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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Von der Gewächse Vermehrung.
nen andern starcken ast des baums/ oder an einen besondern pfal so vest/ daß der wind
durch schütteln dem Ansaz keinen schaden zufügen möge/ und wartet seiner mit be-
giessen fleißig ab/ so wird der gerizte ort zu faselen anfaugen. Nach einem/ oder
auch wol zweyen jahren/ schneidet den zweig unter dem topffe mit einer sägen ab/ neh-
met das newe beumlein herauß/ und verpflanzet es wohin ihr wollet. Auff diese
weise kan man ins gemein fast alle außländische und einheimische beume und stauden
vermehren/ und sicher fortpflanzen.

7. Durchs Blad.

Alle izt erzehlte wege der vermehrung erstrecken sich über viel gewächß zugleich/
die vermehrung aber durchs blad ist sehr eng eingezogen/ und sind annoch bey uns we-
nig gewächse bekand/ denen sie nützlich überein kommen könte. Bey der Opuntia oder
Jndianischen feige aber hat es seine richtigkeit/ und ist bewust/ wenn davon nur ein
blad abgebrochen/ und in die erde gestochen wird/ daß daraus mit der zeit ein ganz
vollkommen gewächse entstehe/ welches sich trefflich außbreitet/ auch blumen und
früchte träget. Es ist hieneben der warheit sehr ähnlich/ daß in dem ganzen begriff
der natur mehr dergleichen Gewächse/ so durch das blad vermehret werden können/
vorhanden seyn müssen: derohalben wir billich abwarten/ ob die Zeit/ welche alles er-
öffnet/ uns etliche mehr von solcher gattung zeigen möchte.

8. Durch den Samen.

1. Wiewol diese art der vermehrung vor andern sehr gemein und breuchlich/
sol man doch nicht meinen/ daß alle Gewächse durch Samen vermehret werden kön-
nen/ sintemal etliche scheinen ganz keinen Samen zu tragen/ als Lenticula palustris,
Polypodium, Trichomanes:
etliche tragen nur unvollkommenen/ alß Juncus, Loli-
um, Avena sterilis,
in welcher Sam-hülsen nichts als staub oder unflat erfunden
wird. Etliche tragen zwar vollkommenen Samen/ werden aber durch die wurzel
viel geschwinder vermehret/ alß fast alle zwiebel- und knollen-gewächse: oder auch
durch die zweige/ alß Johannisbeer/ Stachelberr/ Rheinweide.

2. Was nun die vollkommene Samen betrifft/ da ist bekant/ daß etliche groß/
etliche klein/ etliche mittelmässig sind: bis aber ist nicht jederman bekand/ daß die
höchsten beume meistentheils den kleinsten Samen tragen/ als Rüstern/ Bircken/ Pap-
peln/ Erlen/ Maulbeern/ Lerchenbaum/ Ahorn/ und zuförderst Cypressenbaum: ja es ist
keine Ameise/ noch Fliege so klein/ die nicht den ursprung solcher grossen gewächse weg
zu tragen vermöchte. Auch ist dieses merckwürdig/ daß die allerkleinsten Samen
sich am heuffigsten vermehren/ wie wir sehen am Heyderich/ Hirse/ Mohn/ Rüben/ Ra-
pünzel/ Abendviolen/ Tabac: und zwar kan eine Tabac-staude aus einem einzigen körn-
lein gewachsen/ sechs quintlein oder 360. gran schwer reiffes samens tragen/ ein grau
aber wieget 1000. körnlein sotanen samens auff: also kan das außgesäete einzige ta-
bac-körnlein in einem jahr 360000. körnlein wiederbringen. Wenn diese das fol-
gende jahr abermahl dem erdreich anvertrauet werden/ so geben sie 129600000000.
körnlein: und so man damit funffzig oder hundert jahr fortführe/ würde daraus eine
fast unaußsprechliche oder zum wenigsten unbegreiffliche zahl erfolgen.

3. Tüchtige samen zu erlangen muß man die Zeit/ und die art sie ein zu sam-
len/ wol beobachten/ sintemal zwar der Herbst/ und ihre reiffung ins gemein die rech-

te
C 3

Von der Gewaͤchſe Vermehrung.
nen andern ſtarcken aſt des baums/ oder an einen beſondern pfal ſo veſt/ daß der wind
durch ſchuͤtteln dem Anſaz keinen ſchaden zufuͤgen moͤge/ und wartet ſeiner mit be-
gieſſen fleißig ab/ ſo wird der gerizte ort zu faſelen anfaugen. Nach einem/ oder
auch wol zweyen jahren/ ſchneidet den zweig unter dem topffe mit einer ſaͤgen ab/ neh-
met das newe beumlein herauß/ und verpflanzet es wohin ihr wollet. Auff dieſe
weiſe kan man ins gemein faſt alle außlaͤndiſche und einheimiſche beume und ſtauden
vermehren/ und ſicher fortpflanzen.

