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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Radschlagend an des Dammes Hang;
Wie Aale schnellen sie vom Grund,
Und weiter, weiter, Fuchs und Hund.
Der schwankende Wachholder flüstert,
Die Binse rauscht, die Haide knistert,
Und stäubt Phalänen um die Meute.
Sie jappen, klaffen nach der Beute,
Schaumflocken sprühn aus Nas' und Mund;
Noch hat der Fuchs die rechte Weite,
Gelassen trabt er, schleppt den Schweif,
Zieht in dem Thaue dunklen Streif,
Und zeigt verächtlich seine Socken.
Doch bald hebt er die Lunte frisch,
Und, wie im Weiher schnellt der Fisch,
Fort setzt er über Kraut und Schmehlen,
Wirft mit den Läufen Kies und Staub;
Die Meute mit geschwoll'nen Kehlen
Ihm nach wie rasselnd Winterlaub.
Man höret ihre Kiefern knacken,
Wenn fletschend in die Luft sie hacken;
In weitem Kreise so zum Tann,
Und wieder aus dem Dickicht dann
Ertönt das Glockenspiel der Bracken.

Was bricht dort im Gestrippe am Revier?
Im holprichten Galopp stampft es den Grund;
Ha! brüllend Heerdenvieh! voran der Stier,
Und ihnen nach klafft ein versprengter Hund.
Schwerfällig poltern sie das Feld entlang,
Das Horn gesenkt, wagrecht des Schweifes Strang,

Radſchlagend an des Dammes Hang;
Wie Aale ſchnellen ſie vom Grund,
Und weiter, weiter, Fuchs und Hund.
Der ſchwankende Wachholder flüſtert,
Die Binſe rauſcht, die Haide kniſtert,
Und ſtäubt Phalänen um die Meute.
Sie jappen, klaffen nach der Beute,
Schaumflocken ſprühn aus Naſ' und Mund;
Noch hat der Fuchs die rechte Weite,
Gelaſſen trabt er, ſchleppt den Schweif,
Zieht in dem Thaue dunklen Streif,
Und zeigt verächtlich ſeine Socken.
Doch bald hebt er die Lunte friſch,
Und, wie im Weiher ſchnellt der Fiſch,
Fort ſetzt er über Kraut und Schmehlen,
Wirft mit den Läufen Kies und Staub;
Die Meute mit geſchwoll'nen Kehlen
Ihm nach wie raſſelnd Winterlaub.
Man höret ihre Kiefern knacken,
Wenn fletſchend in die Luft ſie hacken;
In weitem Kreiſe ſo zum Tann,
Und wieder aus dem Dickicht dann
Ertönt das Glockenſpiel der Bracken.

Was bricht dort im Geſtrippe am Revier?
Im holprichten Galopp ſtampft es den Grund;
Ha! brüllend Heerdenvieh! voran der Stier,
Und ihnen nach klafft ein verſprengter Hund.
Schwerfällig poltern ſie das Feld entlang,
Das Horn geſenkt, wagrecht des Schweifes Strang,
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[42/0056] Radſchlagend an des Dammes Hang; Wie Aale ſchnellen ſie vom Grund, Und weiter, weiter, Fuchs und Hund. Der ſchwankende Wachholder flüſtert, Die Binſe rauſcht, die Haide kniſtert, Und ſtäubt Phalänen um die Meute. Sie jappen, klaffen nach der Beute, Schaumflocken ſprühn aus Naſ' und Mund; Noch hat der Fuchs die rechte Weite, Gelaſſen trabt er, ſchleppt den Schweif, Zieht in dem Thaue dunklen Streif, Und zeigt verächtlich ſeine Socken. Doch bald hebt er die Lunte friſch, Und, wie im Weiher ſchnellt der Fiſch, Fort ſetzt er über Kraut und Schmehlen, Wirft mit den Läufen Kies und Staub; Die Meute mit geſchwoll'nen Kehlen Ihm nach wie raſſelnd Winterlaub. Man höret ihre Kiefern knacken, Wenn fletſchend in die Luft ſie hacken; In weitem Kreiſe ſo zum Tann, Und wieder aus dem Dickicht dann Ertönt das Glockenſpiel der Bracken. Was bricht dort im Geſtrippe am Revier? Im holprichten Galopp ſtampft es den Grund; Ha! brüllend Heerdenvieh! voran der Stier, Und ihnen nach klafft ein verſprengter Hund. Schwerfällig poltern ſie das Feld entlang, Das Horn geſenkt, wagrecht des Schweifes Strang,

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/56>, abgerufen am 29.03.2024.