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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Dritte

4. Ex opulentia Filii, aus dem Reichthumb des Soh-
nes; Alles was der Vater hat/ das ist sein;
nun aber spirationem
activam,
die Blasung hat der Vater/ derowegen auch der Sohn.

Dieses nun ist mysterium I. Agnoscendum, Ein zwar ver-
borgen Geheimnüß/
aber zugleich solches Geheimnüß/ welches wir
so wol als andere Geheimnüsse verstehen mussen/ so viel uns darvon
1. Timoth.
6, 16.
geoffenbaret. Es wohnet zwar Gott in einem Liecht/ da nie-
man zukommen kan/
aber per sugkatabasin, durch eine sonderbare
Matt. 3, 16.Gemähe und freundliche Zuneigung hat er sich hernieder gelassen. Der
Himmel hat sich auffgethan bey der Tauffe Christi am Jordan/ da der
Heilige Geist sichtiglich in Gestalt einer Tauben herab gefahren/ damit
wir schauen und sehen mögen/ so viel gnug und von nöthen ist. Es ge-
höret dieses Geheimnüß unter die Articul/ davon Athanasius saget:
Wer da will selig werden/ der muß vor allen Dingen dieses
glauben; Der Vater ist Gott/ der Sohn ist Gott/ der Heilige
Geist ist Gott/ und sind doch nicht drey Götter. Eine an-
dere Person ist der Vater/ eine andere der Sohn/ eine andere
der Heilige Geist/ aber der Vater/ Sohn und Heiliger Geist
ist ein einiger Gott/ gleich in der Herrligkeit; Der Heilige
Geist ist vom Vater und Sohn nicht gemacht/ nicht geschaf-
fen/ nicht geboren/ sondern außgehend.
Darumb wir zwischen
zweyen extremis durchseglen müssen/ disseit liegen lassen ignorantiam,
die grobe Vnwissenheit/ jenseit curiositatem, übelführenden Fürwitz.

II. Defendendum, Wir müssen solches Geheimnüß
auch vertheidigen/
nicht allein wider die Photinianer/ welche läugnen
und nicht zugeben wollen/ daß der Heilige Geist eine wahre Per-
son seye:
Sondern auch wider die halßstarrige Griechen in der Griechi-
schen Kirchen/ welche in diesem Stück was besonders gehabt und noch
haben/ daß sie nemlich den Außgang vom Sohn läugnen; Ob wol auff
dem Concilio zu Florentz die Versöhnung tentirt worden/ auch Genna-
dius Scholatius
der Patriarch zu Constantinopel/ ein Geferte Johannis
Paleologi
sich bekehret und wider seine Landes-Leute den Außgang des
Heiligen Geistes defendirt/ so hat er doch nichts außrichten können/ sie sind
v. Osiand.
Cent. 15. p.

477.
auff ihrer alten Geige beharret/ und ist ihre Meynung/ der Heilige Geist
gehe aus vom Vater allein/ und nicht vom Sohne; daraus per conse-

quentiam
Die Dritte

4. Ex opulentiâ Filii, aus dem Reichthumb des Soh-
nes; Alles was der Vater hat/ das iſt ſein;
nun aber ſpirationem
activam,
die Blaſung hat der Vater/ derowegen auch der Sohn.

Dieſes nun iſt myſterium I. Agnoſcendum, Ein zwar ver-
borgen Geheimnuͤß/
aber zugleich ſolches Geheimnuͤß/ welches wir
ſo wol als andere Geheimnuͤſſe verſtehen můſſen/ ſo viel uns darvon
1. Timoth.
6, 16.
geoffenbaret. Es wohnet zwar Gott in einem Liecht/ da nie-
man zukommen kan/
aber per συγκατάβασιν, durch eine ſonderbare
Matt. 3, 16.Gemaͤhe und freundliche Zuneigung hat er ſich hernieder gelaſſen. Der
Himmel hat ſich auffgethan bey der Tauffe Chriſti am Jordan/ da der
Heilige Geiſt ſichtiglich in Geſtalt einer Tauben herab gefahren/ damit
wir ſchauen und ſehen moͤgen/ ſo viel gnug und von noͤthen iſt. Es ge-
hoͤret dieſes Geheimnuͤß unter die Articul/ davon Athanaſius ſaget:
Wer da will ſelig werden/ der muß vor allen Dingen dieſes
glauben; Der Vater iſt Gott/ der Sohn iſt Gott/ der Heilige
Geiſt iſt Gott/ und ſind doch nicht drey Goͤtter. Eine an-
dere Perſon iſt der Vater/ eine andere der Sohn/ eine andere
der Heilige Geiſt/ aber der Vater/ Sohn und Heiliger Geiſt
iſt ein einiger Gott/ gleich in der Herrligkeit; Der Heilige
Geiſt iſt vom Vater und Sohn nicht gemacht/ nicht geſchaf-
fen/ nicht geboren/ ſondern außgehend.
Darumb wir zwiſchen
zweyen extremis durchſeglen muͤſſen/ diſſeit liegen laſſen ignorantiam,
die grobe Vnwiſſenheit/ jenſeit curioſitatem, uͤbelfuͤhrenden Fuͤrwitz.

