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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Vorbereitung

Anm. Das Recht der Natur lehret uns, die
häußliche Gesellschaft von der bürgerlichen Gesell-
schaft genau zu unterscheiden. Wer dem nachden-
ket, was wir daselbst von diesem Unterschiede ab-
gehandelt haben, dem wird es nicht schwer fallen,
diese Lehre, die wir jetzo vorgetragen haben, noch
mehr zu bevestigen, und in dieser Verknüpfung
nützliche auch wichtige Folgen zu machen. Es er-
hellet hieraus zugleich, daß der Ausspruch des
Königes Alphonsus klug und vernünftig gewesen
sey, daß die gröste Sorge und das vornehmste
Amt eines Regenten darinnen bestehen müsse, die
Unterthanen reich zu machen, zumal wenn solche
reicher gemacht werden, ihre Regenten unmöglich
arm seyn können. Siehe der Regimentsper-
sonen Lustbuch von Reden und Thaten
Al-
phonsi Regis.

§. 21.
Das Came-
ralwesen, die
Cameralwis-
senschaft

Das Wort Camera hat in den mittlern Zeiten
denjenigen Ort angezeiget, wo man die fürstlichen
Einkünste verwahret hat. Daher ist es geschehen,
daß man durch das Cameralwesen diejenigen Anord-
nungen verstanden hat, welche die Wirthschaft ei-
nes Fürsten bestimmen. Eine regelmäßige Wirth-
schaft gehet auf drey Hauptpunkte. Auf die Erhal-
tung, auf die Vermehrung, und auf die Verwal-
tung der järlichen Einkünfte. Dieß ist genug, ein-
zusehen, warum man durch die Cameralwissen-
schaft
diejenige Wissenschaft verstehet, welche uns
den vernünftigen Weg zeiget, wie die järlichen Ein-
künfte eines Fürsten zu erhalten, zu vermehren und
zu verwalten. Vielleicht giebt es einige, die es nicht
vertragen können, daß wir in der Erklärung der Ca-
meralwissenschaft die besondern Absichten getrennet,
und diese nicht in einem allgemeinen Ausdrukke zu-

sammen
Vorbereitung

Anm. Das Recht der Natur lehret uns, die
haͤußliche Geſellſchaft von der buͤrgerlichen Geſell-
ſchaft genau zu unterſcheiden. Wer dem nachden-
ket, was wir daſelbſt von dieſem Unterſchiede ab-
gehandelt haben, dem wird es nicht ſchwer fallen,
dieſe Lehre, die wir jetzo vorgetragen haben, noch
mehr zu beveſtigen, und in dieſer Verknuͤpfung
nuͤtzliche auch wichtige Folgen zu machen. Es er-
hellet hieraus zugleich, daß der Ausſpruch des
Koͤniges Alphonſus klug und vernuͤnftig geweſen
ſey, daß die groͤſte Sorge und das vornehmſte
Amt eines Regenten darinnen beſtehen muͤſſe, die
Unterthanen reich zu machen, zumal wenn ſolche
reicher gemacht werden, ihre Regenten unmoͤglich
arm ſeyn koͤnnen. Siehe der Regimentsper-
ſonen Luſtbuch von Reden und Thaten
Al-
phonſi Regis.

§. 21.
Das Came-
ralweſen, die
Cameralwiſ-
ſenſchaft

Das Wort Camera hat in den mittlern Zeiten
denjenigen Ort angezeiget, wo man die fuͤrſtlichen
Einkuͤnſte verwahret hat. Daher iſt es geſchehen,
daß man durch das Cameralweſen diejenigen Anord-
nungen verſtanden hat, welche die Wirthſchaft ei-
nes Fuͤrſten beſtimmen. Eine regelmaͤßige Wirth-
ſchaft gehet auf drey Hauptpunkte. Auf die Erhal-
tung, auf die Vermehrung, und auf die Verwal-
tung der jaͤrlichen Einkuͤnfte. Dieß iſt genug, ein-
zuſehen, warum man durch die Cameralwiſſen-
ſchaft
diejenige Wiſſenſchaft verſtehet, welche uns
den vernuͤnftigen Weg zeiget, wie die jaͤrlichen Ein-
kuͤnfte eines Fuͤrſten zu erhalten, zu vermehren und
zu verwalten. Vielleicht giebt es einige, die es nicht
vertragen koͤnnen, daß wir in der Erklaͤrung der Ca-
meralwiſſenſchaft die beſondern Abſichten getrennet,
und dieſe nicht in einem allgemeinen Ausdrukke zu-

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[18/0038] Vorbereitung Anm. Das Recht der Natur lehret uns, die haͤußliche Geſellſchaft von der buͤrgerlichen Geſell- ſchaft genau zu unterſcheiden. Wer dem nachden- ket, was wir daſelbſt von dieſem Unterſchiede ab- gehandelt haben, dem wird es nicht ſchwer fallen, dieſe Lehre, die wir jetzo vorgetragen haben, noch mehr zu beveſtigen, und in dieſer Verknuͤpfung nuͤtzliche auch wichtige Folgen zu machen. Es er- hellet hieraus zugleich, daß der Ausſpruch des Koͤniges Alphonſus klug und vernuͤnftig geweſen ſey, daß die groͤſte Sorge und das vornehmſte Amt eines Regenten darinnen beſtehen muͤſſe, die Unterthanen reich zu machen, zumal wenn ſolche reicher gemacht werden, ihre Regenten unmoͤglich arm ſeyn koͤnnen. Siehe der Regimentsper- ſonen Luſtbuch von Reden und Thaten Al- phonſi Regis. §. 21. Das Wort Camera hat in den mittlern Zeiten denjenigen Ort angezeiget, wo man die fuͤrſtlichen Einkuͤnſte verwahret hat. Daher iſt es geſchehen, daß man durch das Cameralweſen diejenigen Anord- nungen verſtanden hat, welche die Wirthſchaft ei- nes Fuͤrſten beſtimmen. Eine regelmaͤßige Wirth- ſchaft gehet auf drey Hauptpunkte. Auf die Erhal- tung, auf die Vermehrung, und auf die Verwal- tung der jaͤrlichen Einkuͤnfte. Dieß iſt genug, ein- zuſehen, warum man durch die Cameralwiſſen- ſchaft diejenige Wiſſenſchaft verſtehet, welche uns den vernuͤnftigen Weg zeiget, wie die jaͤrlichen Ein- kuͤnfte eines Fuͤrſten zu erhalten, zu vermehren und zu verwalten. Vielleicht giebt es einige, die es nicht vertragen koͤnnen, daß wir in der Erklaͤrung der Ca- meralwiſſenſchaft die beſondern Abſichten getrennet, und dieſe nicht in einem allgemeinen Ausdrukke zu- ſammen

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/38>, abgerufen am 28.03.2024.