Und du in meines Herzens Grund, Mein lieber schlanker blonder Junge, Mit deiner Büchs und braunem Hund, Du klares Aug' und muntre Zunge, Wie oft hört' ich dein Pfeifen nah, Wenn zu der Dogge du gesprochen; Mein lieber Bruder warst du ja, Wie sollte mir das Herz nicht pochen?
Und Manches was die Zeit verweht, Und Manches was sie ließ erkalten, Wie Banquo's Königsreihe geht Und trabt es aus des Waldes Spalten. Auch was mir noch geblieben und Was neu erblüht im Lebensgarten, Der werthen Freunde heitrer Bund, Von drüben muß ich ihn erwarten.
So sitz' ich Stunden wie gebannt, Im Gestern halb und halb im Heute, Mein gutes Fernrohr in der Hand Und lass' es streifen durch die Weite. Am Damme steht ein wilder Strauch, O, schmählich hat mich der betrogen! Rührt ihn der Wind, so mein' ich auch Was Liebes komme hergezogen!
Mit jedem Schritt weiß er zu gehn, Sich anzuformen alle Züge; So mag er denn am Hange stehn, Ein werth Phantom, geliebte Lüge;
Und du in meines Herzens Grund, Mein lieber ſchlanker blonder Junge, Mit deiner Büchs und braunem Hund, Du klares Aug' und muntre Zunge, Wie oft hört' ich dein Pfeifen nah, Wenn zu der Dogge du geſprochen; Mein lieber Bruder warſt du ja, Wie ſollte mir das Herz nicht pochen?
Und Manches was die Zeit verweht, Und Manches was ſie ließ erkalten, Wie Banquo's Königsreihe geht Und trabt es aus des Waldes Spalten. Auch was mir noch geblieben und Was neu erblüht im Lebensgarten, Der werthen Freunde heitrer Bund, Von drüben muß ich ihn erwarten.
So ſitz' ich Stunden wie gebannt, Im Geſtern halb und halb im Heute, Mein gutes Fernrohr in der Hand Und laſſ' es ſtreifen durch die Weite. Am Damme ſteht ein wilder Strauch, O, ſchmählich hat mich der betrogen! Rührt ihn der Wind, ſo mein' ich auch Was Liebes komme hergezogen!
Mit jedem Schritt weiß er zu gehn, Sich anzuformen alle Züge; So mag er denn am Hange ſtehn, Ein werth Phantom, geliebte Lüge;
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Und du in meines Herzens Grund,
Mein lieber ſchlanker blonder Junge,
Mit deiner Büchs und braunem Hund,
Du klares Aug' und muntre Zunge,
Wie oft hört' ich dein Pfeifen nah,
Wenn zu der Dogge du geſprochen;
Mein lieber Bruder warſt du ja,
Wie ſollte mir das Herz nicht pochen?
Und Manches was die Zeit verweht,
Und Manches was ſie ließ erkalten,
Wie Banquo's Königsreihe geht
Und trabt es aus des Waldes Spalten.
Auch was mir noch geblieben und
Was neu erblüht im Lebensgarten,
Der werthen Freunde heitrer Bund,
Von drüben muß ich ihn erwarten.
So ſitz' ich Stunden wie gebannt,
Im Geſtern halb und halb im Heute,
Mein gutes Fernrohr in der Hand
Und laſſ' es ſtreifen durch die Weite.
Am Damme ſteht ein wilder Strauch,
O, ſchmählich hat mich der betrogen!
Rührt ihn der Wind, ſo mein' ich auch
Was Liebes komme hergezogen!
Mit jedem Schritt weiß er zu gehn,
Sich anzuformen alle Züge;
So mag er denn am Hange ſtehn,
Ein werth Phantom, geliebte Lüge;
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/168>, abgerufen am 24.04.2024.
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