Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_XVII.001
Denkens zu seyn! Man ermüdet pen_XVII.002
den Leser unausbleiblich, wenn man pen_XVII.003
sich hier zu genau an die Wahrheit pen_XVII.004
hält; wenn man ihn auch diejenigen pen_XVII.005
Wege durchführt, von denen man pen_XVII.006
selbst wieder umkehren mußte; oder pen_XVII.007
da wo man durch einen weitläuftigen pen_XVII.008
beschwerlichen Umweg zum Ziel gekommen pen_XVII.009
war, ihn diesen ganzen Umweg pen_XVII.010
mitmachen läßt, ohne seitwärts pen_XVII.011
in kürzere und angenehmere Fußsteige pen_XVII.012
auszubeugen. Der analytische Schriftsteller, pen_XVII.013
wenn er sich der ausdaurenden pen_XVII.014
Aufmerksamkeit des Lesers versichern pen_XVII.015
will, muß mitten im Philosophiren pen_XVII.016
ein wenig den Dichter spielen: pen_XVII.017
er muß die wahre Folge seines Räsonnements pen_XVII.018
wie eine Natur behandeln, pen_XVII.019
die bei der Nachahmung nicht immer

pen_XVII.001
Denkens zu seyn! Man ermüdet pen_XVII.002
den Leser unausbleiblich, wenn man pen_XVII.003
sich hier zu genau an die Wahrheit pen_XVII.004
hält; wenn man ihn auch diejenigen pen_XVII.005
Wege durchführt, von denen man pen_XVII.006
selbst wieder umkehren mußte; oder pen_XVII.007
da wo man durch einen weitläuftigen pen_XVII.008
beschwerlichen Umweg zum Ziel gekommen pen_XVII.009
war, ihn diesen ganzen Umweg pen_XVII.010
mitmachen läßt, ohne seitwärts pen_XVII.011
in kürzere und angenehmere Fußsteige pen_XVII.012
auszubeugen. Der analytische Schriftsteller, pen_XVII.013
wenn er sich der ausdaurenden pen_XVII.014
Aufmerksamkeit des Lesers versichern pen_XVII.015
will, muß mitten im Philosophiren pen_XVII.016
ein wenig den Dichter spielen: pen_XVII.017
er muß die wahre Folge seines Räsonnements pen_XVII.018
wie eine Natur behandeln, pen_XVII.019
die bei der Nachahmung nicht immer

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="RXVII"/><lb n="pen_XVII.001"/>
Denkens zu seyn! Man ermüdet <lb n="pen_XVII.002"/>
den Leser unausbleiblich, wenn man <lb n="pen_XVII.003"/>
sich hier zu genau an die Wahrheit <lb n="pen_XVII.004"/>
hält; wenn man ihn auch diejenigen <lb n="pen_XVII.005"/>
Wege durchführt, von denen man <lb n="pen_XVII.006"/>
selbst wieder umkehren mußte; oder <lb n="pen_XVII.007"/>
da wo man durch einen weitläuftigen <lb n="pen_XVII.008"/>
beschwerlichen Umweg zum Ziel gekommen <lb n="pen_XVII.009"/>
war, ihn diesen ganzen Umweg <lb n="pen_XVII.010"/>
mitmachen läßt, ohne seitwärts <lb n="pen_XVII.011"/>
in kürzere und angenehmere Fußsteige <lb n="pen_XVII.012"/>
auszubeugen. Der analytische Schriftsteller, <lb n="pen_XVII.013"/>
wenn er sich der ausdaurenden <lb n="pen_XVII.014"/>
Aufmerksamkeit des Lesers versichern <lb n="pen_XVII.015"/>
will, muß mitten im Philosophiren <lb n="pen_XVII.016"/>
ein wenig den Dichter spielen: <lb n="pen_XVII.017"/>
er muß die wahre Folge seines Räsonnements <lb n="pen_XVII.018"/>
wie eine Natur behandeln, <lb n="pen_XVII.019"/>
die bei der Nachahmung nicht immer
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[RXVII/0022] pen_XVII.001 Denkens zu seyn! Man ermüdet pen_XVII.002 den Leser unausbleiblich, wenn man pen_XVII.003 sich hier zu genau an die Wahrheit pen_XVII.004 hält; wenn man ihn auch diejenigen pen_XVII.005 Wege durchführt, von denen man pen_XVII.006 selbst wieder umkehren mußte; oder pen_XVII.007 da wo man durch einen weitläuftigen pen_XVII.008 beschwerlichen Umweg zum Ziel gekommen pen_XVII.009 war, ihn diesen ganzen Umweg pen_XVII.010 mitmachen läßt, ohne seitwärts pen_XVII.011 in kürzere und angenehmere Fußsteige pen_XVII.012 auszubeugen. Der analytische Schriftsteller, pen_XVII.013 wenn er sich der ausdaurenden pen_XVII.014 Aufmerksamkeit des Lesers versichern pen_XVII.015 will, muß mitten im Philosophiren pen_XVII.016 ein wenig den Dichter spielen: pen_XVII.017 er muß die wahre Folge seines Räsonnements pen_XVII.018 wie eine Natur behandeln, pen_XVII.019 die bei der Nachahmung nicht immer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/22
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. RXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/22>, abgerufen am 29.03.2024.