Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

"Seele alle Kraft, Ideale zu schaffen, verkauft oder
"verschwelgt hat."

Dein
Feßler.

Das Colloquium ward den 10. Sept. bei Herrn
von Held gehalten, fiel aber aus, wie gewöhnlich
alle Colloquia auszufallen pflegen. Es ward viel
geredet und nichts gesagt, viel behauptet und nichts
bewiesen. Man beschuldigte sich gegenseitig man-
cherlei Dinge, und gestand sich gegenseitig nichts
ein, und Mitleiden mußte in T. so manches ver-
zeihen, was sein Ehrgefühl sonst nicht hätte dul-
den dürfen.

Weiter heißt es:

Seite 166. "Weil er, als ich kurz darauf am 22.
"Februar arretirt ward, und acht Mo-
"nate in der Berlinischen Hausvogtei
"sitzen mußte, unterdeß öffentlich, und
"ohne die mindeste Scheu, im gol-
"denen Adler am Dönhoffschen Platze
"beim Kriegsrathe Triebenfeld aus
"Breslau speisete, und es dahin brachte,
"daß Triebenfeld Rhoden als Er-
"zieher seiner Kinder, nach Breslau mit-
"nahm. Vormahls hatte Feßler in
"einem so argen Tone gegen Trieben-
"feld
gesprochen, daß er wenigstens als
"ehrlicher Mann, unmöglich bei ihm
"speisen und seinen Rheinwein trin-
"ken konnte."

Es

„Seele alle Kraft, Ideale zu ſchaffen, verkauft oder
„verſchwelgt hat.“

Dein
Feßler.

Das Colloquium ward den 10. Sept. bei Herrn
von Held gehalten, fiel aber aus, wie gewoͤhnlich
alle Colloquia auszufallen pflegen. Es ward viel
geredet und nichts geſagt, viel behauptet und nichts
bewieſen. Man beſchuldigte ſich gegenſeitig man-
cherlei Dinge, und geſtand ſich gegenſeitig nichts
ein, und Mitleiden mußte in T. ſo manches ver-
zeihen, was ſein Ehrgefuͤhl ſonſt nicht haͤtte dul-
den duͤrfen.

Weiter heißt es:

Seite 166. „Weil er, als ich kurz darauf am 22.
„Februar arretirt ward, und acht Mo-
„nate in der Berliniſchen Hausvogtei
„ſitzen mußte, unterdeß oͤffentlich, und
ohne die mindeſte Scheu, im gol-
„denen Adler am Doͤnhoffſchen Platze
„beim Kriegsrathe Triebenfeld aus
„Breslau ſpeiſete, und es dahin brachte,
„daß Triebenfeld Rhoden als Er-
„zieher ſeiner Kinder, nach Breslau mit-
„nahm. Vormahls hatte Feßler in
„einem ſo argen Tone gegen Trieben-
„feld
geſprochen, daß er wenigſtens als
„ehrlicher Mann, unmoͤglich bei ihm
„ſpeiſen und ſeinen Rheinwein trin-
„ken konnte.“

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0134" n="112"/>
&#x201E;Seele alle Kraft, Ideale zu &#x017F;chaffen, verkauft oder<lb/>
&#x201E;ver&#x017F;chwelgt hat.&#x201C;</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Dein<lb/><hi rendition="#g">Feßler</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Das Colloquium ward den 10. Sept. bei Herrn<lb/>
von <hi rendition="#g">Held</hi> gehalten, fiel aber aus, wie gewo&#x0364;hnlich<lb/>
alle Colloquia auszufallen pflegen. Es ward viel<lb/>
geredet und nichts ge&#x017F;agt, viel behauptet und nichts<lb/>
bewie&#x017F;en. Man be&#x017F;chuldigte &#x017F;ich gegen&#x017F;eitig man-<lb/>
cherlei Dinge, und ge&#x017F;tand &#x017F;ich gegen&#x017F;eitig nichts<lb/>
ein, und Mitleiden mußte in T. &#x017F;o manches ver-<lb/>
zeihen, was &#x017F;ein Ehrgefu&#x0364;hl &#x017F;on&#x017F;t nicht ha&#x0364;tte dul-<lb/>
den du&#x0364;rfen.</p><lb/>
          <p>Weiter heißt es:</p><lb/>
          <list>
            <item>Seite 166. &#x201E;Weil er, als ich kurz darauf am 22.<lb/>
&#x201E;Februar arretirt ward, und acht Mo-<lb/>
&#x201E;nate in der Berlini&#x017F;chen Hausvogtei<lb/>
&#x201E;&#x017F;itzen mußte, unterdeß <hi rendition="#g">o&#x0364;ffentlich</hi>, und<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">ohne die minde&#x017F;te Scheu</hi>, im gol-<lb/>
&#x201E;denen Adler am Do&#x0364;nhoff&#x017F;chen Platze<lb/>
&#x201E;beim Kriegsrathe <hi rendition="#g">Triebenfeld</hi> aus<lb/>
&#x201E;Breslau &#x017F;pei&#x017F;ete, und es dahin brachte,<lb/>
&#x201E;daß <hi rendition="#g">Triebenfeld Rhoden</hi> als Er-<lb/>
&#x201E;zieher &#x017F;einer Kinder, nach Breslau mit-<lb/>
&#x201E;nahm. Vormahls hatte <hi rendition="#g">Feßler</hi> in<lb/>
&#x201E;einem &#x017F;o argen Tone gegen <hi rendition="#g">Trieben-<lb/>
&#x201E;feld</hi> ge&#x017F;prochen, daß er wenig&#x017F;tens als<lb/>
&#x201E;ehrlicher Mann, unmo&#x0364;glich bei ihm<lb/>
&#x201E;&#x017F;pei&#x017F;en und &#x017F;einen <hi rendition="#g">Rheinwein</hi> trin-<lb/>
&#x201E;ken konnte.&#x201C;</item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0134] „Seele alle Kraft, Ideale zu ſchaffen, verkauft oder „verſchwelgt hat.“ Dein Feßler. Das Colloquium ward den 10. Sept. bei Herrn von Held gehalten, fiel aber aus, wie gewoͤhnlich alle Colloquia auszufallen pflegen. Es ward viel geredet und nichts geſagt, viel behauptet und nichts bewieſen. Man beſchuldigte ſich gegenſeitig man- cherlei Dinge, und geſtand ſich gegenſeitig nichts ein, und Mitleiden mußte in T. ſo manches ver- zeihen, was ſein Ehrgefuͤhl ſonſt nicht haͤtte dul- den duͤrfen. Weiter heißt es: Seite 166. „Weil er, als ich kurz darauf am 22. „Februar arretirt ward, und acht Mo- „nate in der Berliniſchen Hausvogtei „ſitzen mußte, unterdeß oͤffentlich, und „ohne die mindeſte Scheu, im gol- „denen Adler am Doͤnhoffſchen Platze „beim Kriegsrathe Triebenfeld aus „Breslau ſpeiſete, und es dahin brachte, „daß Triebenfeld Rhoden als Er- „zieher ſeiner Kinder, nach Breslau mit- „nahm. Vormahls hatte Feßler in „einem ſo argen Tone gegen Trieben- „feld geſprochen, daß er wenigſtens als „ehrlicher Mann, unmoͤglich bei ihm „ſpeiſen und ſeinen Rheinwein trin- „ken konnte.“ Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/134
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/134>, abgerufen am 18.04.2024.