Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Der noch zum Kampf bereiten Hand,
Durch jener Wort, die ihn gesendet;
Sie schrieb: "Fahrt wohl! Wir müssen fliehn,
Als Heimathlose fürder ziehn;
Legt hin das Schwert! Es war zu kühn,
Das Königsspiel es ist geendet."
Ja, Böhmens Banner ist verloren,
Doch nicht sein Schwert! Er hat geschworen,
Nicht rasten will er Nacht und Tag,
Bis es die Schmach der Herrin brach.
Soll reuig an die Brust er schlagen?
Soll wieder seine Inful tragen?
Noch weiß er, weiß noch einen Mann,
Den auch Geschick nicht beugen kann,
Obwohl er tief und grimmig fühlt.
Für einen Abenteurer hielt
Er ihn bis jetzt; doch mag es seyn!
Auch ihn verließ der Sonne Schein.
Ein Fürst, ein Feldherr war er schon,
Und jetzt? Fortunens kecker Sohn!
So geh' es denn auf eigne Hand!
Und bald um seinen Führer stand
Ein Heer, vom Reiche ausgestoßen,
Landstreicher, flüchtige Matrosen,
Manch' Räuber auch, entfloh'n dem Rad,
Und wen geächtet sonst der Staat.
"So recht! so recht!" der Braunschweig lacht,
Denn ihn auch träf' des Reiches Acht.
Und vor dem Mansfeld7 tritt er auf,
Die Hand ihm bietend: "Nun wohlauf!

Der noch zum Kampf bereiten Hand,
Durch jener Wort, die ihn geſendet;
Sie ſchrieb: „Fahrt wohl! Wir müſſen fliehn,
Als Heimathloſe fürder ziehn;
Legt hin das Schwert! Es war zu kühn,
Das Königsſpiel es iſt geendet.“
Ja, Böhmens Banner iſt verloren,
Doch nicht ſein Schwert! Er hat geſchworen,
Nicht raſten will er Nacht und Tag,
Bis es die Schmach der Herrin brach.
Soll reuig an die Bruſt er ſchlagen?
Soll wieder ſeine Inful tragen?
Noch weiß er, weiß noch einen Mann,
Den auch Geſchick nicht beugen kann,
Obwohl er tief und grimmig fühlt.
Für einen Abenteurer hielt
Er ihn bis jetzt; doch mag es ſeyn!
Auch ihn verließ der Sonne Schein.
Ein Fürſt, ein Feldherr war er ſchon,
Und jetzt? Fortunens kecker Sohn!
So geh' es denn auf eigne Hand!
Und bald um ſeinen Führer ſtand
Ein Heer, vom Reiche ausgeſtoßen,
Landſtreicher, flüchtige Matroſen,
Manch' Räuber auch, entfloh'n dem Rad,
Und wen geächtet ſonſt der Staat.
„So recht! ſo recht!“ der Braunſchweig lacht,
Denn ihn auch träf' des Reiches Acht.
Und vor dem Mansfeld7 tritt er auf,
Die Hand ihm bietend: „Nun wohlauf!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="8">
                <pb facs="#f0517" n="503"/>
                <l>Der noch zum Kampf bereiten Hand,</l><lb/>
                <l>Durch jener Wort, die ihn ge&#x017F;endet;</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;chrieb: &#x201E;Fahrt wohl! Wir mü&#x017F;&#x017F;en fliehn,</l><lb/>
                <l>Als Heimathlo&#x017F;e fürder ziehn;</l><lb/>
                <l>Legt hin das Schwert! Es war zu kühn,</l><lb/>
                <l>Das Königs&#x017F;piel es i&#x017F;t geendet.&#x201C;</l><lb/>
                <l>Ja, Böhmens Banner i&#x017F;t verloren,</l><lb/>
                <l>Doch nicht &#x017F;ein Schwert! Er hat ge&#x017F;chworen,</l><lb/>
                <l>Nicht ra&#x017F;ten will er Nacht und Tag,</l><lb/>
                <l>Bis es die Schmach der Herrin brach.</l><lb/>
                <l>Soll reuig an die Bru&#x017F;t er &#x017F;chlagen?</l><lb/>
                <l>Soll wieder &#x017F;eine Inful tragen?</l><lb/>
                <l>Noch weiß er, weiß noch einen Mann,</l><lb/>
                <l>Den auch Ge&#x017F;chick nicht beugen kann,</l><lb/>
                <l>Obwohl er tief und grimmig fühlt.</l><lb/>
                <l>Für einen Abenteurer hielt</l><lb/>
                <l>Er ihn bis jetzt; doch mag es &#x017F;eyn!</l><lb/>
                <l>Auch ihn verließ der Sonne Schein.</l><lb/>
                <l>Ein Für&#x017F;t, ein Feldherr war er &#x017F;chon,</l><lb/>
                <l>Und jetzt? Fortunens kecker Sohn!</l><lb/>
                <l>So geh' es denn auf eigne Hand!</l><lb/>
                <l>Und bald um &#x017F;einen Führer &#x017F;tand</l><lb/>
                <l>Ein Heer, vom Reiche ausge&#x017F;toßen,</l><lb/>
                <l>Land&#x017F;treicher, flüchtige Matro&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Manch' Räuber auch, entfloh'n dem Rad,</l><lb/>
                <l>Und wen geächtet &#x017F;on&#x017F;t der Staat.</l><lb/>
                <l>&#x201E;So recht! &#x017F;o recht!&#x201C; der Braun&#x017F;chweig lacht,</l><lb/>
                <l>Denn ihn auch träf' des Reiches Acht.</l><lb/>
                <l>Und vor dem Mansfeld7 tritt er auf,</l><lb/>
                <l>Die Hand ihm bietend: &#x201E;Nun wohlauf!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0517] Der noch zum Kampf bereiten Hand, Durch jener Wort, die ihn geſendet; Sie ſchrieb: „Fahrt wohl! Wir müſſen fliehn, Als Heimathloſe fürder ziehn; Legt hin das Schwert! Es war zu kühn, Das Königsſpiel es iſt geendet.“ Ja, Böhmens Banner iſt verloren, Doch nicht ſein Schwert! Er hat geſchworen, Nicht raſten will er Nacht und Tag, Bis es die Schmach der Herrin brach. Soll reuig an die Bruſt er ſchlagen? Soll wieder ſeine Inful tragen? Noch weiß er, weiß noch einen Mann, Den auch Geſchick nicht beugen kann, Obwohl er tief und grimmig fühlt. Für einen Abenteurer hielt Er ihn bis jetzt; doch mag es ſeyn! Auch ihn verließ der Sonne Schein. Ein Fürſt, ein Feldherr war er ſchon, Und jetzt? Fortunens kecker Sohn! So geh' es denn auf eigne Hand! Und bald um ſeinen Führer ſtand Ein Heer, vom Reiche ausgeſtoßen, Landſtreicher, flüchtige Matroſen, Manch' Räuber auch, entfloh'n dem Rad, Und wen geächtet ſonſt der Staat. „So recht! ſo recht!“ der Braunſchweig lacht, Denn ihn auch träf' des Reiches Acht. Und vor dem Mansfeld7 tritt er auf, Die Hand ihm bietend: „Nun wohlauf!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/517
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/517>, abgerufen am 18.04.2024.