Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Siebenzehende (Dritte)
Hos. 6, 5.Saltz/ das schwert der Obrigkeit. Beym Propheten Osea braucht der
Heilige Geist eine artige figur hiervon/ und sagt: Jch höfele sie durch
die Propheten/ und tödte sie durch meines Mundes Rede.

Vber welche Wort Lutherus einen schönen commentarium ge-
schrieben: Diß ist eine herrliche und schöne Beschreibung des Kirchen-
und Predig-Ampts/ welches zu allen Zeiten in der Christlichen Gemeine
gewesen/ dann es einem Höfel verglichen wird/ nicht allein/ daß durch die
Krafft des Göttlichen Worts/ das/ so böse und untüchtig ist/ abgehauen
werde/ und etwas guts herfür sprisse/ sondern der Mensch wird auch da-
durch wiederumb gereiniget und neu geboren/ daß derselbe/ welcher zuvor
gar ungeschickt/ und ein knötig Holtz/ und unflätig anzusehen/ auch zum
Werckzeuge Gottes gantz unartig war; gleich als ein feiner/ schlechter und
außpolirter sich gegen Gott erzeige/ der zu heiligen Dingen und Wercken
könne gebraucht werden/ & mox: Die Lehrer und Prediger der Christ-
lichen Kirche thun fürwar nichts anders/ wann sie ihrem Ampt gnug
thun/ dann daß sie die Leute/ als ein grobes und knötiges Holtz behöfeln/
und die Aeste abhauen; Dann gleich wie das Holtz/ so aus der Erden ge-
wachsen/ zu keinem Gebrauch nütz ist/ wanns aber erstlichen mit der Axt
von der Wurtzel abgehauen/ die Aeste und Zacken abgeschlagen werden/
hernacher auch mit dem Höfel oder andern instrumenten fein schlecht und
gerade gemacht wird/ so kan mans alßdann zu mancherley Dingen ge-
brauchen und nütze machen. Also befinden wir auch/ daß noch viel Vn-
flats und böses in den Menschen stecket/ welches man alles durch das
Wort reinigen muß. Der Geitz ist ein sehr unflätiger grober Knot und
böses Laster: Wann nun der Prediger in der Christlichen Kirchen lehret/
daß man sich vor demselben hüten und fliehen soll/ sonderlich wann er den
Geitzigen die Straffe/ die über sie kommen wird/ anzeiget/ so wird er irgend
einen unter seinen Hauffen finden/ welcher Reu und Leid für solche seine
gethane Sünde haben wird/ und sich hinfürder für diesem bösen Laster hü-
ten/ dann das Wort nicht vergebens und ohne Frucht wiederumb zu dem
kommen wird/ der es gegeben hat. So auch von andern Lastern/ wann
sie fleissig von dem Lehrer gestrafft und behöflet werden. Wir sollen aber hier
wol mercken/ daß er nicht spricht/ die Propheten sinds/ die das zackete und
ästige Holtz behöflen/ das ist/ die die Sünder zur Besserung und Busse ver-
mahnen/ sondern daß es Gott selbst thut. Jch/ spricht Er/ habe sie durch
die Propheten behöflet. Dann Er will uns hier lehren/ daß wir nicht auff
unsere Prediger und Lehrer einen Haß werffen/ wann sie die Laster an uns
straffen/ die wol eine Straffe verdienet haben/ sondern daß wir derselben

Wort

Die Siebenzehende (Dritte)
Hoſ. 6, 5.Saltz/ das ſchwert der Obrigkeit. Beym Propheten Oſea braucht der
Heilige Geiſt eine artige figur hiervon/ und ſagt: Jch hoͤfele ſie durch
die Propheten/ und toͤdte ſie durch meines Mundes Rede.

