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Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ben und Gestalten, seltsam gethürmte Speisen und Schaugerichte und heidnische Götter von Silber dazwischen, die Pomeranzen in den Händen hielten. Seitwärts aber stand die Thür auf, daß man weit in den Garten sehen konnte, die Sonne funkelte in den Gläsern, der Diener eilte mit den Schüsseln und vergoldeten Aufsätzen flimmernd hin und her, und draußen sangen die Vögel dazu, und vor der Thür saß ein Pfau auf der marmornen Rampe und schlug sein prächtiges Rad.

So saßen sie lange in freudenreichem Schalle, da hub Fräulein Euphrosine (so war die Dame genannt) mit freundlicher Geberde an: sie könne sich noch immer nicht drein finden, denn es käme selten ein Fremder in diese Einsamkeit, und keiner so seltsam, als ihre beiden Gäste, die, wie sie versicherte, heut beim ersten Morgengrauen vom Walde quer übers Feld plötzlich mit vier schäumenden Rossen ohne Kutscher mitten in den Schloßhof und gewiß auch am andern Ende wieder hinausgepflogen wären, hätten sie nicht am Thorpfeiler Achse und Deichsel gebrochen. -- Klarinett, mit zierlichen Reden den verursachten Schreck entschuldigend, erzählte nun, sie seien fremde Cavaliere, die, vom westphälischen Frieden nach ihren Herrschaften reisend, in jenem Walde von Räubern überfallen worden, Haushofmeister, Kutscher, Leibhusar, Alles sei erschossen; und da das Fräulein auf die Frage: ob sie in Tztschneß hinter Tzquali in Mingrelim be-

ben und Gestalten, seltsam gethürmte Speisen und Schaugerichte und heidnische Götter von Silber dazwischen, die Pomeranzen in den Händen hielten. Seitwärts aber stand die Thür auf, daß man weit in den Garten sehen konnte, die Sonne funkelte in den Gläsern, der Diener eilte mit den Schüsseln und vergoldeten Aufsätzen flimmernd hin und her, und draußen sangen die Vögel dazu, und vor der Thür saß ein Pfau auf der marmornen Rampe und schlug sein prächtiges Rad.

So saßen sie lange in freudenreichem Schalle, da hub Fräulein Euphrosine (so war die Dame genannt) mit freundlicher Geberde an: sie könne sich noch immer nicht drein finden, denn es käme selten ein Fremder in diese Einsamkeit, und keiner so seltsam, als ihre beiden Gäste, die, wie sie versicherte, heut beim ersten Morgengrauen vom Walde quer übers Feld plötzlich mit vier schäumenden Rossen ohne Kutscher mitten in den Schloßhof und gewiß auch am andern Ende wieder hinausgepflogen wären, hätten sie nicht am Thorpfeiler Achse und Deichsel gebrochen. — Klarinett, mit zierlichen Reden den verursachten Schreck entschuldigend, erzählte nun, sie seien fremde Cavaliere, die, vom westphälischen Frieden nach ihren Herrschaften reisend, in jenem Walde von Räubern überfallen worden, Haushofmeister, Kutscher, Leibhusar, Alles sei erschossen; und da das Fräulein auf die Frage: ob sie in Tztschneß hinter Tzquali in Mingrelim be-

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[0047] ben und Gestalten, seltsam gethürmte Speisen und Schaugerichte und heidnische Götter von Silber dazwischen, die Pomeranzen in den Händen hielten. Seitwärts aber stand die Thür auf, daß man weit in den Garten sehen konnte, die Sonne funkelte in den Gläsern, der Diener eilte mit den Schüsseln und vergoldeten Aufsätzen flimmernd hin und her, und draußen sangen die Vögel dazu, und vor der Thür saß ein Pfau auf der marmornen Rampe und schlug sein prächtiges Rad. So saßen sie lange in freudenreichem Schalle, da hub Fräulein Euphrosine (so war die Dame genannt) mit freundlicher Geberde an: sie könne sich noch immer nicht drein finden, denn es käme selten ein Fremder in diese Einsamkeit, und keiner so seltsam, als ihre beiden Gäste, die, wie sie versicherte, heut beim ersten Morgengrauen vom Walde quer übers Feld plötzlich mit vier schäumenden Rossen ohne Kutscher mitten in den Schloßhof und gewiß auch am andern Ende wieder hinausgepflogen wären, hätten sie nicht am Thorpfeiler Achse und Deichsel gebrochen. — Klarinett, mit zierlichen Reden den verursachten Schreck entschuldigend, erzählte nun, sie seien fremde Cavaliere, die, vom westphälischen Frieden nach ihren Herrschaften reisend, in jenem Walde von Räubern überfallen worden, Haushofmeister, Kutscher, Leibhusar, Alles sei erschossen; und da das Fräulein auf die Frage: ob sie in Tztschneß hinter Tzquali in Mingrelim be-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:27:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:27:42Z)

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/47>, abgerufen am 19.04.2024.