Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Darauf kommt es an, ob solche Ehen der Veredlung
des Menschengeschlechts dienen, auf das Princip kommt
es an.

Und überlegen Sie einmal, Herr Professor, wenn
Sie anstatt Jhrer Friederike, die Sie in Jhrer Eitelkeit
und in Jhren Jrrthümern durch ihre blinde Verehrung
nicht unwesentlich bestärkt, eine Gattin zur Seite hätten,
voll Denk- und Urtheilskraft, die offenen Auges Jhre
Fehler sieht, würden Sie nicht mitunter, in Anwand-
lungen von Selbsterkenntniß, ein klein wenig von Jhrer
souveränen Dünkelhaftigkeit ablassen?

Eine liebende, unwissende Gattin, die, entweder im
guten Glauben, oder mit voller Absichtlichkeit, aus ge-
meinen und egoistischen Gründen den Schwachheiten des
Mannes schmeichelt, ist oft genug sein böser Dämon.

Der Mann ist im Allgemeinen mit der Halbbildung
seiner Gattin zufrieden. Dessen ungeachtet ist es ihm
peinlich, wenn in guter Gesellschaft ihre Unwissenheit
allzu handgreiflich hervortritt.

Jhr Wissen und ihr Nichtwissen, Beides soll sie
gleich sorgfältig verbergen.

Als ganz junge Frau war ich einmal in einer Ge-
sellschaft, in der die Rede auf August Boekh kam.

"Wer ist Boekh?" fragte ich harmlos.

Darauf kommt es an, ob solche Ehen der Veredlung
des Menschengeschlechts dienen, auf das Princip kommt
es an.

Und überlegen Sie einmal, Herr Professor, wenn
Sie anstatt Jhrer Friederike, die Sie in Jhrer Eitelkeit
und in Jhren Jrrthümern durch ihre blinde Verehrung
nicht unwesentlich bestärkt, eine Gattin zur Seite hätten,
voll Denk- und Urtheilskraft, die offenen Auges Jhre
Fehler sieht, würden Sie nicht mitunter, in Anwand-
lungen von Selbsterkenntniß, ein klein wenig von Jhrer
souveränen Dünkelhaftigkeit ablassen?

Eine liebende, unwissende Gattin, die, entweder im
guten Glauben, oder mit voller Absichtlichkeit, aus ge-
meinen und egoistischen Gründen den Schwachheiten des
Mannes schmeichelt, ist oft genug sein böser Dämon.

Der Mann ist im Allgemeinen mit der Halbbildung
seiner Gattin zufrieden. Dessen ungeachtet ist es ihm
peinlich, wenn in guter Gesellschaft ihre Unwissenheit
allzu handgreiflich hervortritt.

Jhr Wissen und ihr Nichtwissen, Beides soll sie
gleich sorgfältig verbergen.

Als ganz junge Frau war ich einmal in einer Ge-
sellschaft, in der die Rede auf August Boekh kam.

„Wer ist Boekh?‟ fragte ich harmlos.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0047" n="39"/>
        <p>Darauf kommt es an, ob solche Ehen der Veredlung<lb/>
des Menschengeschlechts dienen, auf das Princip kommt<lb/>
es an.</p><lb/>
        <p>Und überlegen Sie einmal, Herr Professor, wenn<lb/>
Sie anstatt Jhrer Friederike, die Sie in Jhrer Eitelkeit<lb/>
und in Jhren Jrrthümern durch ihre blinde Verehrung<lb/>
nicht unwesentlich bestärkt, eine Gattin zur Seite hätten,<lb/>
voll Denk- und Urtheilskraft, die offenen Auges Jhre<lb/>
Fehler sieht, würden Sie nicht mitunter, in Anwand-<lb/>
lungen von Selbsterkenntniß, ein klein wenig von Jhrer<lb/>
souveränen Dünkelhaftigkeit ablassen?</p><lb/>
        <p>Eine liebende, unwissende Gattin, die, entweder im<lb/>
guten Glauben, oder mit voller Absichtlichkeit, aus ge-<lb/>
meinen und egoistischen Gründen den Schwachheiten des<lb/>
Mannes schmeichelt, ist oft genug sein böser Dämon.</p><lb/>
        <p>Der Mann ist im Allgemeinen mit der Halbbildung<lb/>
seiner Gattin zufrieden. Dessen ungeachtet ist es ihm<lb/>
peinlich, wenn in guter Gesellschaft ihre Unwissenheit<lb/>
allzu handgreiflich hervortritt.</p><lb/>
        <p>Jhr Wissen und ihr Nichtwissen, Beides soll sie<lb/>
gleich sorgfältig verbergen.</p><lb/>
        <p>Als ganz junge Frau war ich einmal in einer Ge-<lb/>
sellschaft, in der die Rede auf August Boekh kam.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wer ist Boekh?&#x201F; fragte ich harmlos.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0047] Darauf kommt es an, ob solche Ehen der Veredlung des Menschengeschlechts dienen, auf das Princip kommt es an. Und überlegen Sie einmal, Herr Professor, wenn Sie anstatt Jhrer Friederike, die Sie in Jhrer Eitelkeit und in Jhren Jrrthümern durch ihre blinde Verehrung nicht unwesentlich bestärkt, eine Gattin zur Seite hätten, voll Denk- und Urtheilskraft, die offenen Auges Jhre Fehler sieht, würden Sie nicht mitunter, in Anwand- lungen von Selbsterkenntniß, ein klein wenig von Jhrer souveränen Dünkelhaftigkeit ablassen? Eine liebende, unwissende Gattin, die, entweder im guten Glauben, oder mit voller Absichtlichkeit, aus ge- meinen und egoistischen Gründen den Schwachheiten des Mannes schmeichelt, ist oft genug sein böser Dämon. Der Mann ist im Allgemeinen mit der Halbbildung seiner Gattin zufrieden. Dessen ungeachtet ist es ihm peinlich, wenn in guter Gesellschaft ihre Unwissenheit allzu handgreiflich hervortritt. Jhr Wissen und ihr Nichtwissen, Beides soll sie gleich sorgfältig verbergen. Als ganz junge Frau war ich einmal in einer Ge- sellschaft, in der die Rede auf August Boekh kam. „Wer ist Boekh?‟ fragte ich harmlos.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/47
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/47>, abgerufen am 25.04.2024.