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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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erwekte Andachtsfeur.

Daß ich die Jahre sol erreichen,
Die einem kalten Winter gleichen:
So mindre auch des Alters Weh,
Und laß der Haare weissen Schnee
Der reinlich glänzt, sich auch vermählen,
Mit einem reinen Schmuk der Seelen.

Du giebest mir da es sehr kalt,
Jn meinem stillen Aufenthalt,
Das Feuer das den Frost verdringet,
Der Kälte strenge Macht bezwinget.
Ach! schenke mir dein Gnadenlicht,
Wenn meines Leibesbau zerbricht,
Ein Feur im Glauben anzuzünden,
Den kalten Tod zu überwinden.
Kommt der Natur ein Schandern an,
Wenn ich dreinst muß die dunkle Bahn,
Zur langen Ewigkeit betreten;
So wirst du mich auch HErr! erretten.
Dem Winter folgt der Frühling nach,
Auf finstre Nacht kommt heller Tag;
So laß mich auch am Ende gläuben,
Daß ich nicht werd im Grabe bleiben.
Jm Winter scheinet die Natur
Zwar todt: allein sie schläffet nur;
Sie wird im Frühling durch der Sonnen
Erwärmend Licht und Lebens Bronnen
Von neuen wieder auferwekt,
Wenn Schnee und Eis ist weggelekt:
Laß
B 5

erwekte Andachtsfeur.

Daß ich die Jahre ſol erreichen,
Die einem kalten Winter gleichen:
So mindre auch des Alters Weh,
Und laß der Haare weiſſen Schnee
Der reinlich glaͤnzt, ſich auch vermaͤhlen,
Mit einem reinen Schmuk der Seelen.

Du giebeſt mir da es ſehr kalt,
Jn meinem ſtillen Aufenthalt,
Das Feuer das den Froſt verdringet,
Der Kaͤlte ſtrenge Macht bezwinget.
Ach! ſchenke mir dein Gnadenlicht,
Wenn meines Leibesbau zerbricht,
Ein Feur im Glauben anzuzuͤnden,
Den kalten Tod zu uͤberwinden.
Kommt der Natur ein Schandern an,
Wenn ich dreinſt muß die dunkle Bahn,
Zur langen Ewigkeit betreten;
So wirſt du mich auch HErr! erretten.
Dem Winter folgt der Fruͤhling nach,
Auf finſtre Nacht kommt heller Tag;
So laß mich auch am Ende glaͤuben,
Daß ich nicht werd im Grabe bleiben.
Jm Winter ſcheinet die Natur
Zwar todt: allein ſie ſchlaͤffet nur;
Sie wird im Fruͤhling durch der Sonnen
Erwaͤrmend Licht und Lebens Bronnen
Von neuen wieder auferwekt,
Wenn Schnee und Eis iſt weggelekt:
Laß
B 5
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[25/0041] erwekte Andachtsfeur. Daß ich die Jahre ſol erreichen, Die einem kalten Winter gleichen: So mindre auch des Alters Weh, Und laß der Haare weiſſen Schnee Der reinlich glaͤnzt, ſich auch vermaͤhlen, Mit einem reinen Schmuk der Seelen. Du giebeſt mir da es ſehr kalt, Jn meinem ſtillen Aufenthalt, Das Feuer das den Froſt verdringet, Der Kaͤlte ſtrenge Macht bezwinget. Ach! ſchenke mir dein Gnadenlicht, Wenn meines Leibesbau zerbricht, Ein Feur im Glauben anzuzuͤnden, Den kalten Tod zu uͤberwinden. Kommt der Natur ein Schandern an, Wenn ich dreinſt muß die dunkle Bahn, Zur langen Ewigkeit betreten; So wirſt du mich auch HErr! erretten. Dem Winter folgt der Fruͤhling nach, Auf finſtre Nacht kommt heller Tag; So laß mich auch am Ende glaͤuben, Daß ich nicht werd im Grabe bleiben. Jm Winter ſcheinet die Natur Zwar todt: allein ſie ſchlaͤffet nur; Sie wird im Fruͤhling durch der Sonnen Erwaͤrmend Licht und Lebens Bronnen Von neuen wieder auferwekt, Wenn Schnee und Eis iſt weggelekt: Laß B 5

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/41>, abgerufen am 28.03.2024.