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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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rirt, auf deren Kosten auch die nöthigen Instru-
mente angeschaft werden." -- Ist denn eine Loge
hier? fragte ich. "Ja wohl! antwortete man; ein
vortreffliches Institut, das für unsre Stadt sehr
wohlthätig ist; sie hat auch eine Indüstrieschule
angelegt, unterhält zwei arme, talentvolle Jünglinge
hier auf dem Gymnasium, und sodann auf der
Universität, läßt arme Kranke unentgeltlich kuriren,
und thut sehr viel Gutes, das man so nicht er-
fährt." -- Dann stehen die Frei-Maurer wohl
hier in guter Achtung? -- "Ueberall, selbst bei
den gemeinsten Leuten. Anfangs hielt man nichts
auf sie, und war selbst gegen ihre Wohlthaten
mißtrauisch, allein sie haben nach und nach sich
Achtung und Vertrauen erzwungen." -- Wie
das? -- "Sie hatten es am meisten ihrem persön-
lichen Character zu danken; schlechte Menschen oder
die irgend in üblem Rufe standen, waren sie auch
reich und vornehm, nahmen sie nicht unter sich auf,
andre schlossen sie von sich aus, und sie selbst wa-
ren immer gerecht, bescheiden, drangen ihre Wohl-
thaten niemand auf, wer sie aber annahm, mußte
sich nach ihren Vorschriften richten, wobei man sich
immer wohl befand. So ist der Name der Frei-
Maurer in unserer Stadt zu einem Ehrennamen
geworden, und jede Frau sieht es gern, wenn ihr
Mann in der Gesellschaft ist."

Ich war doppelt erstaunt, hier eine L. und
zwar eine solche L. zu finden. Bei weiterem
Nachfragen, hörte ich immer mehr Gutes von ihr,
und was noch mehr sagen will, von den einzelnen

rirt, auf deren Koſten auch die noͤthigen Inſtru-
mente angeſchaft werden.“ — Iſt denn eine Loge
hier? fragte ich. „Ja wohl! antwortete man; ein
vortreffliches Inſtitut, das fuͤr unſre Stadt ſehr
wohlthaͤtig iſt; ſie hat auch eine Induͤſtrieſchule
angelegt, unterhaͤlt zwei arme, talentvolle Juͤnglinge
hier auf dem Gymnaſium, und ſodann auf der
Univerſitaͤt, laͤßt arme Kranke unentgeltlich kuriren,
und thut ſehr viel Gutes, das man ſo nicht er-
faͤhrt.“ — Dann ſtehen die Frei-Maurer wohl
hier in guter Achtung? — „Ueberall, ſelbſt bei
den gemeinſten Leuten. Anfangs hielt man nichts
auf ſie, und war ſelbſt gegen ihre Wohlthaten
mißtrauiſch, allein ſie haben nach und nach ſich
Achtung und Vertrauen erzwungen.“ — Wie
das? — „Sie hatten es am meiſten ihrem perſoͤn-
lichen Character zu danken; ſchlechte Menſchen oder
die irgend in uͤblem Rufe ſtanden, waren ſie auch
reich und vornehm, nahmen ſie nicht unter ſich auf,
andre ſchloſſen ſie von ſich aus, und ſie ſelbſt wa-
ren immer gerecht, beſcheiden, drangen ihre Wohl-
thaten niemand auf, wer ſie aber annahm, mußte
ſich nach ihren Vorſchriften richten, wobei man ſich
immer wohl befand. So iſt der Name der Frei-
Maurer in unſerer Stadt zu einem Ehrennamen
geworden, und jede Frau ſieht es gern, wenn ihr
Mann in der Geſellſchaft iſt.“

Ich war doppelt erſtaunt, hier eine L. und
zwar eine ſolche L. zu finden. Bei weiterem
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[218/0240] rirt, auf deren Koſten auch die noͤthigen Inſtru- mente angeſchaft werden.“ — Iſt denn eine Loge hier? fragte ich. „Ja wohl! antwortete man; ein vortreffliches Inſtitut, das fuͤr unſre Stadt ſehr wohlthaͤtig iſt; ſie hat auch eine Induͤſtrieſchule angelegt, unterhaͤlt zwei arme, talentvolle Juͤnglinge hier auf dem Gymnaſium, und ſodann auf der Univerſitaͤt, laͤßt arme Kranke unentgeltlich kuriren, und thut ſehr viel Gutes, das man ſo nicht er- faͤhrt.“ — Dann ſtehen die Frei-Maurer wohl hier in guter Achtung? — „Ueberall, ſelbſt bei den gemeinſten Leuten. Anfangs hielt man nichts auf ſie, und war ſelbſt gegen ihre Wohlthaten mißtrauiſch, allein ſie haben nach und nach ſich Achtung und Vertrauen erzwungen.“ — Wie das? — „Sie hatten es am meiſten ihrem perſoͤn- lichen Character zu danken; ſchlechte Menſchen oder die irgend in uͤblem Rufe ſtanden, waren ſie auch reich und vornehm, nahmen ſie nicht unter ſich auf, andre ſchloſſen ſie von ſich aus, und ſie ſelbſt wa- ren immer gerecht, beſcheiden, drangen ihre Wohl- thaten niemand auf, wer ſie aber annahm, mußte ſich nach ihren Vorſchriften richten, wobei man ſich immer wohl befand. So iſt der Name der Frei- Maurer in unſerer Stadt zu einem Ehrennamen geworden, und jede Frau ſieht es gern, wenn ihr Mann in der Geſellſchaft iſt.“ Ich war doppelt erſtaunt, hier eine L. und zwar eine ſolche L. zu finden. Bei weiterem Nachfragen, hoͤrte ich immer mehr Gutes von ihr, und was noch mehr ſagen will, von den einzelnen

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/240>, abgerufen am 25.04.2024.