Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

dieß, zeigte ich Dir, sey der einzigmögliche und
erlaubte Zweck einer aus allen Ständen und allen
gebildeten Völkerschaften, durch Absonderung von
der größeren Gesellschaft entstandenen kleineren
Gesellschaft, welche sich nun eben Frei-Maurerei
nennt.

Wir machen daraus ferner die wichtige und
ganz einleuchtende Folgerung:
daß jeder Gegenstand der menschlichen
Bildung
, die in Gesellschaft erreicht werden
kann, jedoch auf eine andre Weise, als in der
größeren Gesellschaft, zugleich Gegenstand
der maurerischen Bildung ist
,

und daß es gut und nothwendig ist, daß der Mau-
rer den größtmöglichsten Theil der Bildung, es
sei durch Wissenschaften, durch Kunst, durch
Geschäfte und Erfahrung, sich zu eigen gemacht
habe. Nur alles Einseitige, nehmlich, was in
der größeren Gesellschaft durch die Absonderung
eines Zweiges der Bildung von der ganzen Masse
der Bildung, auf diesen einzelnen Zweig fällt und
von ihm abhängt, ferner, alles Zufällige, das
durch Bedingungen des Zeitalters und des Orts
sich in einem Fache dieser Bildung festgesetzt
hat -- das alles wird in der Maurerei davon
getrennt, und bleibt bei der Verschmelzung als
Caput mortuum zurück. So ist, um nur ein
Beispiel anzuführen, religiöse Bildung allerdings
ein Theil der maurerischen Erziehung; aber die
Religion des Maurers ist ganz etwas anders, als
die irgend einer bestehenden Kirche oder wohl gar

dieß, zeigte ich Dir, ſey der einzigmoͤgliche und
erlaubte Zweck einer aus allen Staͤnden und allen
gebildeten Voͤlkerſchaften, durch Abſonderung von
der groͤßeren Geſellſchaft entſtandenen kleineren
Geſellſchaft, welche ſich nun eben Frei-Maurerei
nennt.

Wir machen daraus ferner die wichtige und
ganz einleuchtende Folgerung:
daß jeder Gegenſtand der menſchlichen
Bildung
, die in Geſellſchaft erreicht werden
kann, jedoch auf eine andre Weiſe, als in der
groͤßeren Geſellſchaft, zugleich Gegenſtand
der maureriſchen Bildung iſt
,

und daß es gut und nothwendig iſt, daß der Mau-
rer den groͤßtmoͤglichſten Theil der Bildung, es
ſei durch Wiſſenſchaften, durch Kunſt, durch
Geſchaͤfte und Erfahrung, ſich zu eigen gemacht
habe. Nur alles Einſeitige, nehmlich, was in
der groͤßeren Geſellſchaft durch die Abſonderung
eines Zweiges der Bildung von der ganzen Maſſe
der Bildung, auf dieſen einzelnen Zweig faͤllt und
von ihm abhaͤngt, ferner, alles Zufaͤllige, das
durch Bedingungen des Zeitalters und des Orts
ſich in einem Fache dieſer Bildung feſtgeſetzt
hat — das alles wird in der Maurerei davon
getrennt, und bleibt bei der Verſchmelzung als
Caput mortuum zuruͤck. So iſt, um nur ein
Beiſpiel anzufuͤhren, religioͤſe Bildung allerdings
ein Theil der maureriſchen Erziehung; aber die
Religion des Maurers iſt ganz etwas anders, als
die irgend einer beſtehenden Kirche oder wohl gar