7. Durchs Blad.

Alle izt erzehlte wege der vermehrung erſtrecken ſich uͤber viel gewaͤchß zugleich/
die vermehrung aber durchs blad iſt ſehr eng eingezogen/ und ſind annoch bey uns we-
nig gewaͤchſe bekand/ denen ſie nuͤtzlich uͤberein kommen koͤnte. Bey der Opuntia oder
Jndianiſchen feige aber hat es ſeine richtigkeit/ und iſt bewuſt/ wenn davon nur ein
blad abgebrochen/ und in die erde geſtochen wird/ daß daraus mit der zeit ein ganz
vollkommen gewaͤchſe entſtehe/ welches ſich trefflich außbreitet/ auch blumen und
fruͤchte traͤget. Es iſt hieneben der warheit ſehr aͤhnlich/ daß in dem ganzen begriff
der natur mehr dergleichen Gewaͤchſe/ ſo durch das blad vermehret werden koͤnnen/
vorhanden ſeyn muͤſſen: derohalben wir billich abwarten/ ob die Zeit/ welche alles er-
oͤffnet/ uns etliche mehr von ſolcher gattung zeigen moͤchte.

8. Durch den Samen.

1. Wiewol dieſe art der vermehrung vor andern ſehr gemein und breuchlich/
ſol man doch nicht meinen/ daß alle Gewaͤchſe durch Samen vermehret werden koͤn-
nen/ ſintemal etliche ſcheinen ganz keinen Samen zu tragen/ als Lenticula paluſtris,
Polypodium, Trichomanes:
etliche tragen nur unvollkommenen/ alß Juncus, Loli-
um, Avena ſterilis,
in welcher Sam-huͤlſen nichts als ſtaub oder unflat erfunden
wird. Etliche tragen zwar vollkommenen Samen/ werden aber durch die wurzel
viel geſchwinder vermehret/ alß faſt alle zwiebel- und knollen-gewaͤchſe: oder auch
durch die zweige/ alß Johannisbeer/ Stachelberr/ Rheinweide.

2. Was nun die vollkommene Samen betrifft/ da iſt bekant/ daß etliche groß/
etliche klein/ etliche mittelmaͤſſig ſind: bis aber iſt nicht jederman bekand/ daß die
hoͤchſten beume meiſtentheils den kleinſten Samen tragen/ als Ruͤſtern/ Bircken/ Pap-
peln/ Erlen/ Maulbeern/ Lerchenbaum/ Ahorn/ und zufoͤrderſt Cypreſſenbaum: ja es iſt
keine Ameiſe/ noch Fliege ſo klein/ die nicht den urſprung ſolcher groſſen gewaͤchſe weg
zu tragen vermoͤchte. Auch iſt dieſes merckwuͤrdig/ daß die allerkleinſten Samen
ſich am heuffigſten vermehren/ wie wir ſehen am Heyderich/ Hirſe/ Mohn/ Ruͤben/ Ra-
puͤnzel/ Abendviolen/ Tabac: und zwar kan eine Tabac-ſtaude aus einem einzigen koͤrn-
lein gewachſen/ ſechs quintlein oder 360. gran ſchwer reiffes ſamens tragen/ ein grau
aber wieget 1000. koͤrnlein ſotanen ſamens auff: alſo kan das außgeſaͤete einzige ta-
bac-koͤrnlein in einem jahr 360000. koͤrnlein wiederbringen. Wenn dieſe das fol-
gende jahr abermahl dem erdreich anvertrauet werden/ ſo geben ſie 129600000000.
koͤrnlein: und ſo man damit funffzig oder hundert jahr fortfuͤhre/ wuͤrde daraus eine
faſt unaußſprechliche oder zum wenigſten unbegreiffliche zahl erfolgen.

