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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Gesichtspunkte der Pflanzengeographie.
anderer geographisch arbeitender Disziplinen, mit der
speziellen Länderkunde als ihrer Grundlage, mit der
geographischen Geologie und Zoologie, der Klimatologie
und Hydrographie. Dadurch rückt die Pflanzengeographie
aus dem engeren Rahmen rein botanischer Forschung
heraus und stellt sich in den Kreis derjenigen Wissen-
schaftsgebiete, welche in ihren gegenseitigen Beziehungen
die physikalische Geographie weitesten Umfanges bilden.
Selbst mit der Kulturgeographie steht sie in nächster
Verknüpfung.

Grisebach unterschied bei seiner Besprechung des
Standpunktes der Pflanzengeographie i. J. 1866 (siehe
Abhandl. S. 307) als deren Teile eine topographische,
eine klimatologische und eine geologische Geobotanik.
Mit gewissen Umstellungen und Erweiterungen können
wir diese Einteilung auch heute noch zu der wissen-
schaftlichen Grundlage machen, indem wir folgende Ge-
sichtspunkte aufstellen:

A. Die Pflanze in ihrer biologischen Entwickelung
(Lebensgestaltung) unter dem Einfluss bestimmter,
von Ort zu Ort wechselnder äusserer Lebens-
bedingungen. (Erweiterte klimatologische Geo-
botanik.)
B. Die Ausbildung gemeinsamer Areale für be-
stimmte einheitliche Gruppen des Pflanzensystems
im Verlauf der Erdentwickelung, und die Wirkung
der grossen Verbreitungssperren auf die an jedem
Orte sich zusammenfindende Flora. (Erweiterte
geologische Geobotanik.)
C. Der Geselligkeitsanschluss bestimmter Pflanzen-
arten unter bestimmten biologischen Grundformen
zu einer nach Standorten und Ländern verschie-
denen, zusammenhängenden oder lichten Vege-
tationsdecke. (Erweiterte topographische Geo-
botanik und Vegetations-Physiognomie.)

Diesen drei Gesichtspunkten wird durch den Ein-
fluss, welchen der Mensch auf die Umgestaltung der Erd-
oberfläche genommen hat und weiter nimmt, noch ein
vierter beigefügt:

Gesichtspunkte der Pflanzengeographie.
anderer geographisch arbeitender Disziplinen, mit der
speziellen Länderkunde als ihrer Grundlage, mit der
geographischen Geologie und Zoologie, der Klimatologie
und Hydrographie. Dadurch rückt die Pflanzengeographie
aus dem engeren Rahmen rein botanischer Forschung
heraus und stellt sich in den Kreis derjenigen Wissen-
schaftsgebiete, welche in ihren gegenseitigen Beziehungen
die physikalische Geographie weitesten Umfanges bilden.
Selbst mit der Kulturgeographie steht sie in nächster
Verknüpfung.

Grisebach unterschied bei seiner Besprechung des
Standpunktes der Pflanzengeographie i. J. 1866 (siehe
Abhandl. S. 307) als deren Teile eine topographische,
eine klimatologische und eine geologische Geobotanik.
Mit gewissen Umstellungen und Erweiterungen können
wir diese Einteilung auch heute noch zu der wissen-
schaftlichen Grundlage machen, indem wir folgende Ge-
sichtspunkte aufstellen:

A. Die Pflanze in ihrer biologischen Entwickelung
(Lebensgestaltung) unter dem Einfluss bestimmter,
von Ort zu Ort wechselnder äusserer Lebens-
bedingungen. (Erweiterte klimatologische Geo-
botanik.)
B. Die Ausbildung gemeinsamer Areale für be-
stimmte einheitliche Gruppen des Pflanzensystems
im Verlauf der Erdentwickelung, und die Wirkung
der grossen Verbreitungssperren auf die an jedem
Orte sich zusammenfindende Flora. (Erweiterte
geologische Geobotanik.)
C. Der Geselligkeitsanschluss bestimmter Pflanzen-
arten unter bestimmten biologischen Grundformen
zu einer nach Standorten und Ländern verschie-
denen, zusammenhängenden oder lichten Vege-
tationsdecke. (Erweiterte topographische Geo-
botanik und Vegetations-Physiognomie.)

Diesen drei Gesichtspunkten wird durch den Ein-
fluss, welchen der Mensch auf die Umgestaltung der Erd-
oberfläche genommen hat und weiter nimmt, noch ein
vierter beigefügt:

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[2/0024] Gesichtspunkte der Pflanzengeographie. anderer geographisch arbeitender Disziplinen, mit der speziellen Länderkunde als ihrer Grundlage, mit der geographischen Geologie und Zoologie, der Klimatologie und Hydrographie. Dadurch rückt die Pflanzengeographie aus dem engeren Rahmen rein botanischer Forschung heraus und stellt sich in den Kreis derjenigen Wissen- schaftsgebiete, welche in ihren gegenseitigen Beziehungen die physikalische Geographie weitesten Umfanges bilden. Selbst mit der Kulturgeographie steht sie in nächster Verknüpfung. Grisebach unterschied bei seiner Besprechung des Standpunktes der Pflanzengeographie i. J. 1866 (siehe Abhandl. S. 307) als deren Teile eine topographische, eine klimatologische und eine geologische Geobotanik. Mit gewissen Umstellungen und Erweiterungen können wir diese Einteilung auch heute noch zu der wissen- schaftlichen Grundlage machen, indem wir folgende Ge- sichtspunkte aufstellen: A. Die Pflanze in ihrer biologischen Entwickelung (Lebensgestaltung) unter dem Einfluss bestimmter, von Ort zu Ort wechselnder äusserer Lebens- bedingungen. (Erweiterte klimatologische Geo- botanik.) B. Die Ausbildung gemeinsamer Areale für be- stimmte einheitliche Gruppen des Pflanzensystems im Verlauf der Erdentwickelung, und die Wirkung der grossen Verbreitungssperren auf die an jedem Orte sich zusammenfindende Flora. (Erweiterte geologische Geobotanik.) C. Der Geselligkeitsanschluss bestimmter Pflanzen- arten unter bestimmten biologischen Grundformen zu einer nach Standorten und Ländern verschie- denen, zusammenhängenden oder lichten Vege- tationsdecke. (Erweiterte topographische Geo- botanik und Vegetations-Physiognomie.) Diesen drei Gesichtspunkten wird durch den Ein- fluss, welchen der Mensch auf die Umgestaltung der Erd- oberfläche genommen hat und weiter nimmt, noch ein vierter beigefügt:

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/24>, abgerufen am 29.03.2024.