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="20"/>
dieß, zeigte ich Dir, &#x017F;ey der einzigmo&#x0364;gliche und<lb/>
erlaubte Zweck einer aus allen Sta&#x0364;nden und allen<lb/>
gebildeten Vo&#x0364;lker&#x017F;chaften, durch Ab&#x017F;onderung von<lb/>
der gro&#x0364;ßeren Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft ent&#x017F;tandenen kleineren<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, welche &#x017F;ich nun eben Frei-Maurerei<lb/>
nennt.</p><lb/>
          <p>Wir machen daraus ferner die wichtige und<lb/>
ganz einleuchtende Folgerung:<lb/><hi rendition="#et">daß <hi rendition="#g">jeder Gegen&#x017F;tand der men&#x017F;chlichen<lb/>
Bildung</hi>, die in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft erreicht werden<lb/>
kann, jedoch auf eine andre Wei&#x017F;e, als in der<lb/>
gro&#x0364;ßeren Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, <hi rendition="#g">zugleich Gegen&#x017F;tand<lb/>
der maureri&#x017F;chen Bildung i&#x017F;t</hi>,</hi><lb/>
und daß es gut und nothwendig i&#x017F;t, daß der Mau-<lb/>
rer den gro&#x0364;ßtmo&#x0364;glich&#x017F;ten Theil der Bildung, es<lb/>
&#x017F;ei durch Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, durch Kun&#x017F;t, durch<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;fte und Erfahrung, &#x017F;ich zu eigen gemacht<lb/>
habe. Nur alles <hi rendition="#g">Ein&#x017F;eitige</hi>, nehmlich, was in<lb/>
der gro&#x0364;ßeren Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft durch die Ab&#x017F;onderung<lb/>
eines Zweiges der Bildung von der ganzen Ma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Bildung, auf die&#x017F;en einzelnen Zweig fa&#x0364;llt und<lb/>
von ihm abha&#x0364;ngt, ferner, alles <hi rendition="#g">Zufa&#x0364;llige</hi>, das<lb/>
durch Bedingungen des Zeitalters und des Orts<lb/>
&#x017F;ich in einem Fache die&#x017F;er Bildung fe&#x017F;tge&#x017F;etzt<lb/>
hat &#x2014; das alles wird in der Maurerei davon<lb/>
getrennt, und bleibt bei der Ver&#x017F;chmelzung als<lb/><hi rendition="#aq">Caput mortuum</hi> zuru&#x0364;ck. So i&#x017F;t, um nur ein<lb/>
Bei&#x017F;piel anzufu&#x0364;hren, religio&#x0364;&#x017F;e Bildung allerdings<lb/>
ein Theil der maureri&#x017F;chen Erziehung; aber die<lb/>
Religion des Maurers i&#x017F;t ganz etwas anders, als<lb/>
die irgend einer be&#x017F;tehenden Kirche oder wohl gar<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0042] dieß, zeigte ich Dir, ſey der einzigmoͤgliche und erlaubte Zweck einer aus allen Staͤnden und allen gebildeten Voͤlkerſchaften, durch Abſonderung von der groͤßeren Geſellſchaft entſtandenen kleineren Geſellſchaft, welche ſich nun eben Frei-Maurerei nennt. Wir machen daraus ferner die wichtige und ganz einleuchtende Folgerung: daß jeder Gegenſtand der menſchlichen Bildung, die in Geſellſchaft erreicht werden kann, jedoch auf eine andre Weiſe, als in der groͤßeren Geſellſchaft, zugleich Gegenſtand der maureriſchen Bildung iſt, und daß es gut und nothwendig iſt, daß der Mau- rer den groͤßtmoͤglichſten Theil der Bildung, es ſei durch Wiſſenſchaften, durch Kunſt, durch Geſchaͤfte und Erfahrung, ſich zu eigen gemacht habe. Nur alles Einſeitige, nehmlich, was in der groͤßeren Geſellſchaft durch die Abſonderung eines Zweiges der Bildung von der ganzen Maſſe der Bildung, auf dieſen einzelnen Zweig faͤllt und von ihm abhaͤngt, ferner, alles Zufaͤllige, das durch Bedingungen des Zeitalters und des Orts ſich in einem Fache dieſer Bildung feſtgeſetzt hat — das alles wird in der Maurerei davon getrennt, und bleibt bei der Verſchmelzung als Caput mortuum zuruͤck. So iſt, um nur ein Beiſpiel anzufuͤhren, religioͤſe Bildung allerdings ein Theil der maureriſchen Erziehung; aber die Religion des Maurers iſt ganz etwas anders, als die irgend einer beſtehenden Kirche oder wohl gar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/42
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/42>, abgerufen am 25.04.2024.