Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

"mich besucht haben, zumal da Dein Bewußtseyn
"Dich mahnen mußte, daß Du wohl thätest, mit
"mir zu sprechen. Den, der um solcher Ursach
"willen wie ich, unglücklich ist, zu besuchen, macht
"niemanden Schande. Deine Abstracta erwär-
"men kein Herz zum nachdrücklichen Handeln, ich
"folge meinen Idealen, und nehme sie in jeden
"Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft,
"so ist sehr die Frage, ob sie mehr für ein blutend
"Herz, als das meine, oder für einen so porösen
"Character, als der Deine, entscheiden wird. Ich
"führe aus, was Ihr singt:"
"Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen,
"Lehre der Gewalt uns widerstehn!"

"Und ich habe nur durch Wahrheit in mei-
"nem Thun, Genuß von meinem Daseyn. Leere
"Formen und Manövers gnügen mir nicht."

"Nur um, wenn es möglich wäre, der trauri-
"gen und drückenden Mühe überhoben zu seyn,
"über eine garstige Sache viel zu schreiben, schlage
"ich Dir eine baldige Visite bei mir vor. T. und
"H. müßten jedoch auf alle Fälle dabei seyn, und
"zwar nach fünf Uhr Abends. Ohne Zeugen
"wäre dieß Colloquium unzweckmäßig. Willst du
"es aber auf eine schriftliche Antwort von mir,
"die Du doch in der Loge vortragen müßtest, an-
"kommen lassen, habeas tibi!"

von Held.



„mich beſucht haben, zumal da Dein Bewußtſeyn
„Dich mahnen mußte, daß Du wohl thaͤteſt, mit
„mir zu ſprechen. Den, der um ſolcher Urſach
„willen wie ich, ungluͤcklich iſt, zu beſuchen, macht
„niemanden Schande. Deine Abſtracta erwaͤr-
„men kein Herz zum nachdruͤcklichen Handeln, ich
„folge meinen Idealen, und nehme ſie in jeden
„Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft,
„ſo iſt ſehr die Frage, ob ſie mehr fuͤr ein blutend
„Herz, als das meine, oder fuͤr einen ſo poroͤſen
„Character, als der Deine, entſcheiden wird. Ich
„fuͤhre aus, was Ihr ſingt:“
„Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen,
„Lehre der Gewalt uns widerſtehn!“

„Und ich habe nur durch Wahrheit in mei-
„nem Thun, Genuß von meinem Daſeyn. Leere
„Formen und Manoͤvers gnuͤgen mir nicht.“

„Nur um, wenn es moͤglich waͤre, der trauri-
„gen und druͤckenden Muͤhe uͤberhoben zu ſeyn,
„uͤber eine garſtige Sache viel zu ſchreiben, ſchlage
„ich Dir eine baldige Viſite bei mir vor. T. und
„H. muͤßten jedoch auf alle Faͤlle dabei ſeyn, und
„zwar nach fuͤnf Uhr Abends. Ohne Zeugen
„waͤre dieß Colloquium unzweckmaͤßig. Willſt du
„es aber auf eine ſchriftliche Antwort von mir,
„die Du doch in der Loge vortragen muͤßteſt, an-
„kommen laſſen, habeas tibi!“

