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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Die Schmiede.
Wie kann der alte Aepfelbaum
So lockre Früchte tragen,
Wo Mistelbüsch' und Mooses Flaum
Aus jeder Ritze ragen?
Halb todt, halb lebend, wie ein Prinz
In einem Ammenmährchen,
Die eine Seite voll Gespinns,
Wurmfraß und Flockenhäärchen,
Langt mit der andern, üppig roth,
Er in die Funkenreigen,
Die knatternd aus der Schmiede Schlot
Wie Sternraketen steigen;
Ein zweiter Scävola hält Jahr
Auf Jahr er seine Rechte
Der Glut entgegen, die kein Haar
Zu sengen sich erfrechte.
Und drunten geht es Pink und Pank,
Man hört die Flamme pfeifen,
Es keucht der Balg aus hohler Flank'
Und bildet Aschenstreifen;
Die Schmiede.
Wie kann der alte Aepfelbaum
So lockre Früchte tragen,
Wo Miſtelbüſch' und Mooſes Flaum
Aus jeder Ritze ragen?
Halb todt, halb lebend, wie ein Prinz
In einem Ammenmährchen,
Die eine Seite voll Geſpinns,
Wurmfraß und Flockenhäärchen,
Langt mit der andern, üppig roth,
Er in die Funkenreigen,
Die knatternd aus der Schmiede Schlot
Wie Sternraketen ſteigen;
Ein zweiter Scävola hält Jahr
Auf Jahr er ſeine Rechte
Der Glut entgegen, die kein Haar
Zu ſengen ſich erfrechte.
Und drunten geht es Pink und Pank,
Man hört die Flamme pfeifen,
Es keucht der Balg aus hohler Flank'
Und bildet Aſchenſtreifen;
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[232/0246] Die Schmiede. Wie kann der alte Aepfelbaum So lockre Früchte tragen, Wo Miſtelbüſch' und Mooſes Flaum Aus jeder Ritze ragen? Halb todt, halb lebend, wie ein Prinz In einem Ammenmährchen, Die eine Seite voll Geſpinns, Wurmfraß und Flockenhäärchen, Langt mit der andern, üppig roth, Er in die Funkenreigen, Die knatternd aus der Schmiede Schlot Wie Sternraketen ſteigen; Ein zweiter Scävola hält Jahr Auf Jahr er ſeine Rechte Der Glut entgegen, die kein Haar Zu ſengen ſich erfrechte. Und drunten geht es Pink und Pank, Man hört die Flamme pfeifen, Es keucht der Balg aus hohler Flank' Und bildet Aſchenſtreifen;

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/246>, abgerufen am 28.03.2024.