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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Bald standen Krieger um den Wunden;
Die Fackel, tiefgesenkt zur Schau,
Sich flimmernd brach im blut'gen Thau.
Was nicht gesucht, das ward gefunden,
Denn deutlich sah man ein, es war
Ein Mann vom Regimente Spar,
Der zuckend lag im gelben Sand,
Die Lederflasche in der Hand.
"Wer kennt ihn?" Eine Stimme sprach.
Die Antwort drauf: "Ich sah ihn oft
"Im Kugelregen, wenn es galt
"Die Schanze nehmen mit Gewalt,
"Und wie ein Sturmbock drängt' er nach.
"Hm, Zufall! seltsam, unverhofft!"
Ein Dritter dann: "Bei meiner Treu!
"Soldatenherz vom ächten Schrot,
"Das nach dem Teufel nichts gefragt,
"Doch öfters trunken, wie man sagt;
"Sein Name war Johannes May."
Allein der Landsknecht war nicht todt;
Ob nahe an der Scheidewand
Des Jenseits, furchtbar, ungekannt.
Den Arm beginnt er matt zu regen,
Das stiere Auge zu bewegen,
Ein Athemzug, gehemmt im Lauf,
"Wo ist der Herzog?" röchelt's auf.
"Hier Kamerad!" Und tief geneigt
Sich Reiherbusch und Handschuh zeigt.
Ein Wort heißt die Begleiter geh'n,
Und wie der Mond das klare Rad
Bald ſtanden Krieger um den Wunden;
Die Fackel, tiefgeſenkt zur Schau,
Sich flimmernd brach im blut'gen Thau.
Was nicht geſucht, das ward gefunden,
Denn deutlich ſah man ein, es war
Ein Mann vom Regimente Spar,
Der zuckend lag im gelben Sand,
Die Lederflaſche in der Hand.
„Wer kennt ihn?“ Eine Stimme ſprach.
Die Antwort drauf: „Ich ſah ihn oft
„Im Kugelregen, wenn es galt
„Die Schanze nehmen mit Gewalt,
„Und wie ein Sturmbock drängt' er nach.
„Hm, Zufall! ſeltſam, unverhofft!“
Ein Dritter dann: „Bei meiner Treu!
„Soldatenherz vom ächten Schrot,
„Das nach dem Teufel nichts gefragt,
„Doch öfters trunken, wie man ſagt;
„Sein Name war Johannes May.“
Allein der Landsknecht war nicht todt;
Ob nahe an der Scheidewand
Des Jenſeits, furchtbar, ungekannt.
Den Arm beginnt er matt zu regen,
Das ſtiere Auge zu bewegen,
Ein Athemzug, gehemmt im Lauf,
„Wo iſt der Herzog?“ röchelt's auf.
„Hier Kamerad!“ Und tief geneigt
Sich Reiherbuſch und Handſchuh zeigt.
Ein Wort heißt die Begleiter geh'n,
Und wie der Mond das klare Rad
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[544/0558] Bald ſtanden Krieger um den Wunden; Die Fackel, tiefgeſenkt zur Schau, Sich flimmernd brach im blut'gen Thau. Was nicht geſucht, das ward gefunden, Denn deutlich ſah man ein, es war Ein Mann vom Regimente Spar, Der zuckend lag im gelben Sand, Die Lederflaſche in der Hand. „Wer kennt ihn?“ Eine Stimme ſprach. Die Antwort drauf: „Ich ſah ihn oft „Im Kugelregen, wenn es galt „Die Schanze nehmen mit Gewalt, „Und wie ein Sturmbock drängt' er nach. „Hm, Zufall! ſeltſam, unverhofft!“ Ein Dritter dann: „Bei meiner Treu! „Soldatenherz vom ächten Schrot, „Das nach dem Teufel nichts gefragt, „Doch öfters trunken, wie man ſagt; „Sein Name war Johannes May.“ Allein der Landsknecht war nicht todt; Ob nahe an der Scheidewand Des Jenſeits, furchtbar, ungekannt. Den Arm beginnt er matt zu regen, Das ſtiere Auge zu bewegen, Ein Athemzug, gehemmt im Lauf, „Wo iſt der Herzog?“ röchelt's auf. „Hier Kamerad!“ Und tief geneigt Sich Reiherbuſch und Handſchuh zeigt. Ein Wort heißt die Begleiter geh'n, Und wie der Mond das klare Rad

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/558>, abgerufen am 19.04.2024.