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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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22. (S. 23.) Herod. VII. 83. 187. Xenoph. Kyrop. VIII. 10.
23. (S. 25.) Die "Augen und Ohren" des Königs sind wohl die
Obersten der Polizei gewesen. Die andern Hofbeamten werden in ver-
schiedenen alten Schriftstellern erwähnt und von Duncker, Geschichte des
Alterthums II. S. 606 und 614 aufgezählt.
24. (S. 25.) Heracl. Cum. Fragm. I. Plutarch, Artaxerxes 5.,
erzählt, daß die Mutter und die Favoritgemahlin des Königs bei dem-
selben gesessen habe.
25. (S. 26.) Herod. I. 133 sagt, die Perser meinten, die Griechen
müßten hungern, weil man bei ihnen nach der Mahlzeit nichts Son-
derliches mehr auftrüge. Aus neueren Reisewerken, namentlich Brugsch,
Reise nach Persien, erfahren wir, daß die Jranier heute noch sehr viel
Leckereien essen. J. von Hammer gibt Proben eines Dichters Namens
Abu Jshak, welcher nur Leckereien besang.
26.

(S. 30.) Nach dem Buche Esther 2. 12--14 wurde dieses
Lehrjahr angewendet, um die Weiber in den Gebrauch von Salben,
Spezereien und Wohlgerüchen einzuweihen. Diese Zeit scheint uns aber
für derartige Künste zu lang zu sein. Warum sollte man dieselbe nicht
angewendet haben, um die fremden Weiber den Anforderungen gerecht
zu machen, welche das Gesetz des Zoroaster an dieselben macht? Zur
Begründung dieser Conjectur wollen wir die dahin zielende Stelle --
Vendidad Farg. XVIII. 123 u. 124 wörtlich nach der Spiegel'schen
Uebersetzung citiren:

"Wer übt an Dir, der Du Ahura-Mazda bist, die größte Rache,
wer thut Dir die größte Plage an?

Darauf entgegnet Ahura-Mazda:

"Der, welcher den Samen vermengt der Frommen und Unfrom-
men, der Verehrer der Dävas und derer, die die Dävas nicht verehren,
der Sünder und Nichtsünder, und diejenigen, welche sich mit Anbetern
der Dävas vermischen, sollen eher getödtet werden, als giftige Schlangen."
Vend. XVIII. 123. Obgleich das Proselytenmachen den Mazdayacnas
fern bleiben mußte, weil sie es für eine Auszeichnung hielten, als solche
geboren zu sein, so übertrug man doch auch an Fremde dies Vorrecht.
Ja zur Sassanidenzeit werden Andersgläubige sogar bitter verfolgt.

27. (S. 30.) Zoroaster, eigentlich Zarathustra oder Zerethoschtro,
war einer der größesten Religionsstifter und Gesetzgeber. Nach Anquetil
du Perron
bedeutet sein Name "güldener Stern". Ob er in Baktrien,
Medien oder Persien geboren worden sei, ist ungewiß. Nach Anquetil
22. (S. 23.) Herod. VII. 83. 187. Xenoph. Kyrop. VIII. 10.
23. (S. 25.) Die „Augen und Ohren“ des Königs ſind wohl die
Oberſten der Polizei geweſen. Die andern Hofbeamten werden in ver-
ſchiedenen alten Schriftſtellern erwähnt und von Duncker, Geſchichte des
Alterthums II. S. 606 und 614 aufgezählt.
24. (S. 25.) Heracl. Cum. Fragm. I. Plutarch, Artaxerxes 5.,
erzählt, daß die Mutter und die Favoritgemahlin des Königs bei dem-
ſelben geſeſſen habe.
25. (S. 26.) Herod. I. 133 ſagt, die Perſer meinten, die Griechen
müßten hungern, weil man bei ihnen nach der Mahlzeit nichts Son-
derliches mehr auftrüge. Aus neueren Reiſewerken, namentlich Brugſch,
Reiſe nach Perſien, erfahren wir, daß die Jranier heute noch ſehr viel
Leckereien eſſen. J. von Hammer gibt Proben eines Dichters Namens
Abu Jſhak, welcher nur Leckereien beſang.
26.

(S. 30.) Nach dem Buche Eſther 2. 12—14 wurde dieſes
Lehrjahr angewendet, um die Weiber in den Gebrauch von Salben,
Spezereien und Wohlgerüchen einzuweihen. Dieſe Zeit ſcheint uns aber
für derartige Künſte zu lang zu ſein. Warum ſollte man dieſelbe nicht
angewendet haben, um die fremden Weiber den Anforderungen gerecht
zu machen, welche das Geſetz des Zoroaſter an dieſelben macht? Zur
Begründung dieſer Conjectur wollen wir die dahin zielende Stelle —
Vendidad Farg. XVIII. 123 u. 124 wörtlich nach der Spiegel’ſchen
Ueberſetzung citiren:

„Wer übt an Dir, der Du Ahura-Mazda biſt, die größte Rache,
wer thut Dir die größte Plage an?