II. Defendendum, Wir muͤſſen ſolches Geheimnuͤß
auch vertheidigen/
nicht allein wider die Photinianer/ welche laͤugnen
und nicht zugeben wollen/ daß der Heilige Geiſt eine wahre Per-
ſon ſeye:
Sondern auch wider die halßſtarrige Griechen in der Griechi-
ſchen Kirchen/ welche in dieſem Stuͤck was beſonders gehabt und noch
haben/ daß ſie nemlich den Außgang vom Sohn laͤugnen; Ob wol auff
dem Concilio zu Florentz die Verſoͤhnung tentirt worden/ auch Genna-
dius Scholatius
der Patriarch zu Conſtantinopel/ ein Geferte Johannis
Paleologi
ſich bekehret und wider ſeine Landes-Leute den Außgang des
Heiligen Geiſtes defendirt/ ſo hat er doch nichts außrichten koͤnnen/ ſie ſind
v. Oſiand.
Cent. 15. p.

477.
auff ihrer alten Geige beharret/ und iſt ihre Meynung/ der Heilige Geiſt
gehe aus vom Vater allein/ und nicht vom Sohne; daraus per conſe-

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[46/0078] Die Dritte 4. Ex opulentiâ Filii, aus dem Reichthumb des Soh- nes; Alles was der Vater hat/ das iſt ſein; nun aber ſpirationem activam, die Blaſung hat der Vater/ derowegen auch der Sohn. Dieſes nun iſt myſterium I. Agnoſcendum, Ein zwar ver- borgen Geheimnuͤß/ aber zugleich ſolches Geheimnuͤß/ welches wir ſo wol als andere Geheimnuͤſſe verſtehen můſſen/ ſo viel uns darvon geoffenbaret. Es wohnet zwar Gott in einem Liecht/ da nie- man zukommen kan/ aber per συγκατάβασιν, durch eine ſonderbare Gemaͤhe und freundliche Zuneigung hat er ſich hernieder gelaſſen. Der Himmel hat ſich auffgethan bey der Tauffe Chriſti am Jordan/ da der Heilige Geiſt ſichtiglich in Geſtalt einer Tauben herab gefahren/ damit wir ſchauen und ſehen moͤgen/ ſo viel gnug und von noͤthen iſt. Es ge- hoͤret dieſes Geheimnuͤß unter die Articul/ davon Athanaſius ſaget: Wer da will ſelig werden/ der muß vor allen Dingen dieſes glauben; Der Vater iſt Gott/ der Sohn iſt Gott/ der Heilige Geiſt iſt Gott/ und ſind doch nicht drey Goͤtter. Eine an- dere Perſon iſt der Vater/ eine andere der Sohn/ eine andere der Heilige Geiſt/ aber der Vater/ Sohn und Heiliger Geiſt iſt ein einiger Gott/ gleich in der Herrligkeit; Der Heilige Geiſt iſt vom Vater und Sohn nicht gemacht/ nicht geſchaf- fen/ nicht geboren/ ſondern außgehend. Darumb wir zwiſchen zweyen extremis durchſeglen muͤſſen/ diſſeit liegen laſſen ignorantiam, die grobe Vnwiſſenheit/ jenſeit curioſitatem, uͤbelfuͤhrenden Fuͤrwitz. 1. Timoth. 6, 16. Matt. 3, 16. II. Defendendum, Wir muͤſſen ſolches Geheimnuͤß auch vertheidigen/ nicht allein wider die Photinianer/ welche laͤugnen und nicht zugeben wollen/ daß der Heilige Geiſt eine wahre Per- ſon ſeye: Sondern auch wider die halßſtarrige Griechen in der Griechi- ſchen Kirchen/ welche in dieſem Stuͤck was beſonders gehabt und noch haben/ daß ſie nemlich den Außgang vom Sohn laͤugnen; Ob wol auff dem Concilio zu Florentz die Verſoͤhnung tentirt worden/ auch Genna- dius Scholatius der Patriarch zu Conſtantinopel/ ein Geferte Johannis Paleologi ſich bekehret und wider ſeine Landes-Leute den Außgang des Heiligen Geiſtes defendirt/ ſo hat er doch nichts außrichten koͤnnen/ ſie ſind auff ihrer alten Geige beharret/ und iſt ihre Meynung/ der Heilige Geiſt gehe aus vom Vater allein/ und nicht vom Sohne; daraus per conſe- quentiam v. Oſiand. Cent. 15. p. 477.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/78>, abgerufen am 29.03.2024.