Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

einen öffentlichen, allgemein geachteten Gerichtshof
zum Schiedsrichter zu machen.

Sodann folgt eine Abhandlung mit der Ueber-
schrift: Hat die Frei-Maurerei Geheimnisse?
von S. 219 -- 251. Sie ist ganz im Geiste der letzten
Fortsetzung des Romans Franz Hell geschrieben, und
ruht auf einem eben so vagen, schwankenden Stand-
punkte, als jene. So lange der Verf. von dem Nicht-
geheimniß
der Brüderschaft spricht, hat er ganz
recht; aber sobald er nun S. 238. das Geheimniß ent-
hällt, wenn er z. B. sagt: Alle befehlen, denn alle
Vollendete concurriren zu jedem Gesetze, alle gehorchen
den Gesetzen, die allein Gewalt haben. Ehre und
Achtung und Gehorsam dem Gesetz, und Liebe den
Brüdern, den Starken wie dem Schwachen; scho-
nende Nachsicht, zuvorkommende Aufmunterung,
jedem seine Veredlung zu erleichtern etc. so hat er zwar
einen Theil der maurerischen Gesinnung aus-
gesprochen, aber das maurerische Geheimniß nicht ver-
rathen. Dieser Gegenstand will gründlicher behandelt
seyn, als es vor dem großen Publikum geschehen kann.
Der Schluß des Aufsatzes ist vortrefflich, und der Verf.
verdient dafür einen brüderlichen Händedruck.

Unter den Briefen eines reisenden Maurers von
S. 257. an, ist besonders der zweite merkwürdig, der
das Schicksal erzählt, welches der Deput. Groß-Mei-
ster der Gr. L. R. Y. bei dieser L. gehabt hat. Man
muß dieses selbst lesen, denn es leidet keinen Auszug;
die Nachrichten scheinen, nach einigen Ausdrücken und
Partikularitäten zu schließen, authentisch zu seyn,
indeß sagt der Verf. selbst S. 278, daß seine Relation
unvollständig sey. Sonderbar ist es uns vorgekommen,
daß der Reisende den Br. Feßler einen "ächten Jün-
ger Kant's" nennt; soviel wir den würdigen Mann
kennen, gehört er keiner Schule an.

Außer Miscellen, einigen Gedichten und
Aphorismen finden wir noch Recensionen
über die maurerischen Schriften von 1801., über

einen oͤffentlichen, allgemein geachteten Gerichtshof
zum Schiedsrichter zu machen.

Sodann folgt eine Abhandlung mit der Ueber-
ſchrift: Hat die Frei-Maurerei Geheimniſſe?
von S. 219 — 251. Sie iſt ganz im Geiſte der letzten
Fortſetzung des Romans Franz Hell geſchrieben, und
ruht auf einem eben ſo vagen, ſchwankenden Stand-
punkte, als jene. So lange der Verf. von dem Nicht-
geheimniß
der Bruͤderſchaft ſpricht, hat er ganz
recht; aber ſobald er nun S. 238. das Geheimniß ent-
haͤllt, wenn er z. B. ſagt: Alle befehlen, denn alle
Vollendete concurriren zu jedem Geſetze, alle gehorchen
den Geſetzen, die allein Gewalt haben. Ehre und
Achtung und Gehorſam dem Geſetz, und Liebe den
Bruͤdern, den Starken wie dem Schwachen; ſcho-
nende Nachſicht, zuvorkommende Aufmunterung,
jedem ſeine Veredlung zu erleichtern ꝛc. ſo hat er zwar
einen Theil der maureriſchen Geſinnung aus-
geſprochen, aber das maureriſche Geheimniß nicht ver-
rathen. Dieſer Gegenſtand will gruͤndlicher behandelt
ſeyn, als es vor dem großen Publikum geſchehen kann.
Der Schluß des Aufſatzes iſt vortrefflich, und der Verf.
verdient dafuͤr einen bruͤderlichen Haͤndedruck.

Unter den Briefen eines reiſenden Maurers von
S. 257. an, iſt beſonders der zweite merkwuͤrdig, der
das Schickſal erzaͤhlt, welches der Deput. Groß-Mei-
ſter der Gr. L. R. Y. bei dieſer L. gehabt hat. Man
muß dieſes ſelbſt leſen, denn es leidet keinen Auszug;
die Nachrichten ſcheinen, nach einigen Ausdruͤcken und
Partikularitaͤten zu ſchließen, authentiſch zu ſeyn,
indeß ſagt der Verf. ſelbſt S. 278, daß ſeine Relation
unvollſtaͤndig ſey. Sonderbar iſt es uns vorgekommen,
daß der Reiſende den Br. Feßler einen „aͤchten Juͤn-
ger Kant’s“ nennt; ſoviel wir den wuͤrdigen Mann
kennen, gehoͤrt er keiner Schule an.

Außer Miscellen, einigen Gedichten und
Aphorismen finden wir noch Recenſionen
uͤber die maureriſchen Schriften von 1801., uͤber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0364" n="342"/>
einen o&#x0364;ffentlichen, allgemein geachteten Gerichtshof<lb/>
zum Schiedsrichter zu machen.</p><lb/>
          <p>Sodann folgt eine Abhandlung mit der Ueber-<lb/>
&#x017F;chrift: <hi rendition="#g">Hat die Frei-Maurerei Geheimni&#x017F;&#x017F;e</hi>?<lb/>
von S. 219 &#x2014; 251. Sie i&#x017F;t ganz im Gei&#x017F;te der letzten<lb/>
Fort&#x017F;etzung des Romans <hi rendition="#g">Franz Hell</hi> ge&#x017F;chrieben, und<lb/>
ruht auf einem eben &#x017F;o vagen, &#x017F;chwankenden Stand-<lb/>
punkte, als jene. So lange der Verf. von dem <hi rendition="#g">Nicht-<lb/>
geheimniß</hi> der Bru&#x0364;der&#x017F;chaft &#x017F;pricht, hat er ganz<lb/>
recht; aber <choice><sic>&#x017F;obalb</sic><corr>&#x017F;obald</corr></choice> er nun S. 238. das Geheimniß ent-<lb/>
ha&#x0364;llt, wenn er z. B. &#x017F;agt: Alle befehlen, denn alle<lb/>
Vollendete concurriren zu jedem Ge&#x017F;etze, alle gehorchen<lb/>
den Ge&#x017F;etzen, die allein Gewalt haben. Ehre und<lb/>
Achtung und Gehor&#x017F;am dem Ge&#x017F;etz, und Liebe den<lb/>
Bru&#x0364;dern, den Starken wie dem Schwachen; &#x017F;cho-<lb/>
nende Nach&#x017F;icht, zuvorkommende Aufmunterung,<lb/>
jedem &#x017F;eine Veredlung zu erleichtern &#xA75B;c. &#x017F;o hat er zwar<lb/>
einen Theil der <hi rendition="#g">maureri&#x017F;chen Ge&#x017F;innung</hi> aus-<lb/>
ge&#x017F;prochen, aber das maureri&#x017F;che Geheimniß nicht ver-<lb/>
rathen. Die&#x017F;er Gegen&#x017F;tand will gru&#x0364;ndlicher behandelt<lb/>
&#x017F;eyn, als es vor dem großen Publikum ge&#x017F;chehen kann.<lb/>
Der Schluß des Auf&#x017F;atzes i&#x017F;t vortrefflich, und der Verf.<lb/>
verdient dafu&#x0364;r einen bru&#x0364;derlichen Ha&#x0364;ndedruck.</p><lb/>
          <p>Unter den Briefen eines rei&#x017F;enden Maurers von<lb/>
S. 257. an, i&#x017F;t be&#x017F;onders der zweite merkwu&#x0364;rdig, der<lb/>
das Schick&#x017F;al erza&#x0364;hlt, welches der Deput. Groß-Mei-<lb/>
&#x017F;ter der Gr. L. <hi rendition="#aq">R. Y.</hi> bei die&#x017F;er L. gehabt hat. Man<lb/>
muß die&#x017F;es &#x017F;elb&#x017F;t le&#x017F;en, denn es leidet keinen Auszug;<lb/>
die Nachrichten &#x017F;cheinen, nach einigen Ausdru&#x0364;cken und<lb/>
Partikularita&#x0364;ten zu &#x017F;chließen, authenti&#x017F;ch zu &#x017F;eyn,<lb/>
indeß &#x017F;agt der Verf. &#x017F;elb&#x017F;t S. 278, daß &#x017F;eine Relation<lb/>
unvoll&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ey. Sonderbar i&#x017F;t es uns vorgekommen,<lb/>
daß der Rei&#x017F;ende den Br. <hi rendition="#g">Feßler</hi> einen &#x201E;a&#x0364;chten Ju&#x0364;n-<lb/>
ger <hi rendition="#g">Kant</hi>&#x2019;s&#x201C; nennt; &#x017F;oviel wir den wu&#x0364;rdigen Mann<lb/>
kennen, geho&#x0364;rt er keiner Schule an.</p><lb/>
          <p>Außer <hi rendition="#g">Miscellen</hi>, einigen <hi rendition="#g">Gedichten</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Aphorismen</hi> finden wir noch <hi rendition="#g">Recen&#x017F;ionen</hi><lb/>
u&#x0364;ber die maureri&#x017F;chen Schriften von 1801., u&#x0364;ber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0364] einen oͤffentlichen, allgemein geachteten Gerichtshof zum Schiedsrichter zu machen. Sodann folgt eine Abhandlung mit der Ueber- ſchrift: Hat die Frei-Maurerei Geheimniſſe? von S. 219 — 251. Sie iſt ganz im Geiſte der letzten Fortſetzung des Romans Franz Hell geſchrieben, und ruht auf einem eben ſo vagen, ſchwankenden Stand- punkte, als jene. So lange der Verf. von dem Nicht- geheimniß der Bruͤderſchaft ſpricht, hat er ganz recht; aber ſobald er nun S. 238. das Geheimniß ent- haͤllt, wenn er z. B. ſagt: Alle befehlen, denn alle Vollendete concurriren zu jedem Geſetze, alle gehorchen den Geſetzen, die allein Gewalt haben. Ehre und Achtung und Gehorſam dem Geſetz, und Liebe den Bruͤdern, den Starken wie dem Schwachen; ſcho- nende Nachſicht, zuvorkommende Aufmunterung, jedem ſeine Veredlung zu erleichtern ꝛc. ſo hat er zwar einen Theil der maureriſchen Geſinnung aus- geſprochen, aber das maureriſche Geheimniß nicht ver- rathen. Dieſer Gegenſtand will gruͤndlicher behandelt ſeyn, als es vor dem großen Publikum geſchehen kann. Der Schluß des Aufſatzes iſt vortrefflich, und der Verf. verdient dafuͤr einen bruͤderlichen Haͤndedruck. Unter den Briefen eines reiſenden Maurers von S. 257. an, iſt beſonders der zweite merkwuͤrdig, der das Schickſal erzaͤhlt, welches der Deput. Groß-Mei- ſter der Gr. L. R. Y. bei dieſer L. gehabt hat. Man muß dieſes ſelbſt leſen, denn es leidet keinen Auszug; die Nachrichten ſcheinen, nach einigen Ausdruͤcken und Partikularitaͤten zu ſchließen, authentiſch zu ſeyn, indeß ſagt der Verf. ſelbſt S. 278, daß ſeine Relation unvollſtaͤndig ſey. Sonderbar iſt es uns vorgekommen, daß der Reiſende den Br. Feßler einen „aͤchten Juͤn- ger Kant’s“ nennt; ſoviel wir den wuͤrdigen Mann kennen, gehoͤrt er keiner Schule an. Außer Miscellen, einigen Gedichten und Aphorismen finden wir noch Recenſionen uͤber die maureriſchen Schriften von 1801., uͤber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/364
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/364>, abgerufen am 25.04.2024.