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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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die Geistesträgheit, die Habsucht, die Wunder-
sucht und andre verderbliche Leidenschaften durch
dergleichen Vorspiegelungen zu nähren, den Ver-
stand zu verblenden und die Sittlichkeit in ihrem
Grunde zu verderben. Sonach kann unser weise
und gute Mann nie zugeben, daß der Orden,
dem Er sich hingiebt, sich mit Bereitung von
Wunderarzneien, Lebensbalsamen und Uni-
versaltinkturen beschäftige, schon deswegen, weil
er einen ehrenvollen Tod höher achtet, als ein
schändliches Leben, welches er durch solche Künste
zu Jahrhunderten ausdehnen könnte; daß er durch
geheime Operationen, die sich dem Auge der Che-
miker entziehen, den Stein der Weisen suche
nicht blos, weil er weiß, daß dieser Messias nie
erscheinen und allen Zauberformeln ewig trotzen
wird, sondern weil er alle die Künste der trägen
Habsucht verachtet, in der Kraft seines Geistes,
so lange er sie fühlt, den wahren Stein der Wei-
sen gefunden hat, und ihm eine wahrhaft gute
Gesinnung mehr werth ist, als wenn er alles
Metall der Erde in Gold verwandeln könnte;
endlich wird er sich nicht einer Gesellschaft wid-
men, die nach der traurigen Kunst forscht, sich
mit sogenannten Geistern in Verbindung
zu setzen
, und durch ihre Hülfe sich dem Ewi-
gen näher zu bringen, oder sich die Kräfte der Na-
tur unterthan zu machen, weil er von diesen Gei-
stern überall nichts weiß, weil er ihre Hülfe in
allen Dingen verachtet, und ihm eine gewon-
nene Wahrheit, ein abgelegter Irrthum, mehr gilt,

die Geiſtestraͤgheit, die Habſucht, die Wunder-
ſucht und andre verderbliche Leidenſchaften durch
dergleichen Vorſpiegelungen zu naͤhren, den Ver-
ſtand zu verblenden und die Sittlichkeit in ihrem
Grunde zu verderben. Sonach kann unſer weiſe
und gute Mann nie zugeben, daß der Orden,
dem Er ſich hingiebt, ſich mit Bereitung von
Wunderarzneien, Lebensbalſamen und Uni-
verſaltinkturen beſchaͤftige, ſchon deswegen, weil
er einen ehrenvollen Tod hoͤher achtet, als ein
ſchaͤndliches Leben, welches er durch ſolche Kuͤnſte
zu Jahrhunderten ausdehnen koͤnnte; daß er durch
geheime Operationen, die ſich dem Auge der Che-
miker entziehen, den Stein der Weiſen ſuche
nicht blos, weil er weiß, daß dieſer Meſſias nie
erſcheinen und allen Zauberformeln ewig trotzen
wird, ſondern weil er alle die Kuͤnſte der traͤgen
Habſucht verachtet, in der Kraft ſeines Geiſtes,
ſo lange er ſie fuͤhlt, den wahren Stein der Wei-
ſen gefunden hat, und ihm eine wahrhaft gute
Geſinnung mehr werth iſt, als wenn er alles
Metall der Erde in Gold verwandeln koͤnnte;
endlich wird er ſich nicht einer Geſellſchaft wid-
men, die nach der traurigen Kunſt forſcht, ſich
mit ſogenannten Geiſtern in Verbindung
zu ſetzen
, und durch ihre Huͤlfe ſich dem Ewi-
gen naͤher zu bringen, oder ſich die Kraͤfte der Na-
tur unterthan zu machen, weil er von dieſen Gei-
ſtern uͤberall nichts weiß, weil er ihre Huͤlfe in
allen Dingen verachtet, und ihm eine gewon-
nene Wahrheit, ein abgelegter Irrthum, mehr gilt,

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[13/0031] die Geiſtestraͤgheit, die Habſucht, die Wunder- ſucht und andre verderbliche Leidenſchaften durch dergleichen Vorſpiegelungen zu naͤhren, den Ver- ſtand zu verblenden und die Sittlichkeit in ihrem Grunde zu verderben. Sonach kann unſer weiſe und gute Mann nie zugeben, daß der Orden, dem Er ſich hingiebt, ſich mit Bereitung von Wunderarzneien, Lebensbalſamen und Uni- verſaltinkturen beſchaͤftige, ſchon deswegen, weil er einen ehrenvollen Tod hoͤher achtet, als ein ſchaͤndliches Leben, welches er durch ſolche Kuͤnſte zu Jahrhunderten ausdehnen koͤnnte; daß er durch geheime Operationen, die ſich dem Auge der Che- miker entziehen, den Stein der Weiſen ſuche nicht blos, weil er weiß, daß dieſer Meſſias nie erſcheinen und allen Zauberformeln ewig trotzen wird, ſondern weil er alle die Kuͤnſte der traͤgen Habſucht verachtet, in der Kraft ſeines Geiſtes, ſo lange er ſie fuͤhlt, den wahren Stein der Wei- ſen gefunden hat, und ihm eine wahrhaft gute Geſinnung mehr werth iſt, als wenn er alles Metall der Erde in Gold verwandeln koͤnnte; endlich wird er ſich nicht einer Geſellſchaft wid- men, die nach der traurigen Kunſt forſcht, ſich mit ſogenannten Geiſtern in Verbindung zu ſetzen, und durch ihre Huͤlfe ſich dem Ewi- gen naͤher zu bringen, oder ſich die Kraͤfte der Na- tur unterthan zu machen, weil er von dieſen Gei- ſtern uͤberall nichts weiß, weil er ihre Huͤlfe in allen Dingen verachtet, und ihm eine gewon- nene Wahrheit, ein abgelegter Irrthum, mehr gilt,

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/31>, abgerufen am 20.04.2024.