Vber welche Wort Lutherus einen ſchoͤnen commentarium ge-
ſchrieben: Diß iſt eine herrliche und ſchoͤne Beſchreibung des Kirchen-
und Predig-Ampts/ welches zu allen Zeiten in der Chriſtlichen Gemeine
geweſen/ dann es einem Hoͤfel verglichen wird/ nicht allein/ daß durch die
Krafft des Goͤttlichen Worts/ das/ ſo boͤſe und untuͤchtig iſt/ abgehauen
werde/ und etwas guts herfuͤr ſpriſſe/ ſondern der Menſch wird auch da-
durch wiederumb gereiniget und neu geboren/ daß derſelbe/ welcher zuvor
gar ungeſchickt/ und ein knoͤtig Holtz/ und unflaͤtig anzuſehen/ auch zum
Werckzeuge Gottes gantz unartig war; gleich als ein feiner/ ſchlechter und
außpolirter ſich gegen Gott erzeige/ der zu heiligen Dingen und Wercken
koͤnne gebraucht werden/ & mox: Die Lehrer und Prediger der Chriſt-
lichen Kirche thun fuͤrwar nichts anders/ wann ſie ihrem Ampt gnug
thun/ dann daß ſie die Leute/ als ein grobes und knoͤtiges Holtz behoͤfeln/
und die Aeſte abhauen; Dann gleich wie das Holtz/ ſo aus der Erden ge-
wachſen/ zu keinem Gebrauch nuͤtz iſt/ wanns aber erſtlichen mit der Axt
von der Wurtzel abgehauen/ die Aeſte und Zacken abgeſchlagen werden/
hernacher auch mit dem Hoͤfel oder andern inſtrumenten fein ſchlecht und
gerade gemacht wird/ ſo kan mans alßdann zu mancherley Dingen ge-
brauchen und nuͤtze machen. Alſo befinden wir auch/ daß noch viel Vn-
flats und boͤſes in den Menſchen ſtecket/ welches man alles durch das
Wort reinigen muß. Der Geitz iſt ein ſehr unflaͤtiger grober Knot und
boͤſes Laſter: Wann nun der Prediger in der Chriſtlichen Kirchen lehret/
daß man ſich vor demſelben huͤten und fliehen ſoll/ ſonderlich wann er den
Geitzigen die Straffe/ die uͤber ſie kommen wird/ anzeiget/ ſo wird er irgend
einen unter ſeinen Hauffen finden/ welcher Reu und Leid fuͤr ſolche ſeine
gethane Suͤnde haben wird/ und ſich hinfuͤrder fuͤr dieſem boͤſen Laſter huͤ-
ten/ dann das Wort nicht vergebens und ohne Frucht wiederumb zu dem
kommen wird/ der es gegeben hat. So auch von andern Laſtern/ wann
ſie fleiſſig von dem Lehrer geſtrafft und behoͤflet werden. Wir ſollen aber hier
wol mercken/ daß er nicht ſpricht/ die Propheten ſinds/ die das zackete und
aͤſtige Holtz behoͤflen/ das iſt/ die die Suͤnder zur Beſſerung und Buſſe ver-
mahnen/ ſondern daß es Gott ſelbſt thut. Jch/ ſpricht Er/ habe ſie durch
die Propheten behoͤflet. Dann Er will uns hier lehren/ daß wir nicht auff
unſere Prediger und Lehrer einen Haß werffen/ wann ſie die Laſter an uns
ſtraffen/ die wol eine Straffe verdienet haben/ ſondern daß wir derſelben

Wort
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0248" n="216"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Siebenzehende (Dritte)</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ho&#x017F;.</hi> 6, 5.</note>Saltz/ das &#x017F;chwert der Obrigkeit. Beym Propheten O&#x017F;ea braucht der<lb/>
Heilige Gei&#x017F;t eine artige <hi rendition="#aq">figur</hi> hiervon/ und &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Jch ho&#x0364;fele &#x017F;ie durch<lb/>
die Propheten/ und to&#x0364;dte &#x017F;ie durch meines Mundes Rede.</hi></p><lb/>
          <p>Vber welche Wort Lutherus einen &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">commentarium</hi> ge-<lb/>
&#x017F;chrieben: Diß i&#x017F;t eine herrliche und &#x017F;cho&#x0364;ne Be&#x017F;chreibung des Kirchen-<lb/>
