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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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vernünfftige anleitung
ten iudicii. Und es muß doch wohl ein unterschied
seyn unter schwatzhaftigkeit und beredfamkeit.
b) Die bons mots macher werden vielleicht anderer
meynung seyn, allein ob man ihnen wohl den
nächsten platz nach denen grösten schertzern bey
hofe gerne einräumet, so wird doch der gar zu
grosse zufluß vom ingenio sie wohl zu keine red-
ner machen.
c) vid Luciani retoron didaskalon Oper. Tom.
II.
da er die Sophisten abschildert.
d) oder sie an sich zu ziehn und ihnen zu gefallen
Vid. A. Gellium in noct. V. I.
e) Siehe Thomasii Cautelen Cap. 9. §. 66. not.
n. und die von ihm allegirten auctores. Ridig. l.
c. §. 36. M. Gottfr. Polycarp. Mülleri dissert. de
emendatione eloquentiae moderna. p. 22. §. XX.

§. 3. Die beredsamkeit hat einen doppelten
endzweck, einen allgemeinen und einen gantz
besondern. Den allgemeinen hat sie mit der
gantzen gelehrsamkeit, auch so gar mit der spra-
che gemein, nemlich die glückseeligkeit und das
vergnügen der menschlichen gesellschaft zu be-
fördern. Der besondere endzweck aber ist,
durch geschickten ausdruck seiner gedancken in
andern eben die gedancken und regungen erwe-
cken, die man selbst bey sich hat und empfindet
und in andern rege zu machen suchet. a)

a) Jch mag mich in den streit von dem endzweck
der beredsamkeit nicht mischen, denn ich bin noch
zweiffelhaft, ob nicht etwa ein wortstreit daraus
gemacht werden könne. cons. Ridig. S. V. & F.
Lib. IIII. Cap. IIII,
§. 30. und M. Polyc. Mülleri
Diss. de emendatione eloquentiae moderna.

§. 4. Aus diesem fliesset von selbsten, daß

die
vernuͤnfftige anleitung
ten iudicii. Und es muß doch wohl ein unterſchied
ſeyn unter ſchwatzhaftigkeit und beredfamkeit.
b) Die bons mots macher werden vielleicht anderer
meynung ſeyn, allein ob man ihnen wohl den
naͤchſten platz nach denen groͤſten ſchertzern bey
hofe gerne einraͤumet, ſo wird doch der gar zu
groſſe zufluß vom ingenio ſie wohl zu keine red-
ner machen.
c) vid Luciani ρητορων διδασκαλον Oper. Tom.
II.
da er die Sophiſten abſchildert.
d) oder ſie an ſich zu ziehn und ihnen zu gefallen
Vid. A. Gellium in noct. V. I.
e) Siehe Thomaſii Cautelen Cap. 9. §. 66. not.
n. und die von ihm allegirten auctores. Ridig. l.
c. §. 36. M. Gottfr. Polycarp. Mülleri diſſert. de
emendatione eloquentiae moderna. p. 22. §. XX.

§. 3. Die beredſamkeit hat einen doppelten
endzweck, einen allgemeinen und einen gantz
beſondern. Den allgemeinen hat ſie mit der
gantzen gelehrſamkeit, auch ſo gar mit der ſpra-
che gemein, nemlich die gluͤckſeeligkeit und das
vergnuͤgen der menſchlichen geſellſchaft zu be-
foͤrdern. Der beſondere endzweck aber iſt,
durch geſchickten ausdruck ſeiner gedancken in
andern eben die gedancken und regungen erwe-
cken, die man ſelbſt bey ſich hat und empfindet
und in andern rege zu machen ſuchet. a)

a) Jch mag mich in den ſtreit von dem endzweck
der beredſamkeit nicht miſchen, denn ich bin noch
zweiffelhaft, ob nicht etwa ein wortſtreit daraus
gemacht werden koͤnne. conſ. Ridig. S. V. & F.
Lib. IIII. Cap. IIII,
§. 30. und M. Polyc. Mülleri
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[4/0022] vernuͤnfftige anleitung a⁾ ten iudicii. Und es muß doch wohl ein unterſchied ſeyn unter ſchwatzhaftigkeit und beredfamkeit. b⁾ Die bons mots macher werden vielleicht anderer meynung ſeyn, allein ob man ihnen wohl den naͤchſten platz nach denen groͤſten ſchertzern bey hofe gerne einraͤumet, ſo wird doch der gar zu groſſe zufluß vom ingenio ſie wohl zu keine red- ner machen. c⁾ vid Luciani ρητορων διδασκαλον Oper. Tom. II. da er die Sophiſten abſchildert. d⁾ oder ſie an ſich zu ziehn und ihnen zu gefallen Vid. A. Gellium in noct. V. I. e⁾ Siehe Thomaſii Cautelen Cap. 9. §. 66. not. n. und die von ihm allegirten auctores. Ridig. l. c. §. 36. M. Gottfr. Polycarp. Mülleri diſſert. de emendatione eloquentiae moderna. p. 22. §. XX. §. 3. Die beredſamkeit hat einen doppelten endzweck, einen allgemeinen und einen gantz beſondern. Den allgemeinen hat ſie mit der gantzen gelehrſamkeit, auch ſo gar mit der ſpra- che gemein, nemlich die gluͤckſeeligkeit und das vergnuͤgen der menſchlichen geſellſchaft zu be- foͤrdern. Der beſondere endzweck aber iſt, durch geſchickten ausdruck ſeiner gedancken in andern eben die gedancken und regungen erwe- cken, die man ſelbſt bey ſich hat und empfindet und in andern rege zu machen ſuchet. a⁾ a⁾ Jch mag mich in den ſtreit von dem endzweck der beredſamkeit nicht miſchen, denn ich bin noch zweiffelhaft, ob nicht etwa ein wortſtreit daraus gemacht werden koͤnne. conſ. Ridig. S. V. & F. Lib. IIII. Cap. IIII, §. 30. und M. Polyc. Mülleri Diſſ. de emendatione eloquentiae moderna. §. 4. Aus dieſem flieſſet von ſelbſten, daß die

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/22>, abgerufen am 24.04.2024.