Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Den Reiter, das verletzte Thier
Im Felde schnauben herrenlos.
Kommandowort -- Trompetenstoß --
Und Holsteins leichte Reiterei
Trabt wie ein Sturmgewölk herbei.
Standarte hoch: da hui! in's Knie,
Den Speer gefällt, die Infanterie
Lag wie ein Wall, und drüber her
Es knatterte wie Wetterschlag;
Der nahen Eiche Wipfel brach.
Dann Pulverdämpfe schwarz und schwer
Verhüllen Alles, einmal noch
Den Qualm durchflog ein matter Schein,
Als nun die Reiter hieben ein.

Heiß ward gekämpft an diesem Tag;
In beiden Heeren Keiner war,
Der weichen mochte um ein Haar.
Und nicht am weißen Berge mag
So wilder Strauß gefochten seyn,
Wo es um eine Krone galt.
Mit den Centauren Weimar brach
Die Linie ohne Widerhalt;
Wohl Mancher stürzte wie ein Stein;
O schwerer Tod! zerbrochen seyn,
Zerschmettert von des Panzers Last!
Was übrig blieb drang frisch voran,
Und auch vom Regimente Spar,
Da kein Pardon zu hoffen war,
Da Aechter jeder einzle Mann.

Den Reiter, das verletzte Thier
Im Felde ſchnauben herrenlos.
Kommandowort — Trompetenſtoß —
Und Holſteins leichte Reiterei
Trabt wie ein Sturmgewölk herbei.
Standarte hoch: da hui! in's Knie,
Den Speer gefällt, die Infanterie
Lag wie ein Wall, und drüber her
Es knatterte wie Wetterſchlag;
Der nahen Eiche Wipfel brach.
Dann Pulverdämpfe ſchwarz und ſchwer
Verhüllen Alles, einmal noch
Den Qualm durchflog ein matter Schein,
Als nun die Reiter hieben ein.

Heiß ward gekämpft an dieſem Tag;
In beiden Heeren Keiner war,
Der weichen mochte um ein Haar.
Und nicht am weißen Berge mag
So wilder Strauß gefochten ſeyn,
Wo es um eine Krone galt.
Mit den Centauren Weimar brach
Die Linie ohne Widerhalt;
Wohl Mancher ſtürzte wie ein Stein;
O ſchwerer Tod! zerbrochen ſeyn,
Zerſchmettert von des Panzers Laſt!
Was übrig blieb drang friſch voran,
Und auch vom Regimente Spar,
Da kein Pardon zu hoffen war,
Da Aechter jeder einzle Mann.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="12">
                <pb facs="#f0571" n="557"/>
                <l>Den Reiter, das verletzte Thier</l><lb/>
                <l>Im Felde &#x017F;chnauben herrenlos.</l><lb/>
                <l>Kommandowort &#x2014; Trompeten&#x017F;toß &#x2014;</l><lb/>
                <l>Und Hol&#x017F;teins leichte Reiterei</l><lb/>
                <l>Trabt wie ein Sturmgewölk herbei.</l><lb/>
                <l>Standarte hoch: da hui! in's Knie,</l><lb/>
                <l>Den Speer gefällt, die Infanterie</l><lb/>
                <l>Lag wie ein Wall, und drüber her</l><lb/>
                <l>Es knatterte wie Wetter&#x017F;chlag;</l><lb/>
                <l>Der nahen Eiche Wipfel brach.</l><lb/>
                <l>Dann Pulverdämpfe &#x017F;chwarz und &#x017F;chwer</l><lb/>
                <l>Verhüllen Alles, einmal noch</l><lb/>
                <l>Den Qualm durchflog ein matter Schein,</l><lb/>
                <l>Als nun die Reiter hieben ein.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="13">
                <l>Heiß ward gekämpft an die&#x017F;em Tag;</l><lb/>
                <l>In beiden Heeren Keiner war,</l><lb/>
                <l>Der weichen mochte um ein Haar.</l><lb/>
                <l>Und nicht am weißen Berge mag</l><lb/>
                <l>So wilder Strauß gefochten &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Wo es um eine Krone galt.</l><lb/>
                <l>Mit den Centauren Weimar brach</l><lb/>
                <l>Die Linie ohne Widerhalt;</l><lb/>
                <l>Wohl Mancher &#x017F;türzte wie ein Stein;</l><lb/>
                <l>O &#x017F;chwerer Tod! zerbrochen &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Zer&#x017F;chmettert von des Panzers La&#x017F;t!</l><lb/>
                <l>Was übrig blieb drang fri&#x017F;ch voran,</l><lb/>
                <l>Und auch vom Regimente Spar,</l><lb/>
                <l>Da kein Pardon zu hoffen war,</l><lb/>
                <l>Da Aechter jeder einzle Mann.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[557/0571] Den Reiter, das verletzte Thier Im Felde ſchnauben herrenlos. Kommandowort — Trompetenſtoß — Und Holſteins leichte Reiterei Trabt wie ein Sturmgewölk herbei. Standarte hoch: da hui! in's Knie, Den Speer gefällt, die Infanterie Lag wie ein Wall, und drüber her Es knatterte wie Wetterſchlag; Der nahen Eiche Wipfel brach. Dann Pulverdämpfe ſchwarz und ſchwer Verhüllen Alles, einmal noch Den Qualm durchflog ein matter Schein, Als nun die Reiter hieben ein. Heiß ward gekämpft an dieſem Tag; In beiden Heeren Keiner war, Der weichen mochte um ein Haar. Und nicht am weißen Berge mag So wilder Strauß gefochten ſeyn, Wo es um eine Krone galt. Mit den Centauren Weimar brach Die Linie ohne Widerhalt; Wohl Mancher ſtürzte wie ein Stein; O ſchwerer Tod! zerbrochen ſeyn, Zerſchmettert von des Panzers Laſt! Was übrig blieb drang friſch voran, Und auch vom Regimente Spar, Da kein Pardon zu hoffen war, Da Aechter jeder einzle Mann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/571
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/571>, abgerufen am 19.04.2024.