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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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und unter der alleinigen Rücksicht auf fruchtbare
Nutzbarkeit und Brauchbarkeit fürs Leben, zur
Hinwirkung auf reinmenschliche Bildung -- das
alles, Konstant, wirst Du Dir nach dem Gesag-
ten von selbst abstrahiren und auseinander setzen
können. Wir wollen uns gemeinschaftlich für jetzt
nur mit dem maurerischen Unterricht beschäftigen,
und nachdem wir seine Materie betrachtet haben,
noch untersuchen: Wie wohl ein solcher ent-
stehen, sich fortpflanzen und vermehrt
werden könne
?

Wir verharren auch bei dieser Untersuchung,
wie bei allem Vorhergehenden, unverrückt auf
dem Standpunkt eines Ungeweihten, der historisch
von Mysterien und Orden nichts weiß, als dasje-
nige, was allgemein bekannt ist, der aber wahr-
heitsliebend und folgerecht fortschließt. Ich erinnere
Dich aufs neue daran, Konstant! damit Du nicht
glaubest, weil ein Eingeweihter zu Dir spricht,
dadurch irgend etwas Positives zu erfahren; ich
stehe Dir ganz gleich, und gebe blos dem Sprache,
was Du Dir bei Dir selbst über den angegebnen
Gegenstand denken könntest.

So lange die Menschen, argumentiren wir
nun weiter, im Naturzustande nicht eigentlich sich
selbst bilden, und zwar mit Bewußtseyn, Absicht
und nach einer Regel, sondern durch die Umstände,
denen sie leidend sich hingeben, gebildet werden:
ist von derjenigen Bildung, welche allein wir hier
meinen, noch gar nicht die Rede, weder von einer
öffentlichen, in der größeren bürgerlichen Gesell-

und unter der alleinigen Ruͤckſicht auf fruchtbare
Nutzbarkeit und Brauchbarkeit fuͤrs Leben, zur
Hinwirkung auf reinmenſchliche Bildung — das
alles, Konſtant, wirſt Du Dir nach dem Geſag-
ten von ſelbſt abſtrahiren und auseinander ſetzen
koͤnnen. Wir wollen uns gemeinſchaftlich fuͤr jetzt
nur mit dem maureriſchen Unterricht beſchaͤftigen,
und nachdem wir ſeine Materie betrachtet haben,
noch unterſuchen: Wie wohl ein ſolcher ent-
ſtehen, ſich fortpflanzen und vermehrt
werden koͤnne
?

Wir verharren auch bei dieſer Unterſuchung,
wie bei allem Vorhergehenden, unverruͤckt auf
dem Standpunkt eines Ungeweihten, der hiſtoriſch
von Myſterien und Orden nichts weiß, als dasje-
nige, was allgemein bekannt iſt, der aber wahr-
heitsliebend und folgerecht fortſchließt. Ich erinnere
Dich aufs neue daran, Konſtant! damit Du nicht
glaubeſt, weil ein Eingeweihter zu Dir ſpricht,
dadurch irgend etwas Poſitives zu erfahren; ich
ſtehe Dir ganz gleich, und gebe blos dem Sprache,
was Du Dir bei Dir ſelbſt uͤber den angegebnen
Gegenſtand denken koͤnnteſt.

So lange die Menſchen, argumentiren wir
nun weiter, im Naturzuſtande nicht eigentlich ſich
ſelbſt bilden, und zwar mit Bewußtſeyn, Abſicht
und nach einer Regel, ſondern durch die Umſtaͤnde,
denen ſie leidend ſich hingeben, gebildet werden:
iſt von derjenigen Bildung, welche allein wir hier
meinen, noch gar nicht die Rede, weder von einer
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[43/0065] und unter der alleinigen Ruͤckſicht auf fruchtbare Nutzbarkeit und Brauchbarkeit fuͤrs Leben, zur Hinwirkung auf reinmenſchliche Bildung — das alles, Konſtant, wirſt Du Dir nach dem Geſag- ten von ſelbſt abſtrahiren und auseinander ſetzen koͤnnen. Wir wollen uns gemeinſchaftlich fuͤr jetzt nur mit dem maureriſchen Unterricht beſchaͤftigen, und nachdem wir ſeine Materie betrachtet haben, noch unterſuchen: Wie wohl ein ſolcher ent- ſtehen, ſich fortpflanzen und vermehrt werden koͤnne? Wir verharren auch bei dieſer Unterſuchung, wie bei allem Vorhergehenden, unverruͤckt auf dem Standpunkt eines Ungeweihten, der hiſtoriſch von Myſterien und Orden nichts weiß, als dasje- nige, was allgemein bekannt iſt, der aber wahr- heitsliebend und folgerecht fortſchließt. Ich erinnere Dich aufs neue daran, Konſtant! damit Du nicht glaubeſt, weil ein Eingeweihter zu Dir ſpricht, dadurch irgend etwas Poſitives zu erfahren; ich ſtehe Dir ganz gleich, und gebe blos dem Sprache, was Du Dir bei Dir ſelbſt uͤber den angegebnen Gegenſtand denken koͤnnteſt. So lange die Menſchen, argumentiren wir nun weiter, im Naturzuſtande nicht eigentlich ſich ſelbſt bilden, und zwar mit Bewußtſeyn, Abſicht und nach einer Regel, ſondern durch die Umſtaͤnde, denen ſie leidend ſich hingeben, gebildet werden: iſt von derjenigen Bildung, welche allein wir hier meinen, noch gar nicht die Rede, weder von einer oͤffentlichen, in der groͤßeren buͤrgerlichen Geſell-

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/65>, abgerufen am 18.04.2024.