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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des IV. Buchs II. Cap.
nen. Wobey auch dieser unterschied zu mercken/ daß alles Sommer-obst fugax,
flüchtig sey/ und nicht dawret: aus dem späten aber sol man Lager-obst auslesen/
welches grösten theils überwintern kan. 9. Etliche lassen ihre blätter im Herbst fal-
len/ weil sie einen wässerigen safft in sich haben/ welcher mit ausgehendem Sommer
entweichet/ als Eichen/ Erlen/ Büchen: etliche aber behalten ihre blätter stets/ weil
sie einen zähen hartz-oder pech-safft in sich haben/ der winter und sommer bey ihnen
bleibet/ als Fichten/ Tannen/ Cupressen. Und so viel von der Bäume unterschied.

Das II. Cap.
Von der Baum-
schule.
I. Von der Baumschule ins gemein.

DJeweil die jugend nach dem ordentlichen lauff der Na-
tur dem alter vorgehet/ so wollen wir demselben Wege folgen/
und ehe wir zu den erwachsenen bäumen schreiten/ der jungen
ursprung und aufferziehung betrachten. Derowegen/ die-
weil bey einem wolbestalten garten nicht nur bäume ohn un-
terscheid/ sondern gute und ausserlesene bäume/ die man doch
von andern gantz zuverläßig nicht allezeit haben kan/ erfodert
werden: so ist es höchst nöhtig/ daß ein jedweder ihm selbst
eine wolbestelte Baumschule anrichte.

Es ist aber die Baumschule ein platz von gutem erdreich/ in einem theil des
gartens/ welches von der Morgen und Mittags-Sonne wol durchleuchtet werden
kan/ besonders gelegen/ darinnen man junge bäumlein/ den abgang der alten damit
zu ersetzen/ aufferziehet. Ein solcher platz hat/ zum exempel 48. fuß in die länge:
in die breite aber 24. fuß/ ohn den breiten Steig/ welcher ümbher und mitten durch
läuffet. Wann nun selbiger im Frühling abgemessen/ wird er nach art des grunds
tieff durchgraben/ gereiniget/ den Sommer über bäwlich erhalten/ damit kein graß
darin auff kommen möge/ bis auff den Herbst zu ferner austheilung. Und dieweil
das aufferziehen der jungen bäume zweyerley ursprung hat/ unter welchen der erste
ist von reiffen samen/ es seyen kernen oder steine: der ander ist von Wildfängen oder
wilden Stämmen/ welche man aus den nehesten Wäldern samlet/ und in die Baum-
schule zur zucht versetzet: als wird nach solcher eintheilung die Baumschule billich
auch in zwo Classen/ jede von 24. fuß ins gevierte unterschieden/ deren eine La Pepi-
niere, Seminarium,
der Kern-oder Stech-platz: die andre La Bastardiere, Planta-
rium,
der Wildfang oder der Setzplatz genennet werden kan: wie aus beygefügter
Figur erscheinet/ welche doch ein jeder auch wol von mehrem oder wenigern raum
nach belieben anlegen kan. Jmgleichen weil die stämme mehr platz/ als die kernen
erfodern: kan man wol dem Stechplatz etliche Rücken abnehmen/ und sie auch mit
stämmen besetzen.

2. Von

Des IV. Buchs II. Cap.
nen. Wobey auch dieſer unterſchied zu mercken/ daß alles Sommer-obſt fugax,
fluͤchtig ſey/ und nicht dawret: aus dem ſpaͤten aber ſol man Lager-obſt ausleſen/
welches groͤſten theils uͤberwintern kan. 9. Etliche laſſen ihre blaͤtter im Herbſt fal-
len/ weil ſie einen waͤſſerigen ſafft in ſich haben/ welcher mit ausgehendem Sommer
entweichet/ als Eichen/ Erlen/ Buͤchen: etliche aber behalten ihre blaͤtter ſtets/ weil
ſie einen zaͤhen hartz-oder pech-ſafft in ſich haben/ der winter und ſommer bey ihnen
bleibet/ als Fichten/ Tannen/ Cupreſſen. Und ſo viel von der Baͤume unterſchied.

Das II. Cap.
Von der Baum-
ſchule.
I. Von der Baumſchule ins gemein.

DJeweil die jugend nach dem ordentlichen lauff der Na-
tur dem alter vorgehet/ ſo wollen wir demſelben Wege folgen/
und ehe wir zu den erwachſenen baͤumen ſchreiten/ der jungen
urſprung und aufferziehung betrachten. Derowegen/ die-
weil bey einem wolbeſtalten garten nicht nur baͤume ohn un-
terſcheid/ ſondern gute und auſſerleſene baͤume/ die man doch
von andern gantz zuverlaͤßig nicht allezeit haben kan/ erfodert
werden: ſo iſt es hoͤchſt noͤhtig/ daß ein jedweder ihm ſelbſt
eine wolbeſtelte Baumſchule anrichte.

