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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Vorrede.
derer vorfälle, welche in gnaden-sachen, auch die
hohe policei und die Marburgischen universitäts-
händel, die keine proceß-irrungen angehen, einschlä-
get. Diser land-kancellei wird die geheimte kanzellei
entgegen gestellet, worin die stats-sachen, auch die,
welche die universität Rinteln betreffen, ausgeferti-
get werden; sintemal die grafschaft Schaumburg,
mithin die besagte universität der land-grafschaft
Hessen nicht einverleibet sind.

Jndes sage ich mit Ossenfeldern s. 152 der oden:

Ein ieder mach es, wie er will,
Der tadel schweiget niemals still.
Kein weiser kan ihn hintertreiben.
Und, wenn man sich auch ganz versteckt,
Und weder zorn noch neid erweckt,
Der tadel wird nicht aussen bleiben.

Denn, wie der von Hagedorn s. 110 der mo-
ralischen gedichte schreibet:

Was unser tun bestimmt, ist wahn und leidenschaft.

Auch was der freiherr von Creuz s. 97 der oden
meldet, trift hier ein:

So, wie ein ieder sturm des helden sichern schlummer
Nicht schrecket; nur ihn unterbricht:
So ruhig ist, o freund! des weisen stiller kummer,
Wenn wider ihn die lästrung ficht.

Noch eins! die recht-schreibart gefället mir nicht!
Jst doch ein Jenaischer ehemaliger mitbürger darzu
gebrauchet worden! Allein hir muß es beim alten

sein

Vorrede.
derer vorfaͤlle, welche in gnaden-ſachen, auch die
hohe policei und die Marburgiſchen univerſitaͤts-
haͤndel, die keine proceß-irrungen angehen, einſchlaͤ-
get. Diſer land-kancellei wird die geheimte kanzellei
entgegen geſtellet, worin die ſtats-ſachen, auch die,
welche die univerſitaͤt Rinteln betreffen, ausgeferti-
get werden; ſintemal die grafſchaft Schaumburg,
mithin die beſagte univerſitaͤt der land-grafſchaft
Heſſen nicht einverleibet ſind.

Jndes ſage ich mit Oſſenfeldern ſ. 152 der oden:

Ein ieder mach es, wie er will,
Der tadel ſchweiget niemals ſtill.
Kein weiſer kan ihn hintertreiben.
Und, wenn man ſich auch ganz verſteckt,
Und weder zorn noch neid erweckt,
Der tadel wird nicht auſſen bleiben.

Denn, wie der von Hagedorn ſ. 110 der mo-
raliſchen gedichte ſchreibet:

Was unſer tun beſtimmt, iſt wahn und leidenſchaft.

Auch was der freiherr von Creuz ſ. 97 der oden
meldet, trift hier ein:

So, wie ein ieder ſturm des helden ſichern ſchlummer
Nicht ſchrecket; nur ihn unterbricht:
So ruhig iſt, o freund! des weiſen ſtiller kummer,
Wenn wider ihn die laͤſtrung ficht.

Noch eins! die recht-ſchreibart gefaͤllet mir nicht!
Jſt doch ein Jenaiſcher ehemaliger mitbuͤrger darzu
gebrauchet worden! Allein hir muß es beim alten

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[10/0014] Vorrede. derer vorfaͤlle, welche in gnaden-ſachen, auch die hohe policei und die Marburgiſchen univerſitaͤts- haͤndel, die keine proceß-irrungen angehen, einſchlaͤ- get. Diſer land-kancellei wird die geheimte kanzellei entgegen geſtellet, worin die ſtats-ſachen, auch die, welche die univerſitaͤt Rinteln betreffen, ausgeferti- get werden; ſintemal die grafſchaft Schaumburg, mithin die beſagte univerſitaͤt der land-grafſchaft Heſſen nicht einverleibet ſind. Jndes ſage ich mit Oſſenfeldern ſ. 152 der oden: Ein ieder mach es, wie er will, Der tadel ſchweiget niemals ſtill. Kein weiſer kan ihn hintertreiben. Und, wenn man ſich auch ganz verſteckt, Und weder zorn noch neid erweckt, Der tadel wird nicht auſſen bleiben. Denn, wie der von Hagedorn ſ. 110 der mo- raliſchen gedichte ſchreibet: Was unſer tun beſtimmt, iſt wahn und leidenſchaft. Auch was der freiherr von Creuz ſ. 97 der oden meldet, trift hier ein: So, wie ein ieder ſturm des helden ſichern ſchlummer Nicht ſchrecket; nur ihn unterbricht: So ruhig iſt, o freund! des weiſen ſtiller kummer, Wenn wider ihn die laͤſtrung ficht. Noch eins! die recht-ſchreibart gefaͤllet mir nicht! Jſt doch ein Jenaiſcher ehemaliger mitbuͤrger darzu gebrauchet worden! Allein hir muß es beim alten ſein

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/14>, abgerufen am 29.03.2024.