Wir haben im vorigen Capitel dargethan, daß wir von grossen Zahlen keinen deutlichen Be- griff haben, wenn wir nicht wissen, wie diesel- ben aus kleineren Zahlen zusammen gesetzet sind. Als wenn man sich die Zahl 1735 vorstellet, so be- stehet der Begriff von derselben darinnen, daß man weiß, daß dieselbe aus tausend und sieben- hundert und dreyßig und fünf zusammen gesetzt, oder die Summ dieser Zahlen sey. Von die- sen Theilen aber wird voraus gesetzet, daß man einen deutlichen Begriff habe; welches im vor- hergehenden Capitel gnugsam ist ausgeführet wor- den. Es bestehet nehmlich die Erkäntnüß der Zahlen darinn, daß man wisse, aus wieviel Uni- taeten, Decaden, Centenariis, Millenariis etc. eine jegliche Zahl bestehe; und nach diesen Thei- len ist sowohl die Art die Zahlen zu schreiben als dieselben mit Worten auszusprechen eingerichtet. Wenn man sich demnach von einer Zahl, welche aus Zusammensetzung zweyer oder mehr gegebenen Zahlen entstehet, einen deutlichen Begriff formi- ren will; so muß man untersuchen, aus wie- viel Unitaeten, Dccadibus, Centenariis etc. dieselbe bestehe. Denn wenn man dieses gefun- den, so ist man im Stande die verlangte Zahl sowohl zu schreiben als mit Worten auszusprechen. Diese Operation nun, dadurch gefunden wird, aus wieviel solcher Theilen die Summe zweyer oder mehr gegebenen Zahlen bestehe, wird die Addi- tion genennt. Und deswegen erhalten wir durch
die
Wir haben im vorigen Capitel dargethan, daß wir von groſſen Zahlen keinen deutlichen Be- griff haben, wenn wir nicht wiſſen, wie dieſel- ben aus kleineren Zahlen zuſammen geſetzet ſind. Als wenn man ſich die Zahl 1735 vorſtellet, ſo be- ſtehet der Begriff von derſelben darinnen, daß man weiß, daß dieſelbe aus tauſend und ſieben- hundert und dreyßig und fuͤnf zuſammen geſetzt, oder die Summ dieſer Zahlen ſey. Von die- ſen Theilen aber wird voraus geſetzet, daß man einen deutlichen Begriff habe; welches im vor- hergehenden Capitel gnugſam iſt ausgefuͤhret wor- den. Es beſtehet nehmlich die Erkaͤntnuͤß der Zahlen darinn, daß man wiſſe, aus wieviel Uni- tæten, Decaden, Centenariis, Millenariis etc. eine jegliche Zahl beſtehe; und nach dieſen Thei- len iſt ſowohl die Art die Zahlen zu ſchreiben als dieſelben mit Worten auszuſprechen eingerichtet. Wenn man ſich demnach von einer Zahl, welche aus Zuſammenſetzung zweyer oder mehr gegebenen Zahlen entſtehet, einen deutlichen Begriff formi- ren will; ſo muß man unterſuchen, aus wie- viel Unitæten, Dccadibus, Centenariis etc. dieſelbe beſtehe. Denn wenn man dieſes gefun- den, ſo iſt man im Stande die verlangte Zahl ſowohl zu ſchreiben als mit Worten auszuſprechen. Dieſe Operation nun, dadurch gefunden wird, aus wieviel ſolcher Theilen die Summe zweyer oder mehr gegebenen Zahlen beſtehe, wird die Addi- tion genennt. Und deswegen erhalten wir durch
die
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Wir haben im vorigen Capitel dargethan,
daß wir von groſſen Zahlen keinen deutlichen Be-
griff haben, wenn wir nicht wiſſen, wie dieſel-
ben aus kleineren Zahlen zuſammen geſetzet ſind.
Als wenn man ſich die Zahl 1735 vorſtellet, ſo be-
ſtehet der Begriff von derſelben darinnen, daß
man weiß, daß dieſelbe aus tauſend und ſieben-
hundert und dreyßig und fuͤnf zuſammen geſetzt,
oder die Summ dieſer Zahlen ſey. Von die-
ſen Theilen aber wird voraus geſetzet, daß man
einen deutlichen Begriff habe; welches im vor-
hergehenden Capitel gnugſam iſt ausgefuͤhret wor-
den. Es beſtehet nehmlich die Erkaͤntnuͤß der
Zahlen darinn, daß man wiſſe, aus wieviel Uni-
tæten, Decaden, Centenariis, Millenariis etc.
eine jegliche Zahl beſtehe; und nach dieſen Thei-
len iſt ſowohl die Art die Zahlen zu ſchreiben als
dieſelben mit Worten auszuſprechen eingerichtet.
Wenn man ſich demnach von einer Zahl, welche
aus Zuſammenſetzung zweyer oder mehr gegebenen
Zahlen entſtehet, einen deutlichen Begriff formi-
ren will; ſo muß man unterſuchen, aus wie-
viel Unitæten, Dccadibus, Centenariis etc.
dieſelbe beſtehe. Denn wenn man dieſes gefun-
den, ſo iſt man im Stande die verlangte Zahl
ſowohl zu ſchreiben als mit Worten auszuſprechen.
Dieſe Operation nun, dadurch gefunden wird, aus
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Euler, Leonhard: Einleitung zur Rechen-Kunst. Bd. 1. St. Petersburg, 1738, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/euler_rechenkunst01_1738/42>, abgerufen am 19.04.2024.
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