und Predig-Ampts/ welches zu allen Zeiten in der Chri&#x017F;tlichen Gemeine<lb/>
gewe&#x017F;en/ dann es einem Ho&#x0364;fel verglichen wird/ nicht allein/ daß durch die<lb/>
Krafft des Go&#x0364;ttlichen Worts/ das/ &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;e <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> untu&#x0364;chtig i&#x017F;t/ abgehauen<lb/>
werde/ und etwas guts herfu&#x0364;r &#x017F;pri&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ondern der Men&#x017F;ch wird auch da-<lb/>
durch wiederumb gereiniget und neu geboren/ daß der&#x017F;elbe/ welcher zuvor<lb/>
gar unge&#x017F;chickt/ und ein kno&#x0364;tig Holtz/ und unfla&#x0364;tig anzu&#x017F;ehen/ auch zum<lb/>
Werckzeuge Gottes gantz unartig war; gleich als ein feiner/ &#x017F;chlechter und<lb/>
außpolirter &#x017F;ich gegen <hi rendition="#k">Gott</hi> erzeige/ der zu heiligen Dingen und Wercken<lb/>
ko&#x0364;nne gebraucht werden/ <hi rendition="#aq">&amp; mox:</hi> Die Lehrer und Prediger der Chri&#x017F;t-<lb/>
lichen Kirche thun fu&#x0364;rwar nichts anders/ wann &#x017F;ie ihrem Ampt gnug<lb/>
thun/ dann daß &#x017F;ie die Leute/ als ein grobes und kno&#x0364;tiges Holtz beho&#x0364;feln/<lb/>
und die Ae&#x017F;te abhauen; Dann gleich wie das Holtz/ &#x017F;o aus der Erden ge-<lb/>
wach&#x017F;en/ zu keinem Gebrauch nu&#x0364;tz i&#x017F;t/ wanns aber er&#x017F;tlichen mit der Axt<lb/>
von der Wurtzel abgehauen/ die Ae&#x017F;te und Zacken abge&#x017F;chlagen werden/<lb/>
hernacher auch mit dem Ho&#x0364;fel oder andern <hi rendition="#aq">in&#x017F;trument</hi>en fein &#x017F;chlecht und<lb/>
gerade gemacht wird/ &#x017F;o kan mans alßdann zu mancherley Dingen ge-<lb/>
brauchen und nu&#x0364;tze machen. Al&#x017F;o befinden wir auch/ daß noch viel Vn-<lb/>
flats und bo&#x0364;&#x017F;es in den Men&#x017F;chen &#x017F;tecket/ welches man alles durch das<lb/>
Wort reinigen muß. Der Geitz i&#x017F;t ein &#x017F;ehr unfla&#x0364;tiger grober Knot und<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es La&#x017F;ter: Wann nun der Prediger in der Chri&#x017F;tlichen Kirchen lehret/<lb/>
daß man &#x017F;ich vor dem&#x017F;elben hu&#x0364;ten und fliehen &#x017F;oll/ &#x017F;onderlich wann er den<lb/>
Geitzigen die Straffe/ die u&#x0364;ber &#x017F;ie kommen wird/ anzeiget/ &#x017F;o wird er irgend<lb/>
einen unter &#x017F;einen Hauffen finden/ welcher Reu und Leid fu&#x0364;r &#x017F;olche &#x017F;eine<lb/>
gethane Su&#x0364;nde haben wird/ und &#x017F;ich hinfu&#x0364;rder fu&#x0364;r die&#x017F;em bo&#x0364;&#x017F;en La&#x017F;ter hu&#x0364;-<lb/>
ten/ dann das Wort nicht vergebens und ohne Frucht wiederumb zu dem<lb/>
kommen wird/ der es gegeben hat. So auch von andern La&#x017F;tern/ wann<lb/>
&#x017F;ie flei&#x017F;&#x017F;ig von dem Lehrer ge&#x017F;trafft und beho&#x0364;flet werden. Wir &#x017F;ollen aber hier<lb/>
wol mercken/ daß er nicht &#x017F;pricht/ die Propheten &#x017F;inds/ die das zackete und<lb/>
a&#x0364;&#x017F;tige Holtz beho&#x0364;flen/ das i&#x017F;t/ die die Su&#x0364;nder zur Be&#x017F;&#x017F;erung und Bu&#x017F;&#x017F;e ver-<lb/>
mahnen/ &#x017F;ondern daß es <hi rendition="#k">Gott</hi> &#x017F;elb&#x017F;t thut. Jch/ &#x017F;pricht Er/ habe &#x017F;ie durch<lb/>
