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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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von der verschiedensten Denkart, Lebensweise und
Bildung zusammen verbindet und unter tausend
Schwierigkeiten, in dieser Zeit der Erleuchtung
und Erkaltung, bei einander erhält?

Laß uns weiter gehen, und diese Männer selbst
näher betrachten. Es sind vielleicht lauter Schwach-
köpfe, Schwärmer, Heuchler, Intriguanten oder
Herrschsüchtige, die sich untereinander verbunden
haben. Nun dann, so ist es begreiflich, wie sich
der unredliche Schlaukopf mit Narren verbinden
kann, um sie zu seinen Absichten zu lenken oder
wenigstens, sich an ihrer Thorheit zu belustigen;
begreiflich, wie der Herrschsüchtige den Schwär-
mer bei seiner Geheimnißsucht fangen und seinem
Stolze zu gefallen, den Mann, der sonst an
Rang und Ansehn über ihm steht, unter seine
Befehle nehmen kann; begreiflich, wie der Intri-
guant sich mit Schwachköpfen verbinden kann,
um diese sagen und -- zahlen zu lassen, was ihm
gefällt. Aber Nein! -- in allen Zeitaltern finden
sich die weisesten, redlichsten, durch Talent, Kennt-
nisse, und Charakter ehrwürdigsten Männer im
Orden, überall sind Mehrere -- ist gewiß Einer --
unter den Brüdern, dem Du Dich mit vollem
Vertrauen als dem Führer und Leiter Deines Le-
bens in die Arme werfen würdest.

Doch -- ich lasse keinen möglichen Einwurf
zur Seite liegen -- dieser weise und redliche Mann
kann durch irgend einen Zufall und in irgend ei-
ner Jugendlaune in einen Orden gerathen seyn,
der ihm nach seinem innern Wesen unbekannt war.

von der verſchiedenſten Denkart, Lebensweiſe und
Bildung zuſammen verbindet und unter tauſend
Schwierigkeiten, in dieſer Zeit der Erleuchtung
und Erkaltung, bei einander erhaͤlt?

Laß uns weiter gehen, und dieſe Maͤnner ſelbſt
naͤher betrachten. Es ſind vielleicht lauter Schwach-
koͤpfe, Schwaͤrmer, Heuchler, Intriguanten oder
Herrſchſuͤchtige, die ſich untereinander verbunden
haben. Nun dann, ſo iſt es begreiflich, wie ſich
der unredliche Schlaukopf mit Narren verbinden
kann, um ſie zu ſeinen Abſichten zu lenken oder
wenigſtens, ſich an ihrer Thorheit zu beluſtigen;
begreiflich, wie der Herrſchſuͤchtige den Schwaͤr-
mer bei ſeiner Geheimnißſucht fangen und ſeinem
Stolze zu gefallen, den Mann, der ſonſt an
Rang und Anſehn uͤber ihm ſteht, unter ſeine
Befehle nehmen kann; begreiflich, wie der Intri-
guant ſich mit Schwachkoͤpfen verbinden kann,
um dieſe ſagen und — zahlen zu laſſen, was ihm
gefaͤllt. Aber Nein! — in allen Zeitaltern finden
ſich die weiſeſten, redlichſten, durch Talent, Kennt-
niſſe, und Charakter ehrwuͤrdigſten Maͤnner im
Orden, uͤberall ſind Mehrere — iſt gewiß Einer —
unter den Bruͤdern, dem Du Dich mit vollem
Vertrauen als dem Fuͤhrer und Leiter Deines Le-
bens in die Arme werfen wuͤrdeſt.

Doch — ich laſſe keinen moͤglichen Einwurf
zur Seite liegen — dieſer weiſe und redliche Mann
kann durch irgend einen Zufall und in irgend ei-
ner Jugendlaune in einen Orden gerathen ſeyn,
der ihm nach ſeinem innern Weſen unbekannt war.

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[7/0025] von der verſchiedenſten Denkart, Lebensweiſe und Bildung zuſammen verbindet und unter tauſend Schwierigkeiten, in dieſer Zeit der Erleuchtung und Erkaltung, bei einander erhaͤlt? Laß uns weiter gehen, und dieſe Maͤnner ſelbſt naͤher betrachten. Es ſind vielleicht lauter Schwach- koͤpfe, Schwaͤrmer, Heuchler, Intriguanten oder Herrſchſuͤchtige, die ſich untereinander verbunden haben. Nun dann, ſo iſt es begreiflich, wie ſich der unredliche Schlaukopf mit Narren verbinden kann, um ſie zu ſeinen Abſichten zu lenken oder wenigſtens, ſich an ihrer Thorheit zu beluſtigen; begreiflich, wie der Herrſchſuͤchtige den Schwaͤr- mer bei ſeiner Geheimnißſucht fangen und ſeinem Stolze zu gefallen, den Mann, der ſonſt an Rang und Anſehn uͤber ihm ſteht, unter ſeine Befehle nehmen kann; begreiflich, wie der Intri- guant ſich mit Schwachkoͤpfen verbinden kann, um dieſe ſagen und — zahlen zu laſſen, was ihm gefaͤllt. Aber Nein! — in allen Zeitaltern finden ſich die weiſeſten, redlichſten, durch Talent, Kennt- niſſe, und Charakter ehrwuͤrdigſten Maͤnner im Orden, uͤberall ſind Mehrere — iſt gewiß Einer — unter den Bruͤdern, dem Du Dich mit vollem Vertrauen als dem Fuͤhrer und Leiter Deines Le- bens in die Arme werfen wuͤrdeſt. Doch — ich laſſe keinen moͤglichen Einwurf zur Seite liegen — dieſer weiſe und redliche Mann kann durch irgend einen Zufall und in irgend ei- ner Jugendlaune in einen Orden gerathen ſeyn, der ihm nach ſeinem innern Weſen unbekannt war.

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/25>, abgerufen am 20.04.2024.