von Held.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="107"/>
&#x201E;mich be&#x017F;ucht haben, zumal da Dein Bewußt&#x017F;eyn<lb/>
&#x201E;Dich mahnen mußte, daß Du wohl tha&#x0364;te&#x017F;t, mit<lb/>
&#x201E;mir zu &#x017F;prechen. Den, der um &#x017F;olcher Ur&#x017F;ach<lb/>
&#x201E;willen wie ich, unglu&#x0364;cklich i&#x017F;t, zu be&#x017F;uchen, macht<lb/>
&#x201E;niemanden Schande. Deine Ab&#x017F;tracta erwa&#x0364;r-<lb/>
&#x201E;men kein Herz zum nachdru&#x0364;cklichen Handeln, ich<lb/>
&#x201E;folge meinen Idealen, und nehme &#x017F;ie in jeden<lb/>
&#x201E;Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ehr die Frage, ob &#x017F;ie mehr fu&#x0364;r ein blutend<lb/>
&#x201E;Herz, als das meine, oder fu&#x0364;r einen &#x017F;o poro&#x0364;&#x017F;en<lb/>
&#x201E;Character, als der Deine, ent&#x017F;cheiden wird. Ich<lb/>
&#x201E;fu&#x0364;hre aus, was Ihr &#x017F;ingt:&#x201C;<lb/><hi rendition="#et">&#x201E;Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen,<lb/>
&#x201E;Lehre der Gewalt uns wider&#x017F;tehn!&#x201C;</hi></p><lb/>
          <p>&#x201E;Und ich habe nur durch Wahrheit in mei-<lb/>
&#x201E;nem Thun, Genuß von meinem Da&#x017F;eyn. Leere<lb/>
&#x201E;Formen und Mano&#x0364;vers gnu&#x0364;gen mir nicht.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nur um, wenn es mo&#x0364;glich wa&#x0364;re, der trauri-<lb/>
&#x201E;gen und dru&#x0364;ckenden Mu&#x0364;he u&#x0364;berhoben zu &#x017F;eyn,<lb/>
&#x201E;u&#x0364;ber eine gar&#x017F;tige Sache viel zu &#x017F;chreiben, &#x017F;chlage<lb/>
&#x201E;ich Dir eine baldige Vi&#x017F;ite bei mir vor. T. und<lb/>
&#x201E;H. mu&#x0364;ßten jedoch auf alle Fa&#x0364;lle dabei &#x017F;eyn, und<lb/>
&#x201E;zwar nach fu&#x0364;nf Uhr Abends. Ohne Zeugen<lb/>
&#x201E;wa&#x0364;re dieß Colloquium unzweckma&#x0364;ßig. Will&#x017F;t du<lb/>
&#x201E;es aber auf eine &#x017F;chriftliche Antwort von mir,<lb/>
&#x201E;die Du doch in der Loge vortragen mu&#x0364;ßte&#x017F;t, an-<lb/>
&#x201E;kommen la&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#aq">habeas tibi</hi>!&#x201C;</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">von <hi rendition="#g">Held</hi>.</hi> </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0129] „mich beſucht haben, zumal da Dein Bewußtſeyn „Dich mahnen mußte, daß Du wohl thaͤteſt, mit „mir zu ſprechen. Den, der um ſolcher Urſach „willen wie ich, ungluͤcklich iſt, zu beſuchen, macht „niemanden Schande. Deine Abſtracta erwaͤr- „men kein Herz zum nachdruͤcklichen Handeln, ich „folge meinen Idealen, und nehme ſie in jeden „Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft, „ſo iſt ſehr die Frage, ob ſie mehr fuͤr ein blutend „Herz, als das meine, oder fuͤr einen ſo poroͤſen „Character, als der Deine, entſcheiden wird. Ich „fuͤhre aus, was Ihr ſingt:“ „Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen, „Lehre der Gewalt uns widerſtehn!“ „Und ich habe nur durch Wahrheit in mei- „nem Thun, Genuß von meinem Daſeyn. Leere „Formen und Manoͤvers gnuͤgen mir nicht.“ „Nur um, wenn es moͤglich waͤre, der trauri- „gen und druͤckenden Muͤhe uͤberhoben zu ſeyn, „uͤber eine garſtige Sache viel zu ſchreiben, ſchlage „ich Dir eine baldige Viſite bei mir vor. T. und „H. muͤßten jedoch auf alle Faͤlle dabei ſeyn, und „zwar nach fuͤnf Uhr Abends. Ohne Zeugen „waͤre dieß Colloquium unzweckmaͤßig. Willſt du „es aber auf eine ſchriftliche Antwort von mir, „die Du doch in der Loge vortragen muͤßteſt, an- „kommen laſſen, habeas tibi!“ von Held.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/129
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/129>, abgerufen am 20.04.2024.