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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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größern. Er begnügte sich, an den beiden wichtigsten Uebergangs-
punkten des Hydaspes zwei Hellenistische Städte zu gründen; die
eine, an der Stelle, wo der Weg von Kaschmir herab über den
Strom kommt und wo die Macedonier selbst in das Land des
Porus hinüber gegangen waren, erhielt nach Alexanders Schlacht-
roß, das in der Schlacht gefallen war, den Namen Bucephala;
etwa drei Meilen unterhalb, wo der Weg aus Taxila über den
Strom führt, wurde die Stadt Nicäa, zrm Gedächtniß des gro-
ßen Sieges so genannt, gegründet 50b). Alexander selbst ließ sein
Heer in dieser schönen und reichen Gegend gegen dreißig Tage
rasten; die Leichenfeier für die in dem Kampf Gefallenen, die Sie-
gesopfer mit Wettkämpfen aller Art verbunden, der erste Anbau
der beiden neuen Städte füllten diese Zeit reichlich aus. Den
König selbst beschäftigten die vielfachen Anordnungen, welche dem
großen Siege folgten 51). Vor Allem wichtig war das politische
Verhältniß zu dem Fürsten Abisares, der trotz der beschworenen
Verträge an dem Kampf gegen Alexander Theil zu nehmen im
Sinne gehabt hatte. Es kam dazu, daß um dieselbe Zeit von Sisikyp-
tos, dem Befehlshaber auf Aornos, die traurige Nachricht ein-
lief, daß die Assakaner den von Alexander eingesetzten Fürsten er-
schlagen und sich empört hätten; die früheren Verbindungen dieses
Stammes mit Abisares und dessen offenbare Treulosigkeit machten
es nur zu wahrscheinlich, daß er nicht ohne Theilnahme an die-
sen gefährlichen Bewegungen war; die Satrapen Tyriaspes am
Paropamisus und Philipp in der Satrapie Indien erhielten den
52)

50b) Nach Strabo XV. p. 270. und Curtius IX. 1. 6. lagen
diese Städte zu beiden Seiten des Stromes; aus Curtius sieht
man, daß die Stadt Bucephala oberhalb Nicäa lag; nach Diodor
XVII.
89. könnte es scheinen, daß Bucephala auf der rechten
Seite des Stromes lag; Arrian Periplus p. 25. ed. Hud. und
Schol. Arist. Nub. init. nennen die Stadt Bucephalos Alexan-
dria. -- Nach Plutarch mußte Porus den Namen eines Satrapen
annehmen; bei dem gänzlichen Schweigen Arrians und bei der klar
vorliegenden Art des Abhängigkeitsverhältnisses darf man mit Recht
an der Richtigkeit dieser Angabe zweifeln.
51) Arrian. V.
20. Diodor. Curtius
.
52) Strabo XV. p. 271.
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groͤßern. Er begnuͤgte ſich, an den beiden wichtigſten Uebergangs-
punkten des Hydaspes zwei Helleniſtiſche Staͤdte zu gruͤnden; die
eine, an der Stelle, wo der Weg von Kaſchmir herab uͤber den
Strom kommt und wo die Macedonier ſelbſt in das Land des
Porus hinuͤber gegangen waren, erhielt nach Alexanders Schlacht-
roß, das in der Schlacht gefallen war, den Namen Bucephala;
etwa drei Meilen unterhalb, wo der Weg aus Taxila uͤber den
Strom fuͤhrt, wurde die Stadt Nicaͤa, zrm Gedaͤchtniß des gro-
ßen Sieges ſo genannt, gegruͤndet 50b). Alexander ſelbſt ließ ſein
Heer in dieſer ſchoͤnen und reichen Gegend gegen dreißig Tage
raſten; die Leichenfeier fuͤr die in dem Kampf Gefallenen, die Sie-
gesopfer mit Wettkaͤmpfen aller Art verbunden, der erſte Anbau
der beiden neuen Staͤdte fuͤllten dieſe Zeit reichlich aus. Den
Koͤnig ſelbſt beſchaͤftigten die vielfachen Anordnungen, welche dem
großen Siege folgten 51). Vor Allem wichtig war das politiſche
Verhaͤltniß zu dem Fuͤrſten Abiſares, der trotz der beſchworenen
Vertraͤge an dem Kampf gegen Alexander Theil zu nehmen im
Sinne gehabt hatte. Es kam dazu, daß um dieſelbe Zeit von Siſikyp-
tos, dem Befehlshaber auf Aornos, die traurige Nachricht ein-
lief, daß die Aſſakaner den von Alexander eingeſetzten Fuͤrſten er-
ſchlagen und ſich empoͤrt haͤtten; die fruͤheren Verbindungen dieſes
Stammes mit Abiſares und deſſen offenbare Treuloſigkeit machten
es nur zu wahrſcheinlich, daß er nicht ohne Theilnahme an die-
ſen gefaͤhrlichen Bewegungen war; die Satrapen Tyriaspes am
Paropamiſus und Philipp in der Satrapie Indien erhielten den
52)

50b) Nach Strabo XV. p. 270. und Curtius IX. 1. 6. lagen
dieſe Staͤdte zu beiden Seiten des Stromes; aus Curtius ſieht
man, daß die Stadt Bucephala oberhalb Nicaͤa lag; nach Diodor
XVII.
89. koͤnnte es ſcheinen, daß Bucephala auf der rechten
Seite des Stromes lag; Arrian Periplus p. 25. ed. Hud. und
Schol. Arist. Nub. init. nennen die Stadt Bucephalos Alexan-
dria. — Nach Plutarch mußte Porus den Namen eines Satrapen
annehmen; bei dem gaͤnzlichen Schweigen Arrians und bei der klar
vorliegenden Art des Abhaͤngigkeitsverhaͤltniſſes darf man mit Recht
an der Richtigkeit dieſer Angabe zweifeln.
51) Arrian. V.
20. Diodor. Curtius
.
52) Strabo XV. p. 271.
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[403/0417] groͤßern. Er begnuͤgte ſich, an den beiden wichtigſten Uebergangs- punkten des Hydaspes zwei Helleniſtiſche Staͤdte zu gruͤnden; die eine, an der Stelle, wo der Weg von Kaſchmir herab uͤber den Strom kommt und wo die Macedonier ſelbſt in das Land des Porus hinuͤber gegangen waren, erhielt nach Alexanders Schlacht- roß, das in der Schlacht gefallen war, den Namen Bucephala; etwa drei Meilen unterhalb, wo der Weg aus Taxila uͤber den Strom fuͤhrt, wurde die Stadt Nicaͤa, zrm Gedaͤchtniß des gro- ßen Sieges ſo genannt, gegruͤndet 50b). Alexander ſelbſt ließ ſein Heer in dieſer ſchoͤnen und reichen Gegend gegen dreißig Tage raſten; die Leichenfeier fuͤr die in dem Kampf Gefallenen, die Sie- gesopfer mit Wettkaͤmpfen aller Art verbunden, der erſte Anbau der beiden neuen Staͤdte fuͤllten dieſe Zeit reichlich aus. Den Koͤnig ſelbſt beſchaͤftigten die vielfachen Anordnungen, welche dem großen Siege folgten 51). Vor Allem wichtig war das politiſche Verhaͤltniß zu dem Fuͤrſten Abiſares, der trotz der beſchworenen Vertraͤge an dem Kampf gegen Alexander Theil zu nehmen im Sinne gehabt hatte. Es kam dazu, daß um dieſelbe Zeit von Siſikyp- tos, dem Befehlshaber auf Aornos, die traurige Nachricht ein- lief, daß die Aſſakaner den von Alexander eingeſetzten Fuͤrſten er- ſchlagen und ſich empoͤrt haͤtten; die fruͤheren Verbindungen dieſes Stammes mit Abiſares und deſſen offenbare Treuloſigkeit machten es nur zu wahrſcheinlich, daß er nicht ohne Theilnahme an die- ſen gefaͤhrlichen Bewegungen war; die Satrapen Tyriaspes am Paropamiſus und Philipp in der Satrapie Indien erhielten den 52) 50b) Nach Strabo XV. p. 270. und Curtius IX. 1. 6. lagen dieſe Staͤdte zu beiden Seiten des Stromes; aus Curtius ſieht man, daß die Stadt Bucephala oberhalb Nicaͤa lag; nach Diodor XVII. 89. koͤnnte es ſcheinen, daß Bucephala auf der rechten Seite des Stromes lag; Arrian Periplus p. 25. ed. Hud. und Schol. Arist. Nub. init. nennen die Stadt Bucephalos Alexan- dria. — Nach Plutarch mußte Porus den Namen eines Satrapen annehmen; bei dem gaͤnzlichen Schweigen Arrians und bei der klar vorliegenden Art des Abhaͤngigkeitsverhaͤltniſſes darf man mit Recht an der Richtigkeit dieſer Angabe zweifeln. 51) Arrian. V. 20. Diodor. Curtius. 52) Strabo XV. p. 271. 26 *

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/417>, abgerufen am 19.04.2024.