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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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nen Verstand/ und Klugheit/ ihre
Schüler es vor das Jhrige anzuneh-
men/ beredeten/ setzten auch unterwei-
len/ dergleichen wohl-geschmückte Fe-
derlein hin und her mit ein/ welches
der Sache einen solchen Schein gab;
daß so vorsichtig als man seyn wol-
te/ man doch glauben und zugestehen
muste/ der Autor, hätte alles aus
dem Schatz eigener Wissenschafft her-
vor gesucht. Andere wolten diesen
nachfolgen und indem sie den Glantz
der Vortreffligkeit durch Beysetzung
allerhand Arthen viel-farbiger Federn
vergrössern wolten/ verdunckelten sie
denselben mit ihrem Zusatz so sehr/ daß
da man zuvor noch ein ziemliches Licht
hatte/ nunmehro die Verfinsterung so
groß wurde/ daß man etwas zu erlan-
gen mehr die Hände zum Tappen/ als
die Augen zum Sehen brauchen muste/
daß man also vielmehr Mühe hatte/ den
Verstand des Geschriebenen zu ergrün-
den/ als man jemahls zuvor bey der er-
steren Vorstellung im Nachdencken
Müh und Fleiß anwenden müssen.
Letzlich funden sich andere die umb der
Nach-Welt ihre Klug-oder vielmehr
Thorheit vorzulegen/ und in dieser Sterb-

lig-
)( 4

nen Verſtand/ und Klugheit/ ihre
Schuͤler es vor das Jhrige anzuneh-
men/ beredeten/ ſetzten auch unterwei-
len/ dergleichen wohl-geſchmuͤckte Fe-
derlein hin und her mit ein/ welches
der Sache einen ſolchen Schein gab;
daß ſo vorſichtig als man ſeyn wol-
te/ man doch glauben und zugeſtehen
muſte/ der Autor, haͤtte alles aus
dem Schatz eigener Wiſſenſchafft her-
vor geſucht. Andere wolten dieſen
nachfolgen und indem ſie den Glantz
der Vortreffligkeit durch Beyſetzung
allerhand Arthen viel-farbiger Federn
vergroͤſſern wolten/ verdunckelten ſie
denſelben mit ihrem Zuſatz ſo ſehr/ daß
da man zuvor noch ein ziemliches Licht
hatte/ nunmehro die Verfinſterung ſo
groß wurde/ daß man etwas zu erlan-
gen mehr die Haͤnde zum Tappen/ als
die Augen zum Sehen brauchen muſte/
daß man alſo vielmehr Muͤhe hatte/ den
Verſtand des Geſchriebenen zu ergruͤn-
den/ als man jemahls zuvor bey der er-
ſteren Vorſtellung im Nachdencken
Muͤh und Fleiß anwenden muͤſſen.
Letzlich funden ſich andere die umb der
Nach-Welt ihre Klug-oder vielmehr
Thorheit vorzulegen/ und in dieſer Sterb-

lig-
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[0011] nen Verſtand/ und Klugheit/ ihre Schuͤler es vor das Jhrige anzuneh- men/ beredeten/ ſetzten auch unterwei- len/ dergleichen wohl-geſchmuͤckte Fe- derlein hin und her mit ein/ welches der Sache einen ſolchen Schein gab; daß ſo vorſichtig als man ſeyn wol- te/ man doch glauben und zugeſtehen muſte/ der Autor, haͤtte alles aus dem Schatz eigener Wiſſenſchafft her- vor geſucht. Andere wolten dieſen nachfolgen und indem ſie den Glantz der Vortreffligkeit durch Beyſetzung allerhand Arthen viel-farbiger Federn vergroͤſſern wolten/ verdunckelten ſie denſelben mit ihrem Zuſatz ſo ſehr/ daß da man zuvor noch ein ziemliches Licht hatte/ nunmehro die Verfinſterung ſo groß wurde/ daß man etwas zu erlan- gen mehr die Haͤnde zum Tappen/ als die Augen zum Sehen brauchen muſte/ daß man alſo vielmehr Muͤhe hatte/ den Verſtand des Geſchriebenen zu ergruͤn- den/ als man jemahls zuvor bey der er- ſteren Vorſtellung im Nachdencken Muͤh und Fleiß anwenden muͤſſen. Letzlich funden ſich andere die umb der Nach-Welt ihre Klug-oder vielmehr Thorheit vorzulegen/ und in dieſer Sterb- lig- )( 4

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/11>, abgerufen am 29.03.2024.