Als drüber nun die Stimme dröhnt, Ein dumpf, verhallend, fern Getose, Wie träumend sich im Wolkenschooße Der Donner dehnt.
"Ich habe diesen Bau gestellt, Ich bin der Geist vergangner Jahre! Weh! dieses dumpfe Schlummerfeld Ist schlimmer viel als Todtenbahre! O wann, wann steigt die Stunde auf, Wo ich soll lang Begrabnes schauen? Mein starker Strom, ihr meine Gauen Wann wacht ihr auf?" --
"Ich bin der Wächter an dem Thurm, Mein Ruf sind Felsenhieroglyphen, Mein Hornesstoß der Zeitensturm, Allein sie schliefen, schliefen, schliefen! Und schlafen fort, ich höre nicht Den Meißel klingen am Gesteine, Wo tausend Hände sind wie eine, Ich hör' es nicht!" --
"Und kann nicht ruhn, ich sehe dann Zuvor den alten Krahn sich regen, Daß ich mein treues Richtmaaß kann In eine treue Rechte legen! Wenn durch das Land ein Handschlag schallt, Wie einer alle Pulse klopfen, Ein Strom die Millionen Tropfen --" Da silbern wallt
v. Droste-Hülshof, Gedichte. 22
Als drüber nun die Stimme dröhnt, Ein dumpf, verhallend, fern Getoſe, Wie träumend ſich im Wolkenſchooße Der Donner dehnt.
„Ich habe dieſen Bau geſtellt, Ich bin der Geiſt vergangner Jahre! Weh! dieſes dumpfe Schlummerfeld Iſt ſchlimmer viel als Todtenbahre! O wann, wann ſteigt die Stunde auf, Wo ich ſoll lang Begrabnes ſchauen? Mein ſtarker Strom, ihr meine Gauen Wann wacht ihr auf?“ —
„Ich bin der Wächter an dem Thurm, Mein Ruf ſind Felſenhieroglyphen, Mein Hornesſtoß der Zeitenſturm, Allein ſie ſchliefen, ſchliefen, ſchliefen! Und ſchlafen fort, ich höre nicht Den Meißel klingen am Geſteine, Wo tauſend Hände ſind wie eine, Ich hör' es nicht!“ —
„Und kann nicht ruhn, ich ſehe dann Zuvor den alten Krahn ſich regen, Daß ich mein treues Richtmaaß kann In eine treue Rechte legen! Wenn durch das Land ein Handſchlag ſchallt, Wie einer alle Pulſe klopfen, Ein Strom die Millionen Tropfen —“ Da ſilbern wallt
v. Droſte-Hülshof, Gedichte. 22
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Als drüber nun die Stimme dröhnt,
Ein dumpf, verhallend, fern Getoſe,
Wie träumend ſich im Wolkenſchooße
Der Donner dehnt.
„Ich habe dieſen Bau geſtellt,
Ich bin der Geiſt vergangner Jahre!
Weh! dieſes dumpfe Schlummerfeld
Iſt ſchlimmer viel als Todtenbahre!
O wann, wann ſteigt die Stunde auf,
Wo ich ſoll lang Begrabnes ſchauen?
Mein ſtarker Strom, ihr meine Gauen
Wann wacht ihr auf?“ —
„Ich bin der Wächter an dem Thurm,
Mein Ruf ſind Felſenhieroglyphen,
Mein Hornesſtoß der Zeitenſturm,
Allein ſie ſchliefen, ſchliefen, ſchliefen!
Und ſchlafen fort, ich höre nicht
Den Meißel klingen am Geſteine,
Wo tauſend Hände ſind wie eine,
Ich hör' es nicht!“ —
„Und kann nicht ruhn, ich ſehe dann
Zuvor den alten Krahn ſich regen,
Daß ich mein treues Richtmaaß kann
In eine treue Rechte legen!
Wenn durch das Land ein Handſchlag ſchallt,
Wie einer alle Pulſe klopfen,
Ein Strom die Millionen Tropfen —“
Da ſilbern wallt
v. Droſte-Hülshof, Gedichte. 22
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/351>, abgerufen am 29.03.2024.
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