Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

Bild:
<< vorherige Seite

Das war das Ende des Königs Darius Kodomannus, der,
durch ein finsteres Verhängniß bis in den Tod verfolgt, die Schuld
seiner Ahnen gebüßt und gesühnt hat. Nicht daß er selbst ohne

genauere Betrachtung fordert, sich zuerst über das Lokale genau zu
unterrichten. Von Hamadan zu den Ruinen von Ragä oder Rey
sind nach Arrowsmiths Karte zu Fraser's Journey into Khorasan
215 Englische Meilen (60 Fars. Ebn Kaukal p. 167), die Alexander
in eilf Tagen zurücklegte; Plutarch (cp. 43.) macht daraus 3300
Stadien oder 66 Meilen. Von Ragä aus führen zwei Wege gen
Osten, der eine über Gilard und Serbendan gen Firuzkuh, wo sich
die Straße nordwärts durch das Waldgebirge Hyrkaniens gen
Sari wendet, der andere am südlichen Saume der Berge entlang
über Kebud Gumbed bei einer weitläuftigen Ruinenmasse vorüber
(gegen sieben Meilen von Rey) in die Paßgegend hinein, die bei Aiwan-
i-Keif beginnt und entweder nordwärts bei Sahrun vorüber nach
Firuzkuh in die frühere Straße (Ousely), oder unter dem Namen
Gurdun-i-Sirdara ostwärts gen Khuar (Choarene bei Isidor, Choara,
amoenissimus sinus
nach Plin. VI. 15.) und von hier durch ebenes
Land gen Damaghan (cf. Chereffeddin VI. c. 19. p. 154 und V. 2.
p.
205.) führt. Daß nur diese Straße die von Alexander verfolgte
sein kann, ist durch Fraser (p. 291) auf das entschiedenste aus der
Natur der Gegend erwiesen; nur auf diesem Wege konnte Alexander
in die öde Gegend kommen, die ihn Leute zum Fouragiren auszu-
schicken nöthigte. Alte Zeugnisse bestätigen, daß die Pässe zwischen
Aiwan-i-Keif und Khuar oder Mahallehbagh dieselben Kaspischen
Thore sind, von denen aus so viele Messungen im Alterthume be-
stimmt wurden; denn Apollodor sagt (bei Strabo XI. p. 435.) von
Ragä bis zu den Pässen seien 500 Stadien (zehn Meilen, wie auch
Ousely und Fraser angeben; 57 M. P. von Rey bis Kahda geogr.
Nub. p.
209), von den Pässen bis Hekatompylos 1960 Stadien
(nicht 1260, wie eine Seite später in den Ausgaben Strabos steht;
noch 130 M. P., wie Plin. VI. 15. angiebt; beide Angaben würden
wenig über Semnoun, Apamea Isidors, hinausführen), d. h. 39 Mei-
len; und bei Fraser sind von Aiwan-i-Keif bis Damaghan 164--168
Englische Meilen, eine Differenz, die mir zu unbedeutend erscheint, um ih-
rentwegen zu zweifeln, daß diese wichtige Stadt, in der sich die Wege von
allen Richtungen vereinen, das alte Hekatompylos ist (cf. Polyb. X. p. 28);
überdies könnte man leicht daran denken, gen Osten sei vom Ostein-

Das war das Ende des Königs Darius Kodomannus, der,
durch ein finſteres Verhängniß bis in den Tod verfolgt, die Schuld
ſeiner Ahnen gebüßt und geſühnt hat. Nicht daß er ſelbſt ohne