3. Tuͤchtige ſamen zu erlangen muß man die Zeit/ und die art ſie ein zu ſam-
len/ wol beobachten/ ſintemal zwar der Herbſt/ und ihre reiffung ins gemein die rech-

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[21/0051] Von der Gewaͤchſe Vermehrung. nen andern ſtarcken aſt des baums/ oder an einen beſondern pfal ſo veſt/ daß der wind durch ſchuͤtteln dem Anſaz keinen ſchaden zufuͤgen moͤge/ und wartet ſeiner mit be- gieſſen fleißig ab/ ſo wird der gerizte ort zu faſelen anfaugen. Nach einem/ oder auch wol zweyen jahren/ ſchneidet den zweig unter dem topffe mit einer ſaͤgen ab/ neh- met das newe beumlein herauß/ und verpflanzet es wohin ihr wollet. Auff dieſe weiſe kan man ins gemein faſt alle außlaͤndiſche und einheimiſche beume und ſtauden vermehren/ und ſicher fortpflanzen. 7. Durchs Blad. Alle izt erzehlte wege der vermehrung erſtrecken ſich uͤber viel gewaͤchß zugleich/ die vermehrung aber durchs blad iſt ſehr eng eingezogen/ und ſind annoch bey uns we- nig gewaͤchſe bekand/ denen ſie nuͤtzlich uͤberein kommen koͤnte. Bey der Opuntia oder Jndianiſchen feige aber hat es ſeine richtigkeit/ und iſt bewuſt/ wenn davon nur ein blad abgebrochen/ und in die erde geſtochen wird/ daß daraus mit der zeit ein ganz vollkommen gewaͤchſe entſtehe/ welches ſich trefflich außbreitet/ auch blumen und fruͤchte traͤget. Es iſt hieneben der warheit ſehr aͤhnlich/ daß in dem ganzen begriff der natur mehr dergleichen Gewaͤchſe/ ſo durch das blad vermehret werden koͤnnen/ vorhanden ſeyn muͤſſen: derohalben wir billich abwarten/ ob die Zeit/ welche alles er- oͤffnet/ uns etliche mehr von ſolcher gattung zeigen moͤchte. 8. Durch den Samen. 1. Wiewol dieſe art der vermehrung vor andern ſehr gemein und breuchlich/ ſol man doch nicht meinen/ daß alle Gewaͤchſe durch Samen vermehret werden koͤn- nen/ ſintemal etliche ſcheinen ganz keinen Samen zu tragen/ als Lenticula paluſtris, Polypodium, Trichomanes: etliche tragen nur unvollkommenen/ alß Juncus, Loli- um, Avena ſterilis, in welcher Sam-huͤlſen nichts als ſtaub oder unflat erfunden wird. Etliche tragen zwar vollkommenen Samen/ werden aber durch die wurzel viel geſchwinder vermehret/ alß faſt alle zwiebel- und knollen-gewaͤchſe: oder auch durch die zweige/ alß Johannisbeer/ Stachelberr/ Rheinweide. 2. Was nun die vollkommene Samen betrifft/ da iſt bekant/ daß etliche groß/ etliche klein/ etliche mittelmaͤſſig ſind: bis aber iſt nicht jederman bekand/ daß die hoͤchſten beume meiſtentheils den kleinſten Samen tragen/ als Ruͤſtern/ Bircken/ Pap- peln/ Erlen/ Maulbeern/ Lerchenbaum/ Ahorn/ und zufoͤrderſt Cypreſſenbaum: ja es iſt keine Ameiſe/ noch Fliege ſo klein/ die nicht den urſprung ſolcher groſſen gewaͤchſe weg zu tragen vermoͤchte. Auch iſt dieſes merckwuͤrdig/ daß die allerkleinſten Samen ſich am heuffigſten vermehren/ wie wir ſehen am Heyderich/ Hirſe/ Mohn/ Ruͤben/ Ra- puͤnzel/ Abendviolen/ Tabac: und zwar kan eine Tabac-ſtaude aus einem einzigen koͤrn- lein gewachſen/ ſechs quintlein oder 360. gran ſchwer reiffes ſamens tragen/ ein grau aber wieget 1000. koͤrnlein ſotanen ſamens auff: alſo kan das außgeſaͤete einzige ta- bac-koͤrnlein in einem jahr 360000. koͤrnlein wiederbringen. Wenn dieſe das fol- gende jahr abermahl dem erdreich anvertrauet werden/ ſo geben ſie 129600000000. koͤrnlein: und ſo man damit funffzig oder hundert jahr fortfuͤhre/ wuͤrde daraus eine faſt unaußſprechliche oder zum wenigſten unbegreiffliche zahl erfolgen. 3. Tuͤchtige ſamen zu erlangen muß man die Zeit/ und die art ſie ein zu ſam- len/ wol beobachten/ ſintemal zwar der Herbſt/ und ihre reiffung ins gemein die rech- te C 3

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/51>, abgerufen am 19.04.2024.