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Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849.

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Einleitung.

Die Erste, um wohlschmeckend und fein zu kochen, ist
Reinlichkeit, die ich allen jungen Anfängerinnen freund-
lich anempfehle; indem dieselbe bei der ersten Gewöhnung
mit Leichtigkeit sich einübt. Es gehört dazu Sauberkeit
der Hände, Reinlichkeit der Küchengeräthe, Anrichten oder
Tische, große Reinlichkeit im Waschen oder Spülen der
Gemüse, wie überhaupt in dem, was zum Kochen gehört.

Die Zweite ist Sparsamkeit. Diese läßt sich sowohl bei
den feineren, als gewöhnlichen Speisen anwenden. Das
Uebermaß an Zucker, Butter und Gewürzen macht die
Speisen nicht wohlschmeckend, benimmt ihnen aber wohl
das Feine und verdirbt manche gute Schüssel. Sparsam-
keit besteht ferner im Benutzen aller Kleinigkeiten, die die
Küche mit sich bringt, so wie im zweckmäßigen Verwen-
den der Reste, die in andern Gestalten oft wieder ange-
nehme Gerichte liefern.

Die Dritte ist Achtsamkeit und Ueberlegung, die darin
besteht, die Speisen zur rechten Zeit zu Feuer zu bringen,
die Töpfe ja nicht tiefer in's Feuer zu stellen, als es die
darin befindlichen Speisen erfordern, weil grade dadurch,
wenn auch alle übrige Achtsamkeit angewandt wird, so-
wohl Suppen, als Gemüse und Fleischspeisen einen Ne-
bengeschmack erhalten. Das Feuer muß gehörig besorgt
werden, daß die Speisen weder zu stark, noch zu wenig
kochen, oder gar aus dem Kochen kommen, damit sie im
ersten Fall vor Anbrennen gesichert, im zweiten nicht un-
gahr zu Tische gebracht werden.

Die Vierte: daß man, ehe man ein Gericht zu machen
anfängt, die nöthigen Erfordernisse dazu heranholt und
mit ruhiger Ueberlegung vorarbeitet, damit sich später die
Arbeit nicht häufe und man Zeit gewinne, auch auf das
feine Anrichten der Speisen die nöthige Sorgfalt zu ver-
wenden, indem oft die schmackhaftesten Gerichte durch un-

Einleitung.

Die Erſte, um wohlſchmeckend und fein zu kochen, iſt
Reinlichkeit, die ich allen jungen Anfängerinnen freund-
lich anempfehle; indem dieſelbe bei der erſten Gewöhnung
mit Leichtigkeit ſich einübt. Es gehört dazu Sauberkeit
der Hände, Reinlichkeit der Küchengeräthe, Anrichten oder
Tiſche, große Reinlichkeit im Waſchen oder Spülen der
Gemüſe, wie überhaupt in dem, was zum Kochen gehört.

Die Zweite iſt Sparſamkeit. Dieſe läßt ſich ſowohl bei
den feineren, als gewöhnlichen Speiſen anwenden. Das
Uebermaß an Zucker, Butter und Gewürzen macht die
Speiſen nicht wohlſchmeckend, benimmt ihnen aber wohl
das Feine und verdirbt manche gute Schüſſel. Sparſam-
keit beſteht ferner im Benutzen aller Kleinigkeiten, die die
Küche mit ſich bringt, ſo wie im zweckmäßigen Verwen-
den der Reſte, die in andern Geſtalten oft wieder ange-
nehme Gerichte liefern.

Die Dritte iſt Achtſamkeit und Ueberlegung, die darin
beſteht, die Speiſen zur rechten Zeit zu Feuer zu bringen,
die Töpfe ja nicht tiefer in’s Feuer zu ſtellen, als es die
darin befindlichen Speiſen erfordern, weil grade dadurch,
wenn auch alle übrige Achtſamkeit angewandt wird, ſo-
wohl Suppen, als Gemüſe und Fleiſchſpeiſen einen Ne-
bengeſchmack erhalten. Das Feuer muß gehörig beſorgt
werden, daß die Speiſen weder zu ſtark, noch zu wenig
kochen, oder gar aus dem Kochen kommen, damit ſie im
erſten Fall vor Anbrennen geſichert, im zweiten nicht un-
gahr zu Tiſche gebracht werden.

Die Vierte: daß man, ehe man ein Gericht zu machen
anfängt, die nöthigen Erforderniſſe dazu heranholt und
mit ruhiger Ueberlegung vorarbeitet, damit ſich ſpäter die
Arbeit nicht häufe und man Zeit gewinne, auch auf das
feine Anrichten der Speiſen die nöthige Sorgfalt zu ver-
wenden, indem oft die ſchmackhafteſten Gerichte durch un-

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[XXX/0036] Einleitung. Die Erſte, um wohlſchmeckend und fein zu kochen, iſt Reinlichkeit, die ich allen jungen Anfängerinnen freund- lich anempfehle; indem dieſelbe bei der erſten Gewöhnung mit Leichtigkeit ſich einübt. Es gehört dazu Sauberkeit der Hände, Reinlichkeit der Küchengeräthe, Anrichten oder Tiſche, große Reinlichkeit im Waſchen oder Spülen der Gemüſe, wie überhaupt in dem, was zum Kochen gehört. Die Zweite iſt Sparſamkeit. Dieſe läßt ſich ſowohl bei den feineren, als gewöhnlichen Speiſen anwenden. Das Uebermaß an Zucker, Butter und Gewürzen macht die Speiſen nicht wohlſchmeckend, benimmt ihnen aber wohl das Feine und verdirbt manche gute Schüſſel. Sparſam- keit beſteht ferner im Benutzen aller Kleinigkeiten, die die Küche mit ſich bringt, ſo wie im zweckmäßigen Verwen- den der Reſte, die in andern Geſtalten oft wieder ange- nehme Gerichte liefern. Die Dritte iſt Achtſamkeit und Ueberlegung, die darin beſteht, die Speiſen zur rechten Zeit zu Feuer zu bringen, die Töpfe ja nicht tiefer in’s Feuer zu ſtellen, als es die darin befindlichen Speiſen erfordern, weil grade dadurch, wenn auch alle übrige Achtſamkeit angewandt wird, ſo- wohl Suppen, als Gemüſe und Fleiſchſpeiſen einen Ne- bengeſchmack erhalten. Das Feuer muß gehörig beſorgt werden, daß die Speiſen weder zu ſtark, noch zu wenig kochen, oder gar aus dem Kochen kommen, damit ſie im erſten Fall vor Anbrennen geſichert, im zweiten nicht un- gahr zu Tiſche gebracht werden. Die Vierte: daß man, ehe man ein Gericht zu machen anfängt, die nöthigen Erforderniſſe dazu heranholt und mit ruhiger Ueberlegung vorarbeitet, damit ſich ſpäter die Arbeit nicht häufe und man Zeit gewinne, auch auf das feine Anrichten der Speiſen die nöthige Sorgfalt zu ver- wenden, indem oft die ſchmackhafteſten Gerichte durch un-

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Zitationshilfe: Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. XXX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/36>, abgerufen am 24.04.2024.