die Propheten beho&#x0364;flet. Dann Er will uns hier lehren/ daß wir nicht auff<lb/>
un&#x017F;ere Prediger und Lehrer einen Haß werffen/ wann &#x017F;ie die La&#x017F;ter an uns<lb/>
&#x017F;traffen/ die wol eine Straffe verdienet haben/ &#x017F;ondern daß wir der&#x017F;elben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wort</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0248] Die Siebenzehende (Dritte) Saltz/ das ſchwert der Obrigkeit. Beym Propheten Oſea braucht der Heilige Geiſt eine artige figur hiervon/ und ſagt: Jch hoͤfele ſie durch die Propheten/ und toͤdte ſie durch meines Mundes Rede. Hoſ. 6, 5. Vber welche Wort Lutherus einen ſchoͤnen commentarium ge- ſchrieben: Diß iſt eine herrliche und ſchoͤne Beſchreibung des Kirchen- und Predig-Ampts/ welches zu allen Zeiten in der Chriſtlichen Gemeine geweſen/ dann es einem Hoͤfel verglichen wird/ nicht allein/ daß durch die Krafft des Goͤttlichen Worts/ das/ ſo boͤſe und untuͤchtig iſt/ abgehauen werde/ und etwas guts herfuͤr ſpriſſe/ ſondern der Menſch wird auch da- durch wiederumb gereiniget und neu geboren/ daß derſelbe/ welcher zuvor gar ungeſchickt/ und ein knoͤtig Holtz/ und unflaͤtig anzuſehen/ auch zum Werckzeuge Gottes gantz unartig war; gleich als ein feiner/ ſchlechter und außpolirter ſich gegen Gott erzeige/ der zu heiligen Dingen und Wercken koͤnne gebraucht werden/ & mox: Die Lehrer und Prediger der Chriſt- lichen Kirche thun fuͤrwar nichts anders/ wann ſie ihrem Ampt gnug thun/ dann daß ſie die Leute/ als ein grobes und knoͤtiges Holtz behoͤfeln/ und die Aeſte abhauen; Dann gleich wie das Holtz/ ſo aus der Erden ge- wachſen/ zu keinem Gebrauch nuͤtz iſt/ wanns aber erſtlichen mit der Axt von der Wurtzel abgehauen/ die Aeſte und Zacken abgeſchlagen werden/ hernacher auch mit dem Hoͤfel oder andern inſtrumenten fein ſchlecht und gerade gemacht wird/ ſo kan mans alßdann zu mancherley Dingen ge- brauchen und nuͤtze machen. Alſo befinden wir auch/ daß noch viel Vn- flats und boͤſes in den Menſchen ſtecket/ welches man alles durch das Wort reinigen muß. Der Geitz iſt ein ſehr unflaͤtiger grober Knot und boͤſes Laſter: Wann nun der Prediger in der Chriſtlichen Kirchen lehret/ daß man ſich vor demſelben huͤten und fliehen ſoll/ ſonderlich wann er den Geitzigen die Straffe/ die uͤber ſie kommen wird/ anzeiget/ ſo wird er irgend einen unter ſeinen Hauffen finden/ welcher Reu und Leid fuͤr ſolche ſeine gethane Suͤnde haben wird/ und ſich hinfuͤrder fuͤr dieſem boͤſen Laſter huͤ- ten/ dann das Wort nicht vergebens und ohne Frucht wiederumb zu dem kommen wird/ der es gegeben hat. So auch von andern Laſtern/ wann ſie fleiſſig von dem Lehrer geſtrafft und behoͤflet werden. Wir ſollen aber hier wol mercken/ daß er nicht ſpricht/ die Propheten ſinds/ die das zackete und aͤſtige Holtz behoͤflen/ das iſt/ die die Suͤnder zur Beſſerung und Buſſe ver- mahnen/ ſondern daß es Gott ſelbſt thut. Jch/ ſpricht Er/ habe ſie durch die Propheten behoͤflet. Dann Er will uns hier lehren/ daß wir nicht auff unſere Prediger und Lehrer einen Haß werffen/ wann ſie die Laſter an uns ſtraffen/ die wol eine Straffe verdienet haben/ ſondern daß wir derſelben Wort

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/248
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/248>, abgerufen am 18.04.2024.