Darauf entgegnet Ahura-Mazda:

„Der, welcher den Samen vermengt der Frommen und Unfrom-
men, der Verehrer der Dävas und derer, die die Dävas nicht verehren,
der Sünder und Nichtſünder, und diejenigen, welche ſich mit Anbetern
der Dävas vermiſchen, ſollen eher getödtet werden, als giftige Schlangen.“
Vend. XVIII. 123. Obgleich das Proſelytenmachen den Mazdayaçnas
fern bleiben mußte, weil ſie es für eine Auszeichnung hielten, als ſolche
geboren zu ſein, ſo übertrug man doch auch an Fremde dies Vorrecht.
Ja zur Saſſanidenzeit werden Andersgläubige ſogar bitter verfolgt.

27. (S. 30.) Zoroaſter, eigentlich Zarathuſtra oder Zerethoſchtro,
war einer der größeſten Religionsſtifter und Geſetzgeber. Nach Anquetil
du Perron
bedeutet ſein Name „güldener Stern“. Ob er in Baktrien,
Medien oder Perſien geboren worden ſei, iſt ungewiß. Nach Anquetil
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[240/0242] 22. (S. 23.) Herod. VII. 83. 187. Xenoph. Kyrop. VIII. 10. 23. (S. 25.) Die „Augen und Ohren“ des Königs ſind wohl die Oberſten der Polizei geweſen. Die andern Hofbeamten werden in ver- ſchiedenen alten Schriftſtellern erwähnt und von Duncker, Geſchichte des Alterthums II. S. 606 und 614 aufgezählt. 24. (S. 25.) Heracl. Cum. Fragm. I. Plutarch, Artaxerxes 5., erzählt, daß die Mutter und die Favoritgemahlin des Königs bei dem- ſelben geſeſſen habe. 25. (S. 26.) Herod. I. 133 ſagt, die Perſer meinten, die Griechen müßten hungern, weil man bei ihnen nach der Mahlzeit nichts Son- derliches mehr auftrüge. Aus neueren Reiſewerken, namentlich Brugſch, Reiſe nach Perſien, erfahren wir, daß die Jranier heute noch ſehr viel Leckereien eſſen. J. von Hammer gibt Proben eines Dichters Namens Abu Jſhak, welcher nur Leckereien beſang. 26. (S. 30.) Nach dem Buche Eſther 2. 12—14 wurde dieſes Lehrjahr angewendet, um die Weiber in den Gebrauch von Salben, Spezereien und Wohlgerüchen einzuweihen. Dieſe Zeit ſcheint uns aber für derartige Künſte zu lang zu ſein. Warum ſollte man dieſelbe nicht angewendet haben, um die fremden Weiber den Anforderungen gerecht zu machen, welche das Geſetz des Zoroaſter an dieſelben macht? Zur Begründung dieſer Conjectur wollen wir die dahin zielende Stelle — Vendidad Farg. XVIII. 123 u. 124 wörtlich nach der Spiegel’ſchen Ueberſetzung citiren: „Wer übt an Dir, der Du Ahura-Mazda biſt, die größte Rache, wer thut Dir die größte Plage an? Darauf entgegnet Ahura-Mazda: „Der, welcher den Samen vermengt der Frommen und Unfrom- men, der Verehrer der Dävas und derer, die die Dävas nicht verehren, der Sünder und Nichtſünder, und diejenigen, welche ſich mit Anbetern der Dävas vermiſchen, ſollen eher getödtet werden, als giftige Schlangen.“ Vend. XVIII. 123. Obgleich das Proſelytenmachen den Mazdayaçnas fern bleiben mußte, weil ſie es für eine Auszeichnung hielten, als ſolche geboren zu ſein, ſo übertrug man doch auch an Fremde dies Vorrecht. Ja zur Saſſanidenzeit werden Andersgläubige ſogar bitter verfolgt. 27. (S. 30.) Zoroaſter, eigentlich Zarathuſtra oder Zerethoſchtro, war einer der größeſten Religionsſtifter und Geſetzgeber. Nach Anquetil du Perron bedeutet ſein Name „güldener Stern“. Ob er in Baktrien, Medien oder Perſien geboren worden ſei, iſt ungewiß. Nach Anquetil

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/242>, abgerufen am 19.04.2024.