Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Daß sie ihn liebte sag' ich nicht,
Sie wahrte treu der Gattin Pflicht.
Zwar durft' er ihren Handschuh tragen,
Das war nicht viel in jenen Tagen,
Ein Spiel, nicht von Bedeutung gar.
Doch edel war er, das ist wahr!
Und jung, und da er liebte, auch
Verklärt von süßer Flamme Hauch.
Sein Gang war adelig, gewandt,
Vor Allem zierlich Fuß und Hand:
Vom Antlitz wich der bittre Hohn
Jetzt träumerischer Schwermuth Thron;
Und zuckt unheimlich es zusammen,
Sie wußte ja, es war um sie;
Wird eine Frau ihn drum verdammen?
Ich weiß es nicht und glaub' es nie.
Kurzum, er wirft die Inful fort
Und greift zum Schwert; ein Panzer hüllt
Die Brust von trüber Glut erfüllt,
So harrend auf der Herrin Wort;
Denn dienen kann ein Fürstensohn
Nur Frauen, Keinem sonst um Lohn. --
Was soll von diesem Zug' ich künden?
Das Schiff nur segelt mit den Winden,
Und ohne Nahrung stirbt die Glut,
Nichts ohne Glück vermag der Muth.
Das war für ihn ein schwerer Tag,
Als nieder Böhmens Banner lag!
Er gab es nicht, es ward entwandt
Daß ſie ihn liebte ſag' ich nicht,
Sie wahrte treu der Gattin Pflicht.
Zwar durft' er ihren Handſchuh tragen,
Das war nicht viel in jenen Tagen,
Ein Spiel, nicht von Bedeutung gar.
Doch edel war er, das iſt wahr!
Und jung, und da er liebte, auch
Verklärt von ſüßer Flamme Hauch.
Sein Gang war adelig, gewandt,
Vor Allem zierlich Fuß und Hand:
Vom Antlitz wich der bittre Hohn
Jetzt träumeriſcher Schwermuth Thron;
Und zuckt unheimlich es zuſammen,
Sie wußte ja, es war um ſie;
Wird eine Frau ihn drum verdammen?
Ich weiß es nicht und glaub' es nie.
Kurzum, er wirft die Inful fort
Und greift zum Schwert; ein Panzer hüllt
Die Bruſt von trüber Glut erfüllt,
So harrend auf der Herrin Wort;
Denn dienen kann ein Fürſtenſohn
Nur Frauen, Keinem ſonſt um Lohn. —
Was ſoll von dieſem Zug' ich künden?
Das Schiff nur ſegelt mit den Winden,
Und ohne Nahrung ſtirbt die Glut,
Nichts ohne Glück vermag der Muth.
Das war für ihn ein ſchwerer Tag,
Als nieder Böhmens Banner lag!
Er gab es nicht, es ward entwandt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0516" n="502"/>
              <lg n="7">
                <l>Daß &#x017F;ie ihn liebte &#x017F;ag' ich nicht,</l><lb/>
                <l>Sie wahrte treu der Gattin Pflicht.</l><lb/>
                <l>Zwar durft' er ihren Hand&#x017F;chuh tragen,</l><lb/>
                <l>Das war nicht viel in jenen Tagen,</l><lb/>
                <l>Ein Spiel, nicht von Bedeutung gar.</l><lb/>
                <l>Doch edel war er, das i&#x017F;t wahr!</l><lb/>
                <l>Und jung, und da er liebte, auch</l><lb/>
                <l>Verklärt von &#x017F;üßer Flamme Hauch.</l><lb/>
                <l>Sein Gang war adelig, gewandt,</l><lb/>
                <l>Vor Allem zierlich Fuß und Hand:</l><lb/>
                <l>Vom Antlitz wich der bittre Hohn</l><lb/>
                <l>Jetzt träumeri&#x017F;cher Schwermuth Thron;</l><lb/>
                <l>Und zuckt unheimlich es zu&#x017F;ammen,</l><lb/>
                <l>Sie wußte ja, es war um &#x017F;ie;</l><lb/>
                <l>Wird eine Frau ihn drum verdammen?</l><lb/>
                <l>Ich weiß es nicht und glaub' es nie.</l><lb/>
                <l>Kurzum, er wirft die Inful fort</l><lb/>
                <l>Und greift zum Schwert; ein Panzer hüllt</l><lb/>
                <l>Die Bru&#x017F;t von trüber Glut erfüllt,</l><lb/>
                <l>So harrend auf der Herrin Wort;</l><lb/>
                <l>Denn dienen kann ein Für&#x017F;ten&#x017F;ohn</l><lb/>
                <l>Nur Frauen, Keinem &#x017F;on&#x017F;t um Lohn. &#x2014;</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="8">
                <l>Was &#x017F;oll von die&#x017F;em Zug' ich künden?</l><lb/>
                <l>Das Schiff nur &#x017F;egelt mit den Winden,</l><lb/>
                <l>Und ohne Nahrung &#x017F;tirbt die Glut,</l><lb/>
                <l>Nichts ohne Glück vermag der Muth.</l><lb/>
                <l>Das war für ihn ein &#x017F;chwerer Tag,</l><lb/>
                <l>Als nieder Böhmens Banner lag!</l><lb/>
                <l>Er gab es nicht, es ward entwandt</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0516] Daß ſie ihn liebte ſag' ich nicht, Sie wahrte treu der Gattin Pflicht. Zwar durft' er ihren Handſchuh tragen, Das war nicht viel in jenen Tagen, Ein Spiel, nicht von Bedeutung gar. Doch edel war er, das iſt wahr! Und jung, und da er liebte, auch Verklärt von ſüßer Flamme Hauch. Sein Gang war adelig, gewandt, Vor Allem zierlich Fuß und Hand: Vom Antlitz wich der bittre Hohn Jetzt träumeriſcher Schwermuth Thron; Und zuckt unheimlich es zuſammen, Sie wußte ja, es war um ſie; Wird eine Frau ihn drum verdammen? Ich weiß es nicht und glaub' es nie. Kurzum, er wirft die Inful fort Und greift zum Schwert; ein Panzer hüllt Die Bruſt von trüber Glut erfüllt, So harrend auf der Herrin Wort; Denn dienen kann ein Fürſtenſohn Nur Frauen, Keinem ſonſt um Lohn. — Was ſoll von dieſem Zug' ich künden? Das Schiff nur ſegelt mit den Winden, Und ohne Nahrung ſtirbt die Glut, Nichts ohne Glück vermag der Muth. Das war für ihn ein ſchwerer Tag, Als nieder Böhmens Banner lag! Er gab es nicht, es ward entwandt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/516
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/516>, abgerufen am 18.04.2024.