genauere Betrachtung fordert, ſich zuerſt über das Lokale genau zu
unterrichten. Von Hamadan zu den Ruinen von Ragä oder Rey
ſind nach Arrowſmiths Karte zu Fraser’s Journey into Khorasan
215 Engliſche Meilen (60 Farſ. Ebn Kaukal p. 167), die Alexander
in eilf Tagen zurücklegte; Plutarch (cp. 43.) macht daraus 3300
Stadien oder 66 Meilen. Von Ragä aus führen zwei Wege gen
Oſten, der eine über Gilard und Serbendan gen Firuzkuh, wo ſich
die Straße nordwärts durch das Waldgebirge Hyrkaniens gen
Sari wendet, der andere am ſüdlichen Saume der Berge entlang
über Kebud Gumbed bei einer weitläuftigen Ruinenmaſſe vorüber
(gegen ſieben Meilen von Rey) in die Paßgegend hinein, die bei Aiwan-
i-Keif beginnt und entweder nordwärts bei Sahrun vorüber nach
Firuzkuh in die frühere Straße (Ousely), oder unter dem Namen
Gurdun-i-Sirdara oſtwärts gen Khuar (Choarene bei Isidor, Choara,
amoenissimus sinus
nach Plin. VI. 15.) und von hier durch ebenes
Land gen Damaghan (cf. Chereffeddin VI. c. 19. p. 154 und V. 2.
p.
205.) führt. Daß nur dieſe Straße die von Alexander verfolgte
ſein kann, iſt durch Fraſer (p. 291) auf das entſchiedenſte aus der
Natur der Gegend erwieſen; nur auf dieſem Wege konnte Alexander
in die öde Gegend kommen, die ihn Leute zum Fouragiren auszu-
ſchicken nöthigte. Alte Zeugniſſe beſtätigen, daß die Päſſe zwiſchen
Aiwan-i-Keif und Khuar oder Mahallehbagh dieſelben Kaspiſchen
Thore ſind, von denen aus ſo viele Meſſungen im Alterthume be-
ſtimmt wurden; denn Apollodor ſagt (bei Strabo XI. p. 435.) von
Ragä bis zu den Päſſen ſeien 500 Stadien (zehn Meilen, wie auch
Ouſely und Fraſer angeben; 57 M. P. von Rey bis Kahda geogr.
Nub. p.
209), von den Päſſen bis Hekatompylos 1960 Stadien
(nicht 1260, wie eine Seite ſpäter in den Ausgaben Strabos ſteht;
noch 130 M. P., wie Plin. VI. 15. angiebt; beide Angaben würden
wenig über Semnoun, Apamea Iſidors, hinausführen), d. h. 39 Mei-
len; und bei Fraſer ſind von Aiwan-i-Keif bis Damaghan 164—168
Engliſche Meilen, eine Differenz, die mir zu unbedeutend erſcheint, um ih-
rentwegen zu zweifeln, daß dieſe wichtige Stadt, in der ſich die Wege von
allen Richtungen vereinen, das alte Hekatompylos iſt (cf. Polyb. X. p. 28);
überdies könnte man leicht daran denken, gen Oſten ſei vom Oſtein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0272" n="258"/>
          <p>Das war das Ende des Königs Darius Kodomannus, der,<lb/>
durch ein fin&#x017F;teres Verhängniß bis in den Tod verfolgt, die Schuld<lb/>
&#x017F;einer Ahnen gebüßt und ge&#x017F;ühnt hat. Nicht daß er &#x017F;elb&#x017F;t ohne<lb/><note prev="#note-0271" xml:id="note-0272" next="#note-0273" place="foot" n="66)">genauere Betrachtung fordert, &#x017F;ich zuer&#x017F;t über das Lokale genau zu<lb/>
unterrichten. Von Hamadan zu den Ruinen von Ragä oder Rey<lb/>
&#x017F;ind nach Arrow&#x017F;miths Karte <hi rendition="#g">zu</hi> <hi rendition="#aq">Fraser&#x2019;s Journey into Khorasan</hi><lb/>
215 Engli&#x017F;che Meilen (60 Far&#x017F;. <hi rendition="#aq">Ebn Kaukal p.</hi> 167), die Alexander<lb/>
in eilf Tagen zurücklegte; Plutarch (<hi rendition="#aq">cp.</hi> 43.) macht daraus 3300<lb/>
Stadien oder 66 Meilen. Von Ragä aus führen zwei Wege gen<lb/>
O&#x017F;ten, der eine über Gilard und Serbendan gen Firuzkuh, wo &#x017F;ich<lb/>
die Straße nordwärts durch das Waldgebirge Hyrkaniens gen<lb/>
Sari wendet, der andere am &#x017F;üdlichen Saume der Berge entlang<lb/>
über Kebud Gumbed bei einer weitläuftigen Ruinenma&#x017F;&#x017F;e vorüber<lb/>
(gegen &#x017F;ieben Meilen von Rey) in die Paßgegend hinein, die bei Aiwan-<lb/>
i-Keif beginnt und entweder nordwärts bei Sahrun vorüber nach<lb/>
Firuzkuh in die frühere Straße (<hi rendition="#aq">Ousely</hi>), oder unter dem Namen<lb/>
Gurdun-i-Sirdara o&#x017F;twärts gen Khuar (Choarene bei <hi rendition="#aq">Isidor, Choara,<lb/>
amoenissimus sinus</hi> nach <hi rendition="#aq">Plin. VI.</hi> 15.) und von hier durch ebenes<lb/>
Land gen Damaghan (<hi rendition="#aq">cf. Chereffeddin VI. c. 19. p.</hi> 154 und <hi rendition="#aq">V. 2.<lb/>
p.</hi> 205.) führt. Daß nur die&#x017F;e Straße die von Alexander verfolgte<lb/>
&#x017F;ein kann, i&#x017F;t durch Fra&#x017F;er (<hi rendition="#aq">p.</hi> 291) auf das ent&#x017F;chieden&#x017F;te aus der<lb/>
Natur der Gegend erwie&#x017F;en; nur auf die&#x017F;em Wege konnte Alexander<lb/>