Es iſt aber die Baumſchule ein platz von gutem erdreich/ in einem theil des
gartens/ welches von der Morgen und Mittags-Sonne wol durchleuchtet werden
kan/ beſonders gelegen/ darinnen man junge baͤumlein/ den abgang der alten damit
zu erſetzen/ aufferziehet. Ein ſolcher platz hat/ zum exempel 48. fuß in die laͤnge:
in die breite aber 24. fuß/ ohn den breiten Steig/ welcher uͤmbher und mitten durch
laͤuffet. Wann nun ſelbiger im Fruͤhling abgemeſſen/ wird er nach art des grunds
tieff durchgraben/ gereiniget/ den Sommer uͤber baͤwlich erhalten/ damit kein graß
darin auff kommen moͤge/ bis auff den Herbſt zu ferner austheilung. Und dieweil
das aufferziehen der jungen baͤume zweyerley urſprung hat/ unter welchen der erſte
iſt von reiffen ſamen/ es ſeyen kernen oder ſteine: der ander iſt von Wildfaͤngen oder
wilden Staͤmmen/ welche man aus den neheſten Waͤldern ſamlet/ und in die Baum-
ſchule zur zucht verſetzet: als wird nach ſolcher eintheilung die Baumſchule billich
auch in zwo Claſſen/ jede von 24. fuß ins gevierte unterſchieden/ deren eine La Pepi-
niere, Seminarium,
der Kern-oder Stech-platz: die andre La Baſtardiere, Planta-
rium,
der Wildfang oder der Setzplatz genennet werden kan: wie aus beygefuͤgter
Figur erſcheinet/ welche doch ein jeder auch wol von mehrem oder wenigern raum
nach belieben anlegen kan. Jmgleichen weil die ſtaͤmme mehr platz/ als die kernen
erfodern: kan man wol dem Stechplatz etliche Ruͤcken abnehmen/ und ſie auch mit
ſtaͤmmen beſetzen.

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[166/0200] Des IV. Buchs II. Cap. nen. Wobey auch dieſer unterſchied zu mercken/ daß alles Sommer-obſt fugax, fluͤchtig ſey/ und nicht dawret: aus dem ſpaͤten aber ſol man Lager-obſt ausleſen/ welches groͤſten theils uͤberwintern kan. 9. Etliche laſſen ihre blaͤtter im Herbſt fal- len/ weil ſie einen waͤſſerigen ſafft in ſich haben/ welcher mit ausgehendem Sommer entweichet/ als Eichen/ Erlen/ Buͤchen: etliche aber behalten ihre blaͤtter ſtets/ weil ſie einen zaͤhen hartz-oder pech-ſafft in ſich haben/ der winter und ſommer bey ihnen bleibet/ als Fichten/ Tannen/ Cupreſſen. Und ſo viel von der Baͤume unterſchied. Das II. Cap. Von der Baum- ſchule. I. Von der Baumſchule ins gemein. DJeweil die jugend nach dem ordentlichen lauff der Na- tur dem alter vorgehet/ ſo wollen wir demſelben Wege folgen/ und ehe wir zu den erwachſenen baͤumen ſchreiten/ der jungen urſprung und aufferziehung betrachten. Derowegen/ die- weil bey einem wolbeſtalten garten nicht nur baͤume ohn un- terſcheid/ ſondern gute und auſſerleſene baͤume/ die man doch von andern gantz zuverlaͤßig nicht allezeit haben kan/ erfodert werden: ſo iſt es hoͤchſt noͤhtig/ daß ein jedweder ihm ſelbſt eine wolbeſtelte Baumſchule anrichte. Es iſt aber die Baumſchule ein platz von gutem erdreich/ in einem theil des gartens/ welches von der Morgen und Mittags-Sonne wol durchleuchtet werden kan/ beſonders gelegen/ darinnen man junge baͤumlein/ den abgang der alten damit zu erſetzen/ aufferziehet. Ein ſolcher platz hat/ zum exempel 48. fuß in die laͤnge: in die breite aber 24. fuß/ ohn den breiten Steig/ welcher uͤmbher und mitten durch laͤuffet. Wann nun ſelbiger im Fruͤhling abgemeſſen/ wird er nach art des grunds tieff durchgraben/ gereiniget/ den Sommer uͤber baͤwlich erhalten/ damit kein graß darin auff kommen moͤge/ bis auff den Herbſt zu ferner austheilung. Und dieweil das aufferziehen der jungen baͤume zweyerley urſprung hat/ unter welchen der erſte iſt von reiffen ſamen/ es ſeyen kernen oder ſteine: der ander iſt von Wildfaͤngen oder wilden Staͤmmen/ welche man aus den neheſten Waͤldern ſamlet/ und in die Baum- ſchule zur zucht verſetzet: als wird nach ſolcher eintheilung die Baumſchule billich auch in zwo Claſſen/ jede von 24. fuß ins gevierte unterſchieden/ deren eine La Pepi- niere, Seminarium, der Kern-oder Stech-platz: die andre La Baſtardiere, Planta- rium, der Wildfang oder der Setzplatz genennet werden kan: wie aus beygefuͤgter Figur erſcheinet/ welche doch ein jeder auch wol von mehrem oder wenigern raum nach belieben anlegen kan. Jmgleichen weil die ſtaͤmme mehr platz/ als die kernen erfodern: kan man wol dem Stechplatz etliche Ruͤcken abnehmen/ und ſie auch mit ſtaͤmmen beſetzen. 2. Von

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/200>, abgerufen am 25.04.2024.