohnt sind, einzugreifen; ich verspare
sie mir also der Zeit und des Raumes wegen auf
den folgenden Brief.




Funf-

menſchlichen Geiſtes bei jedem Volke gewinnt und
vervollkommt wird.

Es iſt alſo hoͤchſt wahrſcheinlich — und
dies iſt die zweite natuͤrliche Folgerung, die wir
auf dem Standpunkte des Ungeweihten machen —
daß eine aͤhnliche zuſammenhaͤngende
Kette der geheimen Kultur neben je-
nem Faden der oͤffentlichen durch dieſel-
ben Zeiten und Voͤlker ſich herabgeſchlun-
gen habe, und grade, wie die oͤffentliche,
bis auf unſre Zeiten gekommen ſey
; es iſt
moͤglich, daß, gleichwie mit der oͤffentlichen Kultur
ſich das aus einer andern Quelle kommende Chri-
ſtenthum vereinigte, zu derſelben Zeit auch die vor-
handne geheime Kultur, ſich an die geheime Kul-
tur derſelben orientaliſchen Voͤlker, aus deren
oͤffentlichen das Chriſtenthum entſtand, angeſchloſſen
habe.

Du haſt in dieſen Gedanken einen reichhalti-
gen Stoff zum Nachdenken, und es wird ſehr
darauf ankommen, wie Du meine ganze Deduk-
tion gefaßt haſt, um die Konſequenz und Frucht-
barkeit dieſer Folgerung zu durchſchauen. Bei der
weiteren bin ich genoͤthigt, etwas tiefer in das We-
ſen des Unterrichts, den wir den maureriſchen zu
nennen gewohnt ſind, einzugreifen; ich verſpare
ſie mir alſo der Zeit und des Raumes wegen auf
den folgenden Brief.




Funf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0070" n="48"/>
men&#x017F;chlichen Gei&#x017F;tes bei jedem Volke gewinnt und<lb/>
vervollkommt wird.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t al&#x017F;o <hi rendition="#g">ho&#x0364;ch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich</hi> &#x2014; und<lb/>
dies i&#x017F;t die zweite natu&#x0364;rliche Folgerung, die wir<lb/>
auf dem Standpunkte des Ungeweihten machen &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">daß eine a&#x0364;hnliche zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngende<lb/>
Kette der geheimen Kultur neben je-<lb/>
nem Faden der o&#x0364;ffentlichen durch die&#x017F;el-<lb/>
ben Zeiten und Vo&#x0364;lker &#x017F;ich herabge&#x017F;chlun-<lb/>
gen habe, und grade, wie die o&#x0364;ffentliche,<lb/>
bis auf un&#x017F;re Zeiten gekommen &#x017F;ey</hi>; es i&#x017F;t<lb/>
mo&#x0364;glich, daß, gleichwie mit der o&#x0364;ffentlichen Kultur<lb/>
&#x017F;ich das aus einer andern Quelle kommende Chri-<lb/>
&#x017F;tenthum vereinigte, zu der&#x017F;elben Zeit auch die vor-<lb/>
handne geheime Kultur, &#x017F;ich an die geheime Kul-<lb/>
tur der&#x017F;elben orientali&#x017F;chen Vo&#x0364;lker, aus deren<lb/>
o&#x0364;ffentlichen das Chri&#x017F;tenthum ent&#x017F;tand, ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
habe.</p><lb/>
          <p>Du ha&#x017F;t in die&#x017F;en Gedanken einen reichhalti-<lb/>
gen Stoff zum Nachdenken, und es wird &#x017F;ehr<lb/>
darauf ankommen, wie Du meine ganze Deduk-<lb/>
tion gefaßt ha&#x017F;t, um die Kon&#x017F;equenz und Frucht-<lb/>
barkeit die&#x017F;er Folgerung zu durch&#x017F;chauen. Bei der<lb/>
weiteren bin ich geno&#x0364;thigt, etwas tiefer in das We-<lb/>
&#x017F;en des Unterrichts, den wir den maureri&#x017F;chen zu<lb/>
nennen gewohnt &#x017F;ind, einzugreifen; ich ver&#x017F;pare<lb/>
&#x017F;ie mir al&#x017F;o der Zeit und des Raumes wegen auf<lb/>
den folgenden Brief.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Funf-</hi> </hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0070] menſchlichen Geiſtes bei jedem Volke gewinnt und vervollkommt wird. Es iſt alſo hoͤchſt wahrſcheinlich — und dies iſt die zweite natuͤrliche Folgerung, die wir auf dem Standpunkte des Ungeweihten machen — daß eine aͤhnliche zuſammenhaͤngende Kette der geheimen Kultur neben je- nem Faden der oͤffentlichen durch dieſel- ben Zeiten und Voͤlker ſich herabgeſchlun- gen habe, und grade, wie die oͤffentliche, bis auf unſre Zeiten gekommen ſey; es iſt moͤglich, daß, gleichwie mit der oͤffentlichen Kultur ſich das aus einer andern Quelle kommende Chri- ſtenthum vereinigte, zu derſelben Zeit auch die vor- handne geheime Kultur, ſich an die geheime Kul- tur derſelben orientaliſchen Voͤlker, aus deren oͤffentlichen das Chriſtenthum entſtand, angeſchloſſen habe. Du haſt in dieſen Gedanken einen reichhalti- gen Stoff zum Nachdenken, und es wird ſehr darauf ankommen, wie Du meine ganze Deduk- tion gefaßt haſt, um die Konſequenz und Frucht- barkeit dieſer Folgerung zu durchſchauen. Bei der weiteren bin ich genoͤthigt, etwas tiefer in das We- ſen des Unterrichts, den wir den maureriſchen zu nennen gewohnt ſind, einzugreifen; ich verſpare ſie mir alſo der Zeit und des Raumes wegen auf den folgenden Brief. Funf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/70
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/70>, abgerufen am 28.03.2024.