in die öde Gegend kommen, die ihn Leute zum Fouragiren auszu-<lb/>
&#x017F;chicken nöthigte. Alte Zeugni&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;tätigen, daß die Pä&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen<lb/>
Aiwan-i-Keif und Khuar oder Mahallehbagh die&#x017F;elben Kaspi&#x017F;chen<lb/>
Thore &#x017F;ind, von denen aus &#x017F;o viele Me&#x017F;&#x017F;ungen im Alterthume be-<lb/>
&#x017F;timmt wurden; denn Apollodor &#x017F;agt (bei <hi rendition="#aq">Strabo XI. p.</hi> 435.) von<lb/>
Ragä bis zu den Pä&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eien 500 Stadien (zehn Meilen, wie auch<lb/>
Ou&#x017F;ely und Fra&#x017F;er angeben; 57 <hi rendition="#aq">M. P.</hi> von Rey bis Kahda <hi rendition="#aq">geogr.<lb/>
Nub. p.</hi> 209), von den Pä&#x017F;&#x017F;en bis Hekatompylos 1960 Stadien<lb/>
(nicht 1260, wie eine Seite &#x017F;päter in den Ausgaben Strabos &#x017F;teht;<lb/>
noch 130 <hi rendition="#aq">M. P.</hi>, wie <hi rendition="#aq">Plin. VI.</hi> 15. angiebt; beide Angaben würden<lb/>
wenig über Semnoun, <hi rendition="#aq">Apamea</hi> I&#x017F;idors, hinausführen), d. h. 39 Mei-<lb/>
len; und bei Fra&#x017F;er &#x017F;ind von Aiwan-i-Keif bis Damaghan 164&#x2014;168<lb/>
Engli&#x017F;che Meilen, eine Differenz, die mir zu unbedeutend er&#x017F;cheint, um ih-<lb/>
rentwegen zu zweifeln, daß die&#x017F;e wichtige Stadt, in der &#x017F;ich die Wege von<lb/>
allen Richtungen vereinen, das alte Hekatompylos i&#x017F;t (<hi rendition="#aq">cf. Polyb. X. p.</hi> 28);<lb/>
überdies könnte man leicht daran denken, gen O&#x017F;ten &#x017F;ei vom O&#x017F;tein-</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0272] Das war das Ende des Königs Darius Kodomannus, der, durch ein finſteres Verhängniß bis in den Tod verfolgt, die Schuld ſeiner Ahnen gebüßt und geſühnt hat. Nicht daß er ſelbſt ohne 66) 66) genauere Betrachtung fordert, ſich zuerſt über das Lokale genau zu unterrichten. Von Hamadan zu den Ruinen von Ragä oder Rey ſind nach Arrowſmiths Karte zu Fraser’s Journey into Khorasan 215 Engliſche Meilen (60 Farſ. Ebn Kaukal p. 167), die Alexander in eilf Tagen zurücklegte; Plutarch (cp. 43.) macht daraus 3300 Stadien oder 66 Meilen. Von Ragä aus führen zwei Wege gen Oſten, der eine über Gilard und Serbendan gen Firuzkuh, wo ſich die Straße nordwärts durch das Waldgebirge Hyrkaniens gen Sari wendet, der andere am ſüdlichen Saume der Berge entlang über Kebud Gumbed bei einer weitläuftigen Ruinenmaſſe vorüber (gegen ſieben Meilen von Rey) in die Paßgegend hinein, die bei Aiwan- i-Keif beginnt und entweder nordwärts bei Sahrun vorüber nach Firuzkuh in die frühere Straße (Ousely), oder unter dem Namen Gurdun-i-Sirdara oſtwärts gen Khuar (Choarene bei Isidor, Choara, amoenissimus sinus nach Plin. VI. 15.) und von hier durch ebenes Land gen Damaghan (cf. Chereffeddin VI. c. 19. p. 154 und V. 2. p. 205.) führt. Daß nur dieſe Straße die von Alexander verfolgte ſein kann, iſt durch Fraſer (p. 291) auf das entſchiedenſte aus der Natur der Gegend erwieſen; nur auf dieſem Wege konnte Alexander in die öde Gegend kommen, die ihn Leute zum Fouragiren auszu- ſchicken nöthigte. Alte Zeugniſſe beſtätigen, daß die Päſſe zwiſchen Aiwan-i-Keif und Khuar oder Mahallehbagh dieſelben Kaspiſchen Thore ſind, von denen aus ſo viele Meſſungen im Alterthume be- ſtimmt wurden; denn Apollodor ſagt (bei Strabo XI. p. 435.) von Ragä bis zu den Päſſen ſeien 500 Stadien (zehn Meilen, wie auch Ouſely und Fraſer angeben; 57 M. P. von Rey bis Kahda geogr. Nub. p. 209), von den Päſſen bis Hekatompylos 1960 Stadien (nicht 1260, wie eine Seite ſpäter in den Ausgaben Strabos ſteht; noch 130 M. P., wie Plin. VI. 15. angiebt; beide Angaben würden wenig über Semnoun, Apamea Iſidors, hinausführen), d. h. 39 Mei- len; und bei Fraſer ſind von Aiwan-i-Keif bis Damaghan 164—168 Engliſche Meilen, eine Differenz, die mir zu unbedeutend erſcheint, um ih- rentwegen zu zweifeln, daß dieſe wichtige Stadt, in der ſich die Wege von allen Richtungen vereinen, das alte Hekatompylos iſt (cf. Polyb. X. p. 28); überdies könnte man leicht daran denken, gen Oſten ſei vom Oſtein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/272
Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/272>, abgerufen am 25.04.2024.