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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des III. Buchs III. Cap.
auch die rechte Gartenmelde bey uns von fürnehmen Leuten wenig geachtet/ sondern
nur/ wie imgleichen der weisse Meyer/ Blitum album, C. B. an etlichen orten vom
Bawervolck unter andere Kohlkreuter zum gemüß gekochet wird.

XXVIII. Cardonen.

Cinara spinosa, cujus pediculi esitantur, C. B. Carduus aculeatus, Matth.
Scolymus aculeatus, Tab.
Spanische Carden oder Cardonen/ sind ein sonderlich
geschlecht von Artschocken/ gantz stachlicht/ und lang von blättern/ davon die frucht
klein und zum essen nicht dienlich: die stengel aber kan man/ wenn sie wie die Seleri
oder Endivien geweisset werden/ in der küchen wol brauchen.

Man zeuget sie aus Samen/ aber besser aus Absetzlingen/ eben auff die art/
wie drunten im 4. Cap. von den rechten Artschocken bericht gethan werden wird:
wiewol die Cardonen so genawer wartung kaum bedürffen. Alldieweil aber die er-
fahrung bezeuget/ daß die abgeweissete stengel der rechten Artschocken viel süsser/ und
viel zärter sind/ als der so genanten Cardonen: so befleissiget man sich dieser
nicht sonderlich mehr/ sondern bleibet bey jenen/ und zielet sie auff folgende
weise.

Erwehlet unter ewern Artschocken die stärckesten stauden/ welche ihre frucht
zum allerersten reiff gemacht: Hievon brauchet erst die frucht nach belieben: dar-
nach schneidet den stiel vollends weg bis an die erde/ die blätter bindet fein glelch zu-
sammen mit stroh/ doch nicht gar zu fest/ alsdan bedecket sie mit langen Pferdemist
zwo oder drey wochen/ damit der Hertzkoll inwendig weiß und mürbe werde.
Nachgehends kan man derselben mehr also machen/ bis an den Winter: alsdan
müssen die übrigen in den keller gebracht und in sand bis an die blätter geleget werden/
so weissen sie sich auch ab.

Von diesen Cardonen nun/ oder abgeweisseten Artschocken/ kan man
zweyerley brauchen: den Hertzkoll/ und den besten Stengel ümb den Hertzkoll.
Jenen schälet rein ab/ werfft ihn in frisch Wasser/ bis zur mahlzeit: alsdan
leget ihn roh in eine schüssel/ und auff dem rande Saltz mit Jngwer und Pfef-
fer vermischt/ so isset mans zum gebratens. Die besten stengel aber schnei-
det fingers lang von einander/ schälet die auswendige haut weg/ kochet sie mit
Wasser/ bis sie mürbe werden: alsdan machet sie ab mit fleischbrühe/ eben
wie drunten von der Artschocken frucht sol angezeiget werden. Diese zarte sten-
gel können auch mit Zucker condiret werden. J. D. Horstius Pharmacop. cathol.
part. I. lib. VI. c.
157. Fast auff solche art lassen sich die starcken Stengel der
Grossen kletten/ Lappae majoris C. B. welche bey uns wild wächset/ zurichten/
und schmäcken den Cardonen nicht sehr ungleich.



Das

Des III. Buchs III. Cap.
auch die rechte Gartenmelde bey uns von fuͤrnehmen Leuten wenig geachtet/ ſondern
nur/ wie imgleichen der weiſſe Meyer/ Blitum album, C. B. an etlichen orten vom
Bawervolck unter andere Kohlkreuter zum gemuͤß gekochet wird.

XXVIII. Cardonen.

Cinara ſpinoſa, cujus pediculi eſitantur, C. B. Carduus aculeatus, Matth.
Scolymus aculeatus, Tab.
Spaniſche Carden oder Cardonen/ ſind ein ſonderlich
geſchlecht von Artſchocken/ gantz ſtachlicht/ und lang von blaͤttern/ davon die frucht
klein und zum eſſen nicht dienlich: die ſtengel aber kan man/ wenn ſie wie die Seleri
oder Endivien geweiſſet werden/ in der kuͤchen wol brauchen.

Man zeuget ſie aus Samen/ aber beſſer aus Abſetzlingen/ eben auff die art/
wie drunten im 4. Cap. von den rechten Artſchocken bericht gethan werden wird:
wiewol die Cardonen ſo genawer wartung kaum beduͤrffen. Alldieweil aber die er-
fahrung bezeuget/ daß die abgeweiſſete ſtengel der rechten Artſchocken viel ſuͤſſer/ und
viel zaͤrter ſind/ als der ſo genanten Cardonen: ſo befleiſſiget man ſich dieſer
nicht ſonderlich mehr/ ſondern bleibet bey jenen/ und zielet ſie auff folgende
weiſe.

Erwehlet unter ewern Artſchocken die ſtaͤrckeſten ſtauden/ welche ihre frucht
zum allererſten reiff gemacht: Hievon brauchet erſt die frucht nach belieben: dar-
nach ſchneidet den ſtiel vollends weg bis an die erde/ die blaͤtter bindet fein glelch zu-
ſammen mit ſtroh/ doch nicht gar zu feſt/ alsdan bedecket ſie mit langen Pferdemiſt
zwo oder drey wochen/ damit der Hertzkoll inwendig weiß und muͤrbe werde.
Nachgehends kan man derſelben mehr alſo machen/ bis an den Winter: alsdan
muͤſſen die uͤbrigen in den keller gebracht und in ſand bis an die blaͤtter geleget werden/
ſo weiſſen ſie ſich auch ab.

Von dieſen Cardonen nun/ oder abgeweiſſeten Artſchocken/ kan man
zweyerley brauchen: den Hertzkoll/ und den beſten Stengel uͤmb den Hertzkoll.
Jenen ſchaͤlet rein ab/ werfft ihn in friſch Waſſer/ bis zur mahlzeit: alsdan
leget ihn roh in eine ſchuͤſſel/ und auff dem rande Saltz mit Jngwer und Pfef-
fer vermiſcht/ ſo iſſet mans zum gebratens. Die beſten ſtengel aber ſchnei-
det fingers lang von einander/ ſchaͤlet die auswendige haut weg/ kochet ſie mit
Waſſer/ bis ſie muͤrbe werden: alsdan machet ſie ab mit fleiſchbruͤhe/ eben
wie drunten von der Artſchocken frucht ſol angezeiget werden. Dieſe zarte ſten-
gel koͤnnen auch mit Zucker condiret werden. J. D. Horſtius Pharmacop. cathol.
part. I. lib. VI. c.
157. Faſt auff ſolche art laſſen ſich die ſtarcken Stengel der
Groſſen kletten/ Lappæ majoris C. B. welche bey uns wild waͤchſet/ zurichten/
und ſchmaͤcken den Cardonen nicht ſehr ungleich.



Das
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[146/0180] Des III. Buchs III. Cap. auch die rechte Gartenmelde bey uns von fuͤrnehmen Leuten wenig geachtet/ ſondern nur/ wie imgleichen der weiſſe Meyer/ Blitum album, C. B. an etlichen orten vom Bawervolck unter andere Kohlkreuter zum gemuͤß gekochet wird. XXVIII. Cardonen. Cinara ſpinoſa, cujus pediculi eſitantur, C. B. Carduus aculeatus, Matth. Scolymus aculeatus, Tab. Spaniſche Carden oder Cardonen/ ſind ein ſonderlich geſchlecht von Artſchocken/ gantz ſtachlicht/ und lang von blaͤttern/ davon die frucht klein und zum eſſen nicht dienlich: die ſtengel aber kan man/ wenn ſie wie die Seleri oder Endivien geweiſſet werden/ in der kuͤchen wol brauchen. Man zeuget ſie aus Samen/ aber beſſer aus Abſetzlingen/ eben auff die art/ wie drunten im 4. Cap. von den rechten Artſchocken bericht gethan werden wird: wiewol die Cardonen ſo genawer wartung kaum beduͤrffen. Alldieweil aber die er- fahrung bezeuget/ daß die abgeweiſſete ſtengel der rechten Artſchocken viel ſuͤſſer/ und viel zaͤrter ſind/ als der ſo genanten Cardonen: ſo befleiſſiget man ſich dieſer nicht ſonderlich mehr/ ſondern bleibet bey jenen/ und zielet ſie auff folgende weiſe. Erwehlet unter ewern Artſchocken die ſtaͤrckeſten ſtauden/ welche ihre frucht zum allererſten reiff gemacht: Hievon brauchet erſt die frucht nach belieben: dar- nach ſchneidet den ſtiel vollends weg bis an die erde/ die blaͤtter bindet fein glelch zu- ſammen mit ſtroh/ doch nicht gar zu feſt/ alsdan bedecket ſie mit langen Pferdemiſt zwo oder drey wochen/ damit der Hertzkoll inwendig weiß und muͤrbe werde. Nachgehends kan man derſelben mehr alſo machen/ bis an den Winter: alsdan muͤſſen die uͤbrigen in den keller gebracht und in ſand bis an die blaͤtter geleget werden/ ſo weiſſen ſie ſich auch ab. Von dieſen Cardonen nun/ oder abgeweiſſeten Artſchocken/ kan man zweyerley brauchen: den Hertzkoll/ und den beſten Stengel uͤmb den Hertzkoll. Jenen ſchaͤlet rein ab/ werfft ihn in friſch Waſſer/ bis zur mahlzeit: alsdan leget ihn roh in eine ſchuͤſſel/ und auff dem rande Saltz mit Jngwer und Pfef- fer vermiſcht/ ſo iſſet mans zum gebratens. Die beſten ſtengel aber ſchnei- det fingers lang von einander/ ſchaͤlet die auswendige haut weg/ kochet ſie mit Waſſer/ bis ſie muͤrbe werden: alsdan machet ſie ab mit fleiſchbruͤhe/ eben wie drunten von der Artſchocken frucht ſol angezeiget werden. Dieſe zarte ſten- gel koͤnnen auch mit Zucker condiret werden. J. D. Horſtius Pharmacop. cathol. part. I. lib. VI. c. 157. Faſt auff ſolche art laſſen ſich die ſtarcken Stengel der Groſſen kletten/ Lappæ majoris C. B. welche bey uns wild waͤchſet/ zurichten/ und ſchmaͤcken den Cardonen nicht ſehr ungleich. Das

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/180>, abgerufen am 25.04.2024.