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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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Mitgliedern, die man überall mit Achtung nannte.
Das freute mich. Es werden reiche und gute Män-
ner seyn, dachte ich, die ihre Kräfte vereinigen, um
Gutes zu wirken, Aufklärung zu verbreiten -- aber,
wie es mit ihrer Maurerei steht, das ist noch
sehr die Frage; eine Winkel-Loge ist es auf alle
Fälle, denn, wie gesagt, ihr Name steht in keinem
Verzeichniß irgend einer Gr. L. Endlich stieß ich
bei meinen Nachforschungen, die ich nicht unter-
ließ, auf einen Mann, von dem ich vermuthen
konnte, daß er Maurer sey. Ich fand an ihm
einen sehr unterrichteten Mann, der über alles mit
einer Klarheit und Bestimmtheit sprach, die mir
ungemein gefiel; ich machte ihm meine Zeichen, er
achtete nicht darauf; ich sprach von berühmten
maurerischen Orten und Personen, er schien sie
nicht zu kennen, und unvermerkt hatte er mich in
andre Gespräche verwickelt, über denen ich die Mau-
rerei vergaß. -- Als er weggegangen war, -- es
war nach der Table d'hote -- fragte ich den
Wirth, ob dieser Herr zur L. gehöre. Allerdings,
sagte dieser, Herr ++ ist einer der ältesten. Das
ist wunderbar! dachte ich, Maurer zu seyn, und
sich gegen einen Br. zu verbergen!

Nun beschloß ich, mich bei dem -- -- Rath M.,
den man mir als Maurer v. St. genannt hatte,
ansagen zu lassen, um so mehr, da ich einen Brief
an ihn hatte. Er nahm mich an; es war ein
höchst liebenswürdiger alter Mann, der zur Ehr-
furcht und Liebe hinriß, besonders wenn man ihn
im Kreise seiner Familie sah. Er sprach mit

Mitgliedern, die man uͤberall mit Achtung nannte.
Das freute mich. Es werden reiche und gute Maͤn-
ner ſeyn, dachte ich, die ihre Kraͤfte vereinigen, um
Gutes zu wirken, Aufklaͤrung zu verbreiten — aber,
wie es mit ihrer Maurerei ſteht, das iſt noch
ſehr die Frage; eine Winkel-Loge iſt es auf alle
Faͤlle, denn, wie geſagt, ihr Name ſteht in keinem
Verzeichniß irgend einer Gr. L. Endlich ſtieß ich
bei meinen Nachforſchungen, die ich nicht unter-
ließ, auf einen Mann, von dem ich vermuthen
konnte, daß er Maurer ſey. Ich fand an ihm
einen ſehr unterrichteten Mann, der uͤber alles mit
einer Klarheit und Beſtimmtheit ſprach, die mir
ungemein gefiel; ich machte ihm meine Zeichen, er
achtete nicht darauf; ich ſprach von beruͤhmten
maureriſchen Orten und Perſonen, er ſchien ſie
nicht zu kennen, und unvermerkt hatte er mich in
andre Geſpraͤche verwickelt, uͤber denen ich die Mau-
rerei vergaß. — Als er weggegangen war, — es
war nach der Table d’hote — fragte ich den
Wirth, ob dieſer Herr zur L. gehoͤre. Allerdings,
ſagte dieſer, Herr †† iſt einer der aͤlteſten. Das
iſt wunderbar! dachte ich, Maurer zu ſeyn, und
ſich gegen einen Br. zu verbergen!

Nun beſchloß ich, mich bei dem — — Rath M.,
den man mir als Maurer v. St. genannt hatte,
anſagen zu laſſen, um ſo mehr, da ich einen Brief
an ihn hatte. Er nahm mich an; es war ein
hoͤchſt liebenswuͤrdiger alter Mann, der zur Ehr-
furcht und Liebe hinriß, beſonders wenn man ihn
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[219/0241] Mitgliedern, die man uͤberall mit Achtung nannte. Das freute mich. Es werden reiche und gute Maͤn- ner ſeyn, dachte ich, die ihre Kraͤfte vereinigen, um Gutes zu wirken, Aufklaͤrung zu verbreiten — aber, wie es mit ihrer Maurerei ſteht, das iſt noch ſehr die Frage; eine Winkel-Loge iſt es auf alle Faͤlle, denn, wie geſagt, ihr Name ſteht in keinem Verzeichniß irgend einer Gr. L. Endlich ſtieß ich bei meinen Nachforſchungen, die ich nicht unter- ließ, auf einen Mann, von dem ich vermuthen konnte, daß er Maurer ſey. Ich fand an ihm einen ſehr unterrichteten Mann, der uͤber alles mit einer Klarheit und Beſtimmtheit ſprach, die mir ungemein gefiel; ich machte ihm meine Zeichen, er achtete nicht darauf; ich ſprach von beruͤhmten maureriſchen Orten und Perſonen, er ſchien ſie nicht zu kennen, und unvermerkt hatte er mich in andre Geſpraͤche verwickelt, uͤber denen ich die Mau- rerei vergaß. — Als er weggegangen war, — es war nach der Table d’hote — fragte ich den Wirth, ob dieſer Herr zur L. gehoͤre. Allerdings, ſagte dieſer, Herr †† iſt einer der aͤlteſten. Das iſt wunderbar! dachte ich, Maurer zu ſeyn, und ſich gegen einen Br. zu verbergen! Nun beſchloß ich, mich bei dem — — Rath M., den man mir als Maurer v. St. genannt hatte, anſagen zu laſſen, um ſo mehr, da ich einen Brief an ihn hatte. Er nahm mich an; es war ein hoͤchſt liebenswuͤrdiger alter Mann, der zur Ehr- furcht und Liebe hinriß, beſonders wenn man ihn im Kreiſe ſeiner Familie ſah. Er ſprach mit

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/241>, abgerufen am 16.04.2024.