Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_006.001

Wie oft, wenn ich dich innig küßte, pen_006.002
Erzitterte mein Herz und sprach: pen_006.003
Wie, wenn ich sie verlassen müßte? pen_006.004
Und heimlich folgten Thränen nach.

pen_006.005

Diese so empfindungvolle Stelle ist gewiß pen_006.006
nicht prosaisch; und doch enthält sie, wie pen_006.007
man dem Dichter leicht glauben kann, pen_006.008
nichts als Wahrheit.

pen_006.009

Also zum dritten Unterschiede, der in pen_006.010
den obigen Stellen sichtbar ist! Dieser pen_006.011
besteht darin: daß die poetischen ungewöhnlichere pen_006.012
Wörter,
wie: Sternenklang, pen_006.013
nektarische Reben; fremde und eigene pen_006.014
Wortfügungen:

pen_006.015

Bewundernd den gemachten Plan, pen_006.016
Gedankenvoll den Held;

pen_006.017

kühnere Metaphern: Gott wog den Krieg pen_006.018
beider Heere; häufigere Epithete, wie: pen_006.019
kühlender Flügel, schneller Boreas, sternenvoller pen_006.020
Himmel, enthalten; mit einem

pen_006.001

Wie oft, wenn ich dich innig küßte, pen_006.002
  Erzitterte mein Herz und sprach: pen_006.003
Wie, wenn ich sie verlassen müßte? pen_006.004
  Und heimlich folgten Thränen nach.

pen_006.005

Diese so empfindungvolle Stelle ist gewiß pen_006.006
nicht prosaisch; und doch enthält sie, wie pen_006.007
man dem Dichter leicht glauben kann, pen_006.008
nichts als Wahrheit.

pen_006.009

   Also zum dritten Unterschiede, der in pen_006.010
den obigen Stellen sichtbar ist! Dieser pen_006.011
besteht darin: daß die poetischen ungewöhnlichere pen_006.012
Wörter,
wie: Sternenklang, pen_006.013
nektarische Reben; fremde und eigene pen_006.014
Wortfügungen:

pen_006.015

Bewundernd den gemachten Plan, pen_006.016
  Gedankenvoll den Held;

pen_006.017

kühnere Metaphern: Gott wog den Krieg pen_006.018
beider Heere; häufigere Epithete, wie: pen_006.019
kühlender Flügel, schneller Boreas, sternenvoller pen_006.020
Himmel, enthalten; mit einem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0047" n="6"/>
        <lb n="pen_006.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Wie oft, wenn ich dich innig küßte,</l>
              <lb n="pen_006.002"/>
              <l>  Erzitterte mein Herz und sprach:</l>
              <lb n="pen_006.003"/>
              <l>Wie, wenn ich sie verlassen müßte?</l>
              <lb n="pen_006.004"/>
              <l>  Und heimlich folgten Thränen nach.</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_006.005"/>
        <p>Diese so empfindungvolle Stelle ist gewiß <lb n="pen_006.006"/>
nicht prosaisch; und doch enthält sie, wie <lb n="pen_006.007"/>
man dem Dichter leicht glauben kann, <lb n="pen_006.008"/>
nichts als Wahrheit.</p>
        <lb n="pen_006.009"/>
        <p>  
<anchor xml:id="en001"/> Also zum dritten Unterschiede, der in <lb n="pen_006.010"/>
den obigen Stellen sichtbar ist! Dieser <lb n="pen_006.011"/>
besteht darin: daß die poetischen <hi rendition="#i">ungewöhnlichere <lb n="pen_006.012"/>
Wörter,</hi> wie: Sternenklang, <lb n="pen_006.013"/>
nektarische Reben; fremde und eigene <lb n="pen_006.014"/>
Wortfügungen:</p>
        <lb n="pen_006.015"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Bewundernd den gemachten Plan,</l>
              <lb n="pen_006.016"/>
              <l>  Gedankenvoll den Held;</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_006.017"/>
        <p>kühnere Metaphern: Gott wog den Krieg <lb n="pen_006.018"/>
beider Heere; häufigere Epithete, wie: <lb n="pen_006.019"/>
kühlender Flügel, schneller Boreas, sternenvoller <lb n="pen_006.020"/>
Himmel, enthalten; mit einem
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0047] pen_006.001 Wie oft, wenn ich dich innig küßte, pen_006.002   Erzitterte mein Herz und sprach: pen_006.003 Wie, wenn ich sie verlassen müßte? pen_006.004   Und heimlich folgten Thränen nach. pen_006.005 Diese so empfindungvolle Stelle ist gewiß pen_006.006 nicht prosaisch; und doch enthält sie, wie pen_006.007 man dem Dichter leicht glauben kann, pen_006.008 nichts als Wahrheit. pen_006.009    Also zum dritten Unterschiede, der in pen_006.010 den obigen Stellen sichtbar ist! Dieser pen_006.011 besteht darin: daß die poetischen ungewöhnlichere pen_006.012 Wörter, wie: Sternenklang, pen_006.013 nektarische Reben; fremde und eigene pen_006.014 Wortfügungen: pen_006.015 Bewundernd den gemachten Plan, pen_006.016   Gedankenvoll den Held; pen_006.017 kühnere Metaphern: Gott wog den Krieg pen_006.018 beider Heere; häufigere Epithete, wie: pen_006.019 kühlender Flügel, schneller Boreas, sternenvoller pen_006.020 Himmel, enthalten; mit einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/47
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/47>, abgerufen am